Neuer Alzheimer-Antikörper verlangsamt kognitiven Abbau
Der der US-Pharmahersteller Eli Lilly hat vorläufige Phase-III-Studiendaten zum Alzheimer-Antikörper Donanemab bekannt gegeben. Demnach verlangsamte die Therapie die klinische Verschlechterung der Erkrankung um 35 Prozent im Vergleich zur Placebogruppe. Die Patientinnen und Patienten waren außerdem 40 Prozent weniger beeinträchtigt, Aktivitäten des täglichen Lebens durchzuführen. Mit einer ausführlichen Darstellung der Studiendaten in einem wissenschaftlichen Fachjournal mit Peer Review sei in Kürze zu rechnen, so das Unternehmen. Auf der Grundlage der Ergebnisse will Lilly die weltweiten Zulassungsanträge so schnell wie möglich einreichen.
Amyloid-Hypothese belegt?
Prof. Dr. Frank Jessen, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Uniklinik Köln, ordnet diese Ergebnisse als „wichtige Nachricht« für die Betroffenen und auch für das Forschungsfeld“ ein. Mit Donanemab habe ein weiterer Anti-Amyloid-Antikörper nach Lecanemab Wirksamkeit in einer Phase-III-Studie gezeigt. Damit werde dieses Therapieprinzip überzeugend gestärkt und man könne von einem kausalen Behandlungsansatz gegen die Alzheimer-Krankheit ausgehen. Prof. Dr. Christian Haass, Leiter der Abteilung für neurodegenerative Erkrankungen an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) sieht das ähnlich. Donanemab sei nun der zweite anti-Aβ-Antikörper, der ganz klar den Gedächtnisverlust verlangsame. Die Reduzierung von Amyloid sei damit sicherlich der richtige Ansatz, um die Krankheit zumindest zu verlangsamen. „Und eines sollte jetzt nun auch endlich mal klar sein, die Amyloid-Hypothese ist keine Hypothese mehr, sondern ein Fakt!“
„Effekt teuer erkauft“
Kritischer fällt das Urteil von Dr. Linda Thienpont von der Alzheimer Forschung Initiative e.V. aus. Auch Donanemab sei leider kein Gamechanger, unterstreicht sie. Der neue Antikörper könne die Alzheimer-Krankheit weder heilen noch stoppen. „Im Vergleich zu Lecanemab (27 Prozent) konnte Donanemab (36 Prozent) den kognitiven Abbau etwas stärker verlangsamen, aber dieser Effekt wurde teuer erkauft: Die Nebenwirkungen wie Hirnschwellungen und Hirnblutungen (ARIA) waren stärker als bei Lecanemab, und es sind sogar zwei Menschen daran gestorben, möglicherweise sogar ein dritter.“
Donanemab versus Lecanemab
Der Antikörper Donanemab erkennt eine Form des Peptids Amyloid-β (Aβ), das bei Alzheimer-Erkrankten im Gehirn in Amyloid-Plaques angehäuft ist. Donanemab zielt darauf ab, diese abgelagerten Plaques zu entfernen, anstatt nur die Ablagerung neuer oder das Wachstum bestehender Plaques zu verhindern.
Ein anderer Antikörper, Lecanemab, der unter dem Handelsnamen Leqembi erhältlich ist und an die löslichen Amyloid-β-Moleküle bindet und damit die Entstehung der Plaques verhindert, wurde im Januar 2023 von der US-Arzneimittelbehörde FDA zur Behandlung von Alzheimer zugelassen. Die Ergebnisse der Phase-III-Studie wurden bei Alzheimerforschenden im November bereits mit großer Zuversicht aufgenommen. Inwiefern die heute veröffentlichten Ergebnisse von Eli Lilly zu bewerten sind und ob Donanemab die Therapieoptionen bei Alzheimer noch weiter voranbringen kann, befragte das SMC Expertinnen und Experten.
Quelle: Die Science Media Center Germany gGmbH (SMC)
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