„Auch in Zeiten der Digitalisierung soll und muss die Patientenversorgung zuallererst eine bilaterale Beziehung zwischen Patient und Arzt sein. Die Beratung durch einen Arzt und sein empathisches Verhalten werden auch in einer digitalisierten Welt unersetzlich bleiben.“ Dies erklärt der Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe (ÄKWL), Dr. Theodor Windhorst, im Vorfeld des diesjährigen Ethik-Forums der Kammer, das sich am 8. November auf Gut Havichhorst in Münster mit den Auswirkungen der Digitalisierung auf das ärztliche Ethos beschäftigt.
Die digitale Entwicklung der Medizin könne die medizinische Versorgung hervorragend unterstützen, aber nie ersetzen, so Windhorst. Modernen Rechnern, die Unmengen an Daten verwalten und auswerten können, fehle es an Einfühlungsvermögen für den individuellen und einzigartigen Patienten. „Auf einen einfühlsamen Arzt, zu dem man ein tiefes Vertrauensverhältnis hat, wird der Patient auch in Zukunft nicht verzichten wollen.“
Einerseits biete die Digitalisierung große Potenziale für die Medizin mit der künstlichen Intelligenz eines Dr. Watson, mit Operationsrobotern und telemedizinischen Anwendungen wie etwa die telemedizinische Sprechstunde. Andererseits müsse man sich vergegenwärtigen, dass all diese Errungenschaften das Verhältnis zwischen Arzt und Patienten nachhaltig verändern würden, so der Kammerpräsident. Er warnt davor, den Arzt zu einem „computerabhängigen Assistenten“ zu degradieren.
Besuch bei Dr. Google
Schon heute kämen viele Patienten zu ihrem Arzt, hätten ihre eigene Diagnose bereits nach einem Besuch bei Dr. Google parat und erwarteten von dem Arzt nur noch eine „Zweitmeinung“. Apps erlaubten den Menschen heute eine lückenlose Überwachung vieler medizinischer Daten, aber ohne dass sie diese in jedem Fall auch richtig deuten könnten.
Windhorst: „Daher sollten Ärztinnen und Ärzte diejenigen sein, die den Patientinnen und Patienten die jeweiligen Chancen und Risiken eines digitalisierten Gesundheitswesens aufzeigen und sie durch den digitalen Dschungel begleiten.“ Der Arzt als Vertrauensperson könne und solle erklären, was hinter all den elektronisch erhobenen Gesundheitsdaten stecke und was sie konkret für den Patienten bedeuteten. Hierauf müssten die Ärztinnen und Ärzte allerdings in ihrer Ausbildung besser als bisher vorbereitet werden. „Wir müssen kritisch begleiten, wie sich das Verhältnis zwischen Arzt und Patient im Zuge der Digitalisierung verändert, was geschehen muss, damit wir Ärztinnen und Ärzte unsere ethischen Grundsätze auch weiterhin einhalten können.“
Quelle: ÄKWL, 06.11.2017
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