„Deutlich kürzere Intervalle zwischen Erst- und Zweitimpfung sind mit einer verminderten Schutzwirkung verbunden und erhöhen dadurch das Ansteckungs- und Übertragungsrisiko. Mir scheint, dass Herr Spahn diesen Aspekt nur unzureichend berücksichtigt“, kritisierte Dr. Susanne Johna, Erste Vorsitzende des Marburger Bundes, die Entscheidung des Bundesgesundheitsministers, beim Einsatz des AstraZeneca-Impfstoffs eine Verkürzung des Abstandes zwischen Erst- und Zweitimpfung auf bis zu vier Wochen zuzulassen.
Eine schlechtere Impfabdeckung
„Die Verkürzung des Impfintervalls bringt keinerlei medizinischen Nutzen. Im Gegenteil: Bei dem von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlenen Impfintervall von zwölf Wochen liegt die Schutzwirkung bei etwa 80 Prozent, die Wirksamkeit einer zweimaligen Impfung im Abstand von vier bis acht Wochen liegt laut Studien hingegen nur bei etwa 55 Prozent. Durch kürzere Impfintervalle wird früher eine komplette Impfung bescheinigt, deren Schutzwirkung aber individuell schlechter ist und damit auch ein höheres Ansteckungs- und Übertragungsrisiko für die Bevölkerung birgt. Zusätzlich werden die in Deutschland und weltweit dringend benötigten Impfstoffe nicht optimal eingesetzt. Es kann nicht sein, dass Impfzertifikate wichtiger sind als medizinisch sinnvolles Handeln“, sagte Johna.
Mit der Flexibilisierung von Impfabständen unter die von der STIKO empfohlene Bandbreite nehme das Bundesgesundheitsministerium eine schlechtere Impfabdeckung in Kauf. Dadurch erhöhe sich auch die Gefahr einer weiteren Infektionswelle im Herbst.
Quelle: MB, 12.05.2021
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