Online First: „Impfen in Zeiten der COVID-19-Pandemie“
Die Impfungen gegen das Coronavirus wurden weltweit bereits gestartet. Doch es gibt noch viele Fragen: Was ist bislang bekannt über die komplexen Immunantworten, die das neuartige Coronavirus im menschlichen Körper induziert? Was lässt sich daraus über Wirkweise und Sicherheit der COVID-Vakzinekandidaten ableiten? Wie begegnen Ärztinnen und Ärzte den besonderen Herausforderungen, wenn zusätzlich zur COVID-19-Pandemie die saisonal üblichen Atemwegsinfektions- und Grippewellen beginnen? Über diese Themen diskutierten Expertinnen und Experten auf Einladung des Deutschen Ärzteverlages bei einem digitalen Impfsymposium.
Der Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI), Prof. Dr. Klaus Cichutek, konnte mögliche Sicherheitsbedenken zerstreuen: „Wir haben beim Zulassungsprozess für die Impfstoffe nichts unterlassen, was nötig und üblich ist.“ Die kommenden Impfstoffe seien in Phase-III-Prüfungen intensiv evaluiert worden. „Die Sicherheitslage ist sehr gut. Wir können mit einem oder zwei Pieks vor einer tödlichen Infektionskrankheit schützen“, betonte Cichutek. Wenn es darum gehe, die Bürger aufzuklären, seien Ärzte in der Schlüsselposition, sagte der PEI-Präsident.
Digitale Aufklärung
Gesundheitswissenschaftlerin Prof. Dr. Cornelia Betsch, Universität Erfurt, berichtete, dass zurzeit lediglich rund die Hälfte der Menschen in Deutschland bereit sei, sich sicher oder eher impfen lassen zu wollen. Betsch geht aber davon aus, dass der Anteil der Impfwilligen steigen werde. Dafür sei es wichtig, dass Ärzte gut gewappnet auf Nachfragen ihrer Patienten reagieren könnten. „Denn wahrscheinlich wird in Zukunft jede Behandlung, die Sie haben, abgeschlossen werden mit der Frage: Ach, was sagen Sie eigentlich zur COVID-Impfung?“ Fragen der Bürger müsse man erstnehmen. Sie hoffe, dass es nicht zu einem Pro und Contra von Corona-Impfungen in den Medien komme. Kritische Fragen müssten jedoch in den Medien beantwortet werden. Die Vizepräsidentin der Bundesärztekammer, Dr. Heidrun Gitter, geht ebenfalls davon aus, dass Ärztinnen und Ärzte auf Basis aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse handeln und entsprechend beraten würden.
Prof. Dr. Heidrun Thaiss, Leiterin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), schlägt eine digitale Aufklärung vor: „Beispielsweise mit Erklärvideos oder mit vorbereiteten Informationen, die man aushändigt.“ Man könne die Aufklärung vor einer Impfung zwar delegieren, aber die Anamnese müsse sehr gründlich erhoben werden und der Impfkandidat müsse rückfragen können. Dies müsse auch mit einer Unterschrift dokumentiert werden. Die BZgA werde über soziale Medien, breitere Internetauftritte, Apps und anderes über die Impfung informieren. Bei der Frage, wie lange ein Immunschutz nach einer Genesung bei COVID-19 anhalte, musste Prof. Dr. Leif Erik Sander, Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Infektiologie und Pneumologie Charité, zugeben, dass dies noch nicht feststehe. Es handle sich um ein komplexes Forschungsfeld.
Impfungen gegen Influenza und Pneumokokken
Prof. Dr. Lothar Heinz Wieler, Präsident der Robert Koch-Instituts, betonte schließlich, dass es wichtig sei, aus der augenblicklichen Pandemie zu lernen, „weil sie wahrscheinlich nicht die letzte sein wird“. Man müsse jederzeit damit rechnen. Wieler ging auch auf das Thema Impfmüdigkeit ein und erläuterte die zwei Impfungen gegen Influenza und Pneumokokken. Für beide Impfungen sollte die Akzeptanz deutlich gesteigert werden. Auch Prof. Dr. Jörg Schelling, Facharzt für Allgemeinmedizin in hausärztlicher Gemeinschaftspraxis, erläuterte die Wichtigkeit dieser Impfungen. Daneben sprach er noch Pertussis und die damit zusammenhängenden Auffrischungsdiskussionen an.
https://www.aerzteblatt.de/events/impfsymposium
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