Mit einem schnelleren Anschluss gerade der Hausärzte an IT-Systeme zur Übermittlung von Auftragsdaten und der Rückübermittlung von Befunddaten könnten nach Auffassung des Berufsverbandes Deutscher Laborärzte (BDL) auch die Coronavirus-Testkapazitäten der medizinischen Labore weiter gesteigert werden. „Der hohe Erfassungsaufwand für eingehende Coronavirus-Abstriche ist derzeit das Top-Thema in den medizinischen Laboren“, so der BDL-Vorsitzende Dr. Andreas Bobrowski. Viel zu oft müssten die handschriftlich mitgelieferten Daten der Testpersonen im Labor mühsam in die IT-Systeme eingegeben werden. Erst dann könne man den eigentlichen Testprozess starten.
Auch handschriftliche Ergänzungen auf den Anforderungsscheinen oder fehlende Angaben wie Telefonnummern verzögerten die Laboranalytik. „Je länger die Probenvorbereitung, desto länger die Wartezeit für die Testpersonen, desto später die Kontaktverfolgung durch die Gesundheitsämter“, beschreibt Bobrowski die Konsequenzen. Der BDL appelliert an Bund und Länder, die Digitalisierung der Praxen jetzt stärker zu fördern. Auch mit einem neuen Impfstoff werde die Coronavirus-Pandemie das deutsche Gesundheitssystem noch lange Zeit beschäftigen. „Es lohnt sich, bei der Digitalisierung der Praxen Tempo zu machen“, so Bobrowski.
Strengere Kriterien für die Durchführung eines Coronavirus-Tests
Kurzfristig entlastend könne die neue Testempfehlung des Robert Koch-Instituts (RKI) wirken, wenn sie jetzt konsequent umgesetzt werde: Das RKI hatte am 6. November konstatiert, dass eine Testung aller Personen mit respiratorischen Symptomen die Testkapazitäten im Winterhalbjahr überlasten würde. Vor diesem Hintergrund haben die Berliner Experten strengere Kriterien für die Durchführung eines Coronavirus-Tests definiert. Krankheitssymptome, Vorerkrankungen, mögliche Infektionsquellen und die Weiterverbreitungswahrscheinlichkeit sollen darüber entscheiden, wer auf das Coronavirus getestet wird und wer nicht.
„Angesichts der eigenen Arbeitssituation im Labor unterstützen wir die Lagebeurteilung und die Schlussfolgerungen des RKI. Die wichtigste Botschaft lautet: Auf die ärztliche Anamnese und das Umfeld der Betroffenen kommt es an“, so der BDL-Vorsitzende Dr. Andreas Bobrowski. „Für Personen mit Erkältungssymptomen, die nicht getestet werden, müssen aber die gleichen Vorsichtsmaßnahmen eingehalten werden wie für bestätigt Infizierte.“
Quelle: BDL, 10.11.2020
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