Durch die Verwendung medizinischer Sicherheitsprodukte lässt sich das Risiko von Nadelstichverletzungen um bis zu 100 % reduzieren. Nach Auskunft des Medizinproduktelieferanten Praxisdienst setzen niedergelassene Ärzte in Deutschland Sicherheitsprodukte entsprechend der TRBA 250 jedoch in deutlich geringerem Umfang ein als ihre europäischen Kollegen. Zwar sei ein grundsätzlicher Trend zu entsprechenden Produkten erkennbar, der Anteil an Sicherheitsprodukten liege bei den von Praxisdienst belieferten deutschen Kunden jedoch deutlich unter dem europäischen Durchschnitt. So liege die Bestellrate der deutschen Praxisdienst-Kunden nur bei Sicherheits-Venenverweilkanülen bei über 50 %, bei Sicherheits-Venenpunktionsbestecken lediglich bei ca. 15 % und bei Sicherheits-Kanülen und -Spritzen sowie -Skalpellen sogar nur unter 5 %.
Im Ausland deutlich besser
Ganz anders bei den europäischen Nachbarn. Praxisdienst-Kunden in Großbritannien, Luxemburg und den Niederlanden bestellen ca. 80 % Sicherheitsprodukte, in Österreich, Belgien und der Schweiz liegt der Anteil bei ca. 70 % und in Frankreich, Italien und Spanien sind es ungefähr 55 %. Lediglich die polnischen Kunden verwenden ähnlich zurückhaltend Sicherheitsprodukte wie ihre deutschen Kollegen.
Alle 2 bis 3 Jahre eine Nadelstichverletzung
Je nach Quelle wird davon ausgegangen, dass sich jeder Mitarbeiter im Gesundheitswesen und in der Pflege im Durchschnitt alle 2 bis 3 Jahre eine Nadelstichverletzung zuzieht. Die durch Nadelstichverletzungen verursachten Kosten für Diagnostik und Behandlung belaufen sich schätzungsweise auf 350 bis 500 Euro je Fall. Bei einer durch den Unfall verursachten Infektion sind die Kosten um ein Vielfaches höher.
Motivation eher gering
Die Technischen Regeln für Biologische Arbeitsstoffe (TRBA) schreiben in Abschnitt 4.2.5 klar vor, herkömmliche spitze und scharfe Arbeitsgeräte durch Instrumente mit Sicherheitsvorrichtungen zu ersetzen. Weshalb in Deutschland nur sehr zögerlich Sicherheitsprodukte eingesetzt werden, lässt sich nach der Einschätzung von Praxisdienst in erster Linie damit beantworten, dass die Produkte und Marken über Jahrzehnte bekannt sind und die Motivation zu einer Neuausrichtung daher eher gering ausgeprägt ist. Zudem waren die ersten Sicherheitsprodukte in ihrer Anwendung recht umständlich und komplizierten den gewohnten Arbeitsablauf. Hierdurch wurden einige Anwender mutmaßlich abgeschreckt.
Oft nur unwesentlich teurer
Moderne Sicherheitsprodukte schränken den Anwender nicht mehr ein und sind oftmals auch nur unwesentlich teuer als Produkte ohne Sicherheitsvorrichtung. Zudem kann ein großer Teil der niedergelassenen Ärzte in Deutschland Sicherheitsprodukte, wie Venenverweilkanülen oder Venenpunktionsbestecke, über den Sprechstundenbedarf anfordern. (Praxisdienst, red)
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