Die Leber ist lebensnotwendig für den menschlichen Körper: sie ist das größte innere Organ und die Stoffwechselzentrale im Körper. Sie zeichnet sich auch durch ihre selbstheilenden Kräfte aus. Wird bei einer Operation ein Stück entfernt, kann es in gesunden Menschen rasch nachwachsen. Doch wird die Leber immer wieder geschädigt, wie es bei Hepatitis B oder massivem Alkoholkonsum der Fall ist, greift diese selbstheilende Funktion nicht mehr. Bei der dadurch entstehenden Vernarbung, der sogenannten Leberfibrose, ersetzt der Körper die Leberzellen durch Bindegewebe. Dies führt zur Verhärtung und die Leber kann ihre Aufgabe als Stoffwechselzentrum nicht mehr ausführen. Während die Leberfibrose noch reversibel ist, kann die darauffolgende Leberzirrhose nicht mehr rückgängig gemacht werden und es kann zu einem Leberversagen kommen.
Diesen Prozess der Vernarbung untersuchte nun das Forschungsteam um Prof. Thomas Reiberger, Gastroenterologie und Hepatologie an der MedUni Wien. Das Team untersuchte in zwei Mausmodellen mit verschiedenen Schweregraden der Lebererkrankung die Genaktivität und dazu auch bestimmte Phasen der spontanen Regression. Anhand von Lebergewebsproben sammelten die Forschenden zudem Daten zum Pfortaderdruck, Blutmarker für Leberschäden und auch das Ausmaß der Lebervernarbung.
Dynamische molekulare Prozesse
Sowohl während der Leberfibrose als auch während der Regression zeigte sich dem Forschungsteam ein aktives Bild der Genaktivität. Während manche Gene während der Erkrankung vermehrt auftraten, wurden sie während der Regression runterreguliert. Andere Gene zeigten genau die entgegen gesetzte Aktivität. Wiederum anderen Gene wiesen kein solches Muster auf und zeigten eine stets veränderte Aktivität. Dies führten die Forschenden auf bleibende Langzeiteffekte der Leberschäden zurück.
Neueste bioinformatische Methoden erlaubten den Forschenden, die genetischen Muster mit den genannten Erkrankungskennwerten zu verknüpfen. Die dabei entdeckten vier wichtigen Gengruppen – genetische Treiber der Erkrankung – bieten wichtige Angriffspunkte für künftige Therapien. Die vier Gengruppen sind den Kennwerten des Pfortaderdrucks, den histologischen Daten, der Dynamik der Fibrose und den Blutmarkern zuzuweisen. Diese hub-Gene können als Biomarker fungieren und die Erkenntnisse der Studie ließen sich auch an Datensätzen von Patienten mit Leberfibrose bestätigen.
Um aus diesen Ergebnissen Therapien zu entwickeln, sind jedoch weitere klinische Studien notwendig, um in die hier beschriebenen Mechanismen effektiv eingreifen zu können.
Quelle: CeMM/MedUni Wien
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