Lücken in der Darmkrebs-Früherkennung

Darmkrebsmonat März
Kli
AdobeStock_1140369368.gif
© Nadzeya/stock.adobe.com
Newsletter­anmeldung

Bleiben Sie auf dem Laufenden. Der MT-Dialog-Newsletter informiert Sie jede Woche kostenfrei über die wichtigsten Branchen-News, aktuelle Themen und die neusten Stellenangebote.


* Pflichtfeld

Anlässlich des Darmkrebsmonats März weist die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten darauf hin, dass die Darmkrebsvorsorge dringend weiterentwickelt werden muss.

Darmkrebs ist weltweit die zweithäufigste krebsbedingte Todesursache. Vor allem Menschen mit familiärer Vorbelastung haben ein erhöhtes Risiko – doch insbesondere bei dieser Gruppe fehlt es an gezielten Angeboten zur Früherkennung. Anlässlich des Darmkrebsmonats März weist die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten e.V. (DGVS) darauf hin, dass die Darmkrebsvorsorge dringend weiterentwickelt werden muss. Insbesondere bei den unter 50-Jährigen mit familiärem Risiko gebe es derzeit Versorgungslücken. Darüber hinaus müssten neue blutbasierte Testverfahren in Betracht gezogen werden, um die Akzeptanz für Vorsorgemaßnahmen in der Bevölkerung zu verbessern.

In Deutschland haben gesetzlich Versicherte ab 50 Jahren Anspruch auf eine Darmkrebs-Früherkennung. Für Menschen mit familiärem Risiko gibt es bisher jedoch keine spezielle Vorsorge. Dabei ist ihr Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, zwei- bis viermal höher als in der Allgemeinbevölkerung. Als familiär belastet gilt, wer mindestens einen Verwandten ersten oder zweiten Grades (zum Beispiel Eltern, Geschwister oder Großeltern) hat, der an Darmkrebs erkrankt ist – auch ohne nachweisbare genetische Ursache.

Lücken in der Evidenz: Früherkennung unter 50 Jahren

Es gebe viele Hinweise, dass für diese Risikogruppe eine Darmkrebs-Früherkennung vor dem 50. Lebensjahr sinnvoll ist. Allerdings zeigt eine Untersuchung des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA): Es gibt weltweit kaum Daten für spezielle Vorsorgemaßnahmen bei familiärer Vorbelastung. Parallel dazu erkranken immer mehr junge Menschen an Darmkrebs, auch ohne familiäre Vorbelastung, sodass manche Länder das Alter, in dem Vorsorgeuntersuchungen für Darmkrebs begonnen werden können, schon deutlich gesenkt hätten. „Wir müssen diese Gruppen in den Fokus nehmen“, sagt Prof. Dr. med. Thomas Seufferlein, Ärztlicher Direktor der Klinik für Innere Medizin I am Universitätsklinikum Ulm.

„Die dringend notwendige Schlussfolgerung aus der Untersuchung des IQWiG sollte daher sein, die Begleitforschung zur Früherkennung zügig voranzutreiben.“ Eine Option sind spezielle Zentren für familiären Darmkrebs, die für eine Evaluation genutzt werden könnten. „Nur mit einer durchdachten Strategie kann die Zahl der vermeidbaren Darmkrebsfälle in Deutschland weiter gesenkt werden“, so der Ulmer Experte.

DGVS fordert gezielte Forschung und bessere Vorsorgestrukturen

Neue Erkenntnisse aus einer Studie des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) und des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) legen nahe, dass bereits wiederholt aufgetretene Darmpolypen bei Verwandten ersten Grades das persönliche Darmkrebsrisiko erheblich erhöhen – insbesondere in jungen Jahren. Die Forschung zeigt: Wer mehrere enge Angehörige mit Polypendiagnosen hat, trägt ein bis zu vierfach erhöhtes Risiko, frühzeitig an Darmkrebs zu erkranken. Diese Daten unterstreichen, so die DGVS, die Notwendigkeit, Vorsorgekonzepte individuell anzupassen.

Die DGVS setzt sich dafür ein, dass die Darmkrebsvorsorge differenzierter gestaltet wird. „Krebs ist nicht gleich Krebs“, betont auch Prof. Dr. med. Birgit Terjung, Mediensprecherin der DGVS aus Bonn. „Es wäre fatal, pauschale Annahmen zu treffen. Wir müssen die Vorsorgestrategie auf Basis fundierter wissenschaftlicher Erkenntnisse weiterentwickeln.“

Neue Screening-Verfahren zur Darmkrebs-Früherkennung

Ziel müsse es sein, wissenschaftlich fundierte Screening-Kriterien zu etablieren, um den Betroffenen die bestmöglichen Vorsorgemaßnahmen anbieten zu können. „Dazu gehört auch, neue Screening-Verfahren in Betracht zu ziehen“, so Seufferlein. In den USA sei beispielsweise ein Bluttest zugelassen, der zellfreie Tumor-DNA im Blut nachweist. Der Test müsse zwar bei einem positiven Ergebnis durch eine Darmspiegelung bestätigt werden, werde aber wegen seiner einfachen Durchführbarkeit besser akzeptiert, so der Experte.

Seit Einführung der Darmkrebsvorsorge konnten der Fachgesellschaft zufolge rund 180.000 Darmkrebserkrankungen verhindert werden. „Um das Erfolgsmodell Darmkrebsvorsorge auch für die Zukunft fit zu machen, gilt es neben der Ausweitung der strukturierten Früherkennung auf unter 50-Jährige insbesondere bei familiärer Vorbelastung, die Teilnahmeraten weiter zu verbessern“, unterstreicht Terjung das anhaltende Anliegen der DGVS, die Vorsorgekoloskopie und ihren Nutzen bekannter zu machen und zur Teilnahme aufzurufen.

Quelle: DGVS
 

Artikel teilen

Online-Angebot der MT im Dialog

Um das Online-Angebot der MT im Dialog uneingeschränkt nutzen zu können, müssen Sie sich einmalig mit Ihrer DVTA-Mitglieds- oder Abonnentennummer registrieren.

Stellen- und Rubrikenmarkt

Möchten Sie eine Anzeige in der MT im Dialog schalten?

Stellenmarkt
Industrieanzeige