Der plötzliche Herztod ist für etwa 20 Prozent der Todesfälle in Europa verantwortlich. Vor allem Patientinnen und Patienten, die schon vorher einen Herzinfarkt erlitten haben, sind gefährdet. Bisher wurde vor allem die linksventrikuläre Ejektionsfraktion (LVEF) für eine Risikoeinschätzung betrachtet. Lag der Wert hier unter 35 Prozent Pumpleistung oder niedriger, haben die gängigen Leitlinien die Implantation eines Defibrillators (implantierbarer Kardioverter-Defibrillator, ICD) empfohlen. Da diese Empfehlungen auf Studiendaten von vor 20 Jahren basieren, startete das Deutsche Herzzentrum der Charité eine neue Analyse.
Keine zuverlässige Risikoeinschätzung
Denn die Operation zur Implantation eines ICD birgt hohe Kosten und mögliche Risiken für Patientinnen und Patienten. Ob diese noch gerechtfertigt sind, sollte die neue Analyse zeigen. Mehr als 140.000 Daten von Patientinnen und Patienten wurden hierfür untersucht, die in 20 Kohortenstudien nach einem Herzinfarkt über mehrere Jahre beobachtet wurden. Es zeigte sich, dass die LVEF kein zuverlässiger Faktor zur Risikoeinschätzung für den Einsatz eines ICD ist – weder bei Patientinnen und Patienten mit stark beeinträchtigter Pumpfunktion, noch bei denen mit moderaten Einschränkungen. Auch andere klinische Daten konnten hier in Kombination keine Verbesserung der Einschätzung liefern.
Bessere Behandlungsmöglichkeiten bei Herzinsuffizienz
Die Autoren weisen darauf hin, dass neue Medikamente und Behandlungsmöglichkeiten die generelle Situation für Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz verbessert hätten. Schwere Herzrhythmusstörungen und plötzliche Herztode würden daher viel seltener auftreten als noch vor 20 Jahren. Eine Neueinschätzung des Nutzens einer prophylaktischen Defibrillatorimplantation bei Patientinnen und Patienten mit einer LVEF von ≤ 35 Prozent ist daher notwendig, so die Forschenden des Deutschen Herzzentrums der Charité.
Dies soll eine derzeit laufende Studie, die PROFID EHRA-Studie, untersuchen. Hier wird seit 2023 bei mehr als 3600 Patientinnen und Patienten untersucht, ob eine optimale medikamentöse Therapie (OMT) genauso effektiv ist wie eine OMT mit ICD-Implantation (bei Pumpleistung LVEF ≤ 35 Prozent).
Quelle: idw
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