Verschiedene Faktoren können zu einer Thrombose führen: ein ungesunder Lebensstil, Krankheiten und Verletzungen oder eine geringe Gerinnungsneigung. Wird der Blutfluss zu lebenswichtigen Organen behindert, droht ein Infarkt, weswegen die Vorbeugung und Behandlung von Thrombosen so wichtig ist. Ein wichtiger Angriffspunkt für antithrombotische Wirkstoffe ist der Rezeptor Glykoprotein VI (GPVI). Er kommt ausschließlich bei Thrombozyten und ihren Vorläufern vor und wurde zuerst vor 25 Jahren von Prof. Bernhard Nieswandt beschrieben, der auch an der aktuellen Forschung zum Wirkstoff beteiligt ist.
Rezeptor Glykoprotein VI
GPVI ist für die Bindung von Kollagen an der verletzten Gefäßwand verantwortlich und löst das notwendige Verklumpen der Blutplättchen aus. So können Blutungen nach Verletzungen gestillt werden. Daneben ist GPVI bzw. die Thrombozyten an Entzündungsreaktionen beteiligt. Aufgrund des alleinigen Vorkommens an Thrombozyten und seiner Funktion ist GPVI das perfekte Ziel für antithrombotische Wirkstoffe.
Nieswandt entdeckte einen Mechanismus, um GPVI zu hemmen und auch auszuschalten. Dank dieser Grundlagenforschung gibt es bereits einen Wirkstoff, der sich bereits in einer klinischen Phase III-Studie befindet. Nun entwickelte sein eigenes Team einen Antikörper EMA601, der GPVI blockiert und hoch wirksam ist. Sogar in niedrigen Dosen übertrifft er die Wirksamkeit anderer Wirkstoffe, wobei das Blutungsrisiko nicht erhöht wird.
Hohe Wirksamkeit, breiter Einsatz
Erstautor der Studie zu diesem Antikörper, Stefano Navarro, beschreibt den neuen Antikörper wie folgt: „EMA601 ist ein konzeptionell neuartiger und vielversprechender Wirkstoff zur Behandlung und Sekundärprophylaxe von Blutgerinnseln, um Infarkte zu verhindern, aber auch zur Unterdrückung von Entzündungsprozessen, die durch Blutplättchen verursacht werden und lebenswichtige Organe schädigen können.“
Neben der wichtigen Sekundärprophylaxe bietet der neue Wirkstoff den Vorteil, dass die normale Blutgerinnung nicht beeinträchtigt wird. Andere derzeit getestete Wirkstoffe gehen meist mit einer erhöhten Blutungsneigung einher. Insbesondere für Patientinnen und Patienten, bei denen nach erfolgreich behandeltem Herzinfarkt eine Hirnblutung auftritt, kann der neue GPVI-Hemmer vielversprechend sein.
Quelle: idw
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