Die Corona-Pandemiesituation stellt aktuell und auch zukünftig Arbeitgeber vor größte Herausforderungen. Sie tragen die unternehmerische und auch menschliche Verantwortung sowohl für die Gesundheit, als auch für die Arbeitsplätze ihrer Mitarbeiter/-innen. Gleichzeitig müssen sie den langfristigen Fortbestand ihrer Unternehmen mit der dafür essenziellen Produktivität sichern. Die Möglichkeit, sehr frühzeitig eine unbemerkte Ausbreitung der SARS-CoV-2-Infektion im eigenen Unternehmen festzustellen und zu verhindern, ist somit von größter Bedeutung.
Hochspezialisiertes Fraunhofer epiLab
Mit dem hochspezialisierten Fraunhofer epiLab brachte das Fraunhofer IBMT bereits in mehreren Einsätzen seine langjährige biotechnologische Erfahrung für den aktuellen Einsatz gegen das SARS-CoV-2-Virus ein. Im Anschluss an die im April und Mai 2020 im Poolingverfahren durchgeführten PCR-Testungen auf SARS-CoV-2-Infektionen in saarländischen Senioren- und Pflegeeinrichtungen, konnten sich alle Mitarbeitenden des Fraunhofer IBMT Ende Mai 2020 und Anfang Juni 2020 auf freiwilliger Basis direkt im mobilen Labor an der Arbeitsstätte auf SARS-CoV-2-Antikörper testen lassen.
Test auf SARS-CoV-2-Antikörper
Die Bischoff & Scheck AG, Rheinmünster, bot nun auch seinen Mitarbeitern am 18. Juni 2020 einen freiwilligen Test auf SARS-CoV-2-Antikörper an. In Kooperation mit einem niedergelassenen Arzt konnten die Tests im mobilen epidemiologischen Labor (epiLab) sozusagen direkt im Unternehmen, unter Berücksichtigung der geltenden Hygienevorschriften zielgerichtet und hocheffizient durchgeführt werden.
„Einbahnstraßensystem“ ist gewährleistet
Die Testpersonen betreten nach Handdesinfektion mit einem Mund-/Nasenschutz das mobile epiLab. Dort strecken sie nur ihre Hand durch ein Schleusensystem in den Laborteil, wo vom medizinischen Fachpersonal ein Blutstropfen aus dem Finger entnommen und auf die Testkassette des Antikörper-Testkits gegeben wird. Die Testpersonen verlassen das epiLab anschließend durch den hinteren Ausgang des mobilen Labors, sodass ein „Einbahnstraßensystem“ gewährleistet ist.
Innerhalb von nur 20 Minuten detektiere der Test die Immunglobuline IgM und IgG, die sich bei einer Infektion mit dem Coronavirus im Blut der Betroffenen befinden. Somit könne eine akute oder frühere Infektion mit SARS-CoV-2 nachgewiesen werden und direkte Maßnahmen wie zum Beispiel eine PCR-Testung und weitere serologische Tests eingeleitet werden. Durch den Zeit- und Informationsgewinn können somit u. U. externe Eingriffe auf Unternehmen und Institution abgefedert bzw. gemildert werden, geben die Fraunhofer-Experten zu bedenken.
Projekt „Labor der Zukunft“
Das mobile epiLab entstand ursprünglich im Projekt „Labor der Zukunft“, gefördert durch die Saarländische Landesregierung. Die Erhaltung des epiLabs wird über die durch das Fraunhofer IBMT durchgeführten Probenahmen der „Umweltprobenbank des Bundes – Humanproben“ des Umweltbundesamts kofinanziert. Es fährt seit nunmehr neun Jahren und sammelt bundesweit humanes Probenmaterial für das Umweltbundesamt. Den professionellen Umgang mit hochinfektiösem Probenmaterial erwarben die Mitarbeiter des IBMT in der Vergangenheit in einem internationalen Projekt zur Virusimpfstoffentwicklung „Global HIV Vaccine Research Cryorepository (GHRC)“, das durch die Bill & Melinda Gates Foundation im Rahmen der „Collaboration of AIDS Vaccine Discovery (CAVD)“ gefördert wurde und große internationale Aufmerksamkeit mit sich brachte.
Personalschleuse und separates Kryolager
Das Fraunhofer epiLab besitzt getrennte Areale für den Testpersonenverkehr (20 m2) mit ein-direktionaler Wegeführung, einen vollausgestatteten Probeentnahme- und Testlaborbereich (16 m2) unter der biologischen Sicherheitsstufe S2 nach BioStoffV mit Personalschleuse und separatem Kryolager für die direkte Aufarbeitung der Testproben, der Durchführung, hier der SARS-CoV-2-Antikörpertests und ggf. der Kryokonservierung und Archivierung der gesammelten Proben. Dadurch sind Testprobanden und medizinisches Personal bei der Probenentnahme und wissenschaftliches Personal durch Schleusen vollkommen voneinander getrennt, sodass das Risiko einer Ansteckung bei der Probenahme auf ein Minimum reduziert wird. Neben der Gewährleistung der sicheren Probenentnahme ist das epiLab weiterhin für die Erstellung von Testpools und der Durchführung der Antikörper-Tests vor Ort funktionell komplett ausgestattet.
Nach erfolgreichem Abschluss könnten die etablierten Protokolle leicht auf eine deutschlandweite oder weltweite Hochdurchsatztestung übertragen werden. Gerade der Einsatz und die Validierung des epiLabs für die Durchführung von Pooltestungen und Schnelltests erlaube auch eine breitangelegte Testung in Ländern oder Regionen, die keine entsprechende Laborinfrastruktur besitzen, so die Wissenschaftler.
Ein Video zum mobilen epiLab Einsatz im Projekt SaarCoScreen gibt es hier.
Quelle: idw/Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik IBMT
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