Forschende des Max Dellbrück Center, des Berlin Institute of Health in der Charité (BIH) und der Universitätsmedizin der Charité haben die Coronapandemie für eine einmalige Chance genutzt. Sie nutzten die Gelegenheit, um zu untersuchen, ob sich Herzmuskelentzündungen je nach Ursache auf zellulärer und molekularer Ebene voneinander unterscheiden. Denn obwohl COVID-19 eine Atemwegserkrankung ist, ist bekannt, dass die Infektion auch das Herz schädigen kann.
Post-COVID-Myokarditis
Hauptsächlich wird eine Myokarditis durch Infektionen, Autoimmunerkrankungen, genetische und umweltbedingte Faktoren verursacht, in einzelnen Fällen auch durch Impfungen. Doch bei Kindern und jungen Erwachsenen, die an COVID-19 erkrankt sind, kam es in seltenen Fällen auch zu einem multisystemischen Entzündungssyndrom, bei dem die Myokarditis das häufigste klinische Merkmal war.
Wöhrend der Coronapandemie wurde das Forschungsprogramm in den Versorgungsplan integriert, sodass Patientinnen und Patienten mit Myokarditis sehr spezifisch untersucht werden konnten. So wurden Gewebeproben aus Biopsien gewonnen, um die Unterschiede der Myokarditis auf zellulärer und molekularer Eben untersuchen zu können. Aus dem Herzgewebe konnte die RNA der Zellkerne (snRNA-seq) sequenziert werden: die Genexpression konnte analysiert, Transkriptionsprofile erstellt werden und dank der Profile die verschiedenen Zelltypen des Herzens identifiziert werden.
Stärkere Immunantwort bei COVID-19-Myokarditis
Es ergaben sich drei Gruppen der zu untersuchenden Herzgewebeproben: von Personen, die COVID-19-positiv waren, durch mRNA-Impfstoffe verursacht und Proben, die auf andere Virusinfektionen von vor der Pandemie zurückzuführen waren. Auch wenn sich einige Genexpressionen ähnelten, ließen sich signifikante Unterschiede in der Expression der Immunzellen feststellen. Je nach Ursache der Herzmuskelentzündung kamen die Immunzellen unterschiedlich häufig vor.
Nach einer Impfung waren die CD4-T-Zellen häufiger bei einer Myokarditis zu beobachten, nach einer COVID-19-Erkrankung zeigten sich hingegen vermehrt CD8-T-Zellen. War die Herzmuskelentzündung mit einer anderen Virusinfektion verbunden, lagen die CD4- und CD8-T-Zellen im Verhältnis 50:50 vor.Zudem erschienen die CD8-T-Zellen aggressiver in Verbindung mit einer SARS-CoV2-Infektion als ohne. Es zeigte sich bei einer Myokarditis nach einer COVID-19-Erkrankung zudem eine Ansammlung von T-Zellen, die nur aus dem Blut von schwerkranken COVID-19-Patientinnen und -Patienten bekannt war.
„Diese Ergebnisse deuten insgesamt auf eine stärkere Immunantwort bei COVID-19-Myokarditis im Vergleich zu Myokarditisformen hin, die wir vor der Pandemie kannten. Dagegen ist die Entzündung des Herzmuskels nach einer Impfung anscheinend weniger ausgeprägt“, erläutert Professor Norbert Hübner vom Max Delbrück Center und der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Für die Behandlung bedeutet das eine mögliche individuellere Behandlung der Betroffenen. Außerdem könnten Therapien entwickelt werden, um die Nebenwirkungen von Impfstoffen besser kontrollieren zu können.
Quelle: idw
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