SARS-CoV-2 wird nicht „müde“ und die Mutationsgeschwindigkeit lässt eben nicht nach, was eigentlich auch nicht verwundert, wenn das Virus freie Bahn hat und auch Vulnerable mit Immunschwäche u.ä. Gruppen „erwischen“ kann. Die Wissenschaftler/-innen um Ma W haben festgestellt, dass die Omikron-Linie eine beschleunigte Mutationsrate in der RBD-Region (receptor-binding domain) aufwies, während sich die Mutationshäufigkeit in anderen Genomregionen im Laufe der Zeit nicht dramatisch geändert habe. Gleichzeitig scheint sich eine Tendenz bei den Mutationen des Virus zu zeigen, dass zu Beginn (einer neuen Variante) die Mutationen für die Verbesserung der ACE2-Bindung für die Virusverbreitung vorteilhafter sind und später dann die Immunevasionsmutationen größere Vorteile mit sich bringen. Dies erklären die Autoren mit einer größeren Anzahl der Bevölkerung, die zwischenzeitlich infiziert war oder geimpft ist.
Bisher ist zum Glück zwar noch keine neue, noch gefährlichere immunevasive Variante erfasst, aber das könnte sich natürlich auch schnell ändern. Wenn der Impfschutz oder der Schutz aus Infektion in den kommenden Monaten wieder nachlässt, dürfte es zu weiteren Wellen kommen, die aufgrund fehlender Testung und Sequenzierung dann quasi im Blindflug ablaufen würden.
Dies ist neben den Ausfällen z.B. bei der Arbeit auch ein Problem für die Long COVID Statistik. Prof. Dr. Carmen Scheibenbogen von der Charité hatte in dieser Woche mehrfach darauf hingewiesen, dass es aktuell schon etwa 2,5 Mio. Betroffene in Deutschland geben dürfte. Und auch eine Impfung schützt eben nicht zu 100 Prozent vor Long COVID. Viele von Long/Post COVID-Betroffene sind auch längerfristig eingeschränkt. Und ein Gegenmittel ist bisher nicht in Sicht. Neben der persönlichen Dramatik für die Patienten, von denen einige nach einer Leopoldina-Vorlesung von Scheibenbogen ihren Fall (bei teils zu spürender Hoffnungslosigkeit) schilderten, ist es auch volkswirtschaftlich eine Katastrophe in einer Zeit mit zunehmendem Fachkräftemangel.
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