Eine Studie der Universität Leipzig im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales liefert aktuelle Erkenntnisse über Mobbing am Arbeitsplatz. Die Mobbing-Prävalenz habe demnach 6,5 Prozent betragen und umfasse den Anteil der Befragten, der berichtete, in den letzten sechs Monaten mindestens wöchentlich von Kolleginnen bzw. Kollegen und/oder Vorgesetzten zu Unrecht kritisiert, vor anderen bloßgestellt oder schikaniert worden zu sein. Mobbing durch Kollegen wurde etwas häufiger berichtet (4,4 Prozent) als Mobbing durch Vorgesetzte (3,5 Prozent). Die Forschungsergebnisse sind Grundlage des aktuellen Mobbingreports. Besonders auffällig an den Ergebnissen ist den Studienautoren zufolge der Alterseffekt: Demnach seien jüngere Menschen und Auszubildende häufiger von Mobbing betroffen als ältere Beschäftigte. So seien 11,4 Prozent der Beschäftigten im Alter von 18 bis 29 Jahren Mobbing am Arbeitsplatz ausgesetzt, aber nur 3,2 Prozent der Beschäftigten im Alter von 50 bis 59 Jahren. Grundlage der Studie war eine repräsentative Befragung von 5.015 Erwerbstätigen in Deutschland (mittleres Alter: 42,7 Jahre, 52 Prozent männlich), die am Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health der Universität Leipzig durchgeführt wurde.
Es bestehe Handlungsbedarf in den Unternehmen
Ebenso habe sich gezeigt, dass 8,1 Prozent der Menschen mit einem niedrigen sozioökonomischen Status im Vergleich zu 3,6 Prozent der Menschen mit einem hohen sozioökonomischen Status betroffen sind. Zudem haben laut der Studie 20 Prozent der Menschen, die im Beruf unter Mobbing leiden, einen Migrationshintergrund. Bei Personen, die nicht von Mobbing betroffen seien, hätten 3,5 Prozent einen Migrationshintergrund. Die Studie verdeutliche auch die erheblichen gesundheitlichen und arbeitsbezogenen Folgen des Mobbings: Betroffene zeigten eine deutlich geringere Arbeitszufriedenheit und eine schlechtere Selbstbewertung ihres Gesundheitszustands. Mobbing-Betroffene wiesen unter anderem mehr Krankentage im letzten Jahr auf als Nicht-Betroffene und berichteten zugleich eine höhere Tendenz für Präsentismus. Zudem hatten sich höhere Werte hinsichtlich Depressivität, Stresserleben am Arbeitsplatz und Angst bei den Gemobbten gezeigt. Forscherinnen und Forscher empfehlen, dass Präventionsmaßnahmen auf mehreren Ebenen ansetzen sollten. „Es gibt Handlungsbedarf, denn im Arbeitskontext stellt Mobbing eine relevante Belastung dar“, konstatiert Prof. Dr. Steffi Riedel-Heller, Direktorin des Instituts für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health. „Neben einer verstärkten Sensibilisierung der Beschäftigten sind gezielte Schulungen von Führungskräften und weitere Maßnahmen in den Betrieben erforderlich. Dazu zählen unter anderem anonyme Anlaufstellen und klare Verhaltensrichtlinien, die aktiv vorgelebt werden“, sagt Privatdozentin Dr. Margit Löbner, Leiterin der Studie.
Ursachen und Risikofaktoren für Mobbing
Ergänzend zu der Befragung wurden Interviews mit Betroffenen, Expertinnen und Experten sowie Führungskräften durchgeführt. Als mögliche Ursachen und Risikofaktoren für das Auftreten von Mobbing wurden dabei unterschiedliche Faktoren angesprochen. Gruppenübergreifend wurden unter anderem Führungsdefizite, Defizite in den Arbeitsbedingungen (z.B. schlechtes Arbeitsklima, Unklarheiten in Organisationsprozessen, starkes Konkurrenzerleben) und individuelle Eigenschaften der Beteiligten (z.B. Unsicherheit) benannt. Die Auswertung verdeutliche die langwierigen psychischen, sozialen und gesundheitlichen Auswirkungen von Mobbing. Neben den Belastungen für die direkt Betroffenen könnten sich auch negative Konsequenzen für unbeteiligte Kolleginnen und Kollegen, betriebliche Abläufe sowie das private Umfeld ergeben.
Quelle: idw/Uni Leipzig
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