Übergewicht häufiger für Darmkrebs verantwortlich
Das Adipositas ein Risikofaktor für Darmkrebs ist, war bereits bekannt. Doch die DACHS-Studie des Deutschen Krebsforschungszentrums hat eine mehr als doppelt so hohen PAF-Wert ermittelt, als bisher angenommen worden war. Die sogenannten PAF-Werte (populationsattributable Fraktion) sind der Anteil, um den die Erkrankung in einer Bevölkerung seltener auftreten würde, wenn keiner das Risiko hätte, in diesem Fall demnach wenn niemand übergewichtig wäre.
PAF-Wert höher als gedacht
Die bisher ermittelten PAF-Werte für Adipositas lagen bei 9,1 Prozent für Europa, 5,2 Prozent für die USA, 11 Prozent für Australien und 5,3 Prozent für China. Nun scheinen diese Schätzungen jedoch zu niedrig. So wurden die Werte anhand der Daten der DACHS-Studie (Darmkrebs: Chancen der Verhütung durch Screening) neu berechnet. Die DACHS-Studie ist eine der weltweit größten Fall-Kontroll-Studien zum Darmkrebsrisiko bei denen Daten von mehr als 7.000 Personen mit Darmkrebs und fast 6.000 Personen ohne Darmkrebs gegenübergestellt wurden.
Die bisherigen Risikofaktoren eines niedrigen Bildungsstands, Rauchen und erblichen Faktoren sowie Diabetes wurden bestätigt. Zunächst ergab die Berechnung der PAF einen ähnlichen Wert von 11,5 Prozent. Wurden jedoch drei Faktoren entfernt, stieg der Wert stetig an. Diese Faktoren sind laut den Forschenden des Deutschen Krebsforschungszentrums Störfaktoren, welche die Berechnung negativ beeinflussen.
Drei Störfaktoren
Einer dieser Störfaktoren sei der BMI, denn bei vielen Darmkrebspatientinnen und -patienten kommt es in den Jahren vor der Diagnose zu einem starken Gewichtsverlust. Man müsse einbeziehen, ob die Patientinnen und Patienten bereits vor der Diagnose abgenommen haben. Der zweite Faktor sei, dass Patientinnen und Patienten teilgenommen haben, die bereits schon mal an einer endoskopischen Früherkennung teilgenommen haben. Denn bei der Vorsorgekoloskopie werden Adenome entfernt, die Vorläufer der meisten Darmkrebserkrankungen. Außerdem sei der BMI-Grenzwert von 25 nicht optimal, da das Darmkrebsrisiko schon bei niedrigeren Werten ansteigt.
Schlossen die Forschenden diese drei Faktoren sukzessive aus bzw. senkten den BMI-Grenzwert auf unter 22,5 kg/m2, stieg der PAF-Wert auf 23,4 Prozent. Demnach sei jede vierte Darmkrebserkrankung auf Übergewicht zurückzuführen.
Literatur:
Mandic, M, Safizadeh F, Hoffmeister M, Brenner H et al.: Overcoming underestimation of the share of colorectal cancer cases attributable to excess weight: a population-based study. Obesity 2024, DOI: 10.1002/oby.24164
Quelle: Deutsches Krebsforschungszentrum
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