Forscherinnen und Forscher der Universität Basel und des Universitätsspitals Basel haben nun eine Immuntherapie entwickelt, die nicht nur den Tumor angreift, sondern auch sein Mikroumfeld gegen ihn richten soll. Die CAR-T-Zellen bringen seit einigen Jahren neuen Schwung in die Immuntherapien gegen Krebs. Das Prinzip: Fachleute nehmen T-Zellen der Patientin oder des Patienten und programmieren sie im Labor so um, dass sie mithilfe eines Rezeptors (chimeric antigen receptor oder CAR) Strukturen auf den Krebszellen erkennen können. Zurück im Körper machen sie dann Jagd auf die Krebszellen und merzen sie aus. Bei verschiedenen Leukämien ist dieser Ansatz bereits sehr erfolgreich.
Bei Hirntumoren gibt es einige Hürden
Bei festen Tumoren im Allgemeinen und bei Hirntumoren im Besonderen gibt es jedoch einige Hürden, die dem Erfolg von CAR-T-Zellen im Wege stehen. Zum einen können die Krebszellen-Jäger nicht gut in den Tumor eindringen. Zum anderen weisen nicht unbedingt alle Krebszellen des Geschwürs die Struktur auf, die von den T-Zellen erkannt und angegriffen wird. Zudem haben feste Tumore im Gewebe ein Mikroumfeld, das Immunangriffe abwehrt. „Insbesondere im Gehirn, wo T-Zellen normalerweise nicht vorkommen, ist die Umgebung recht T-Zell-feindlich“, erklärt Prof. Dr. Gregor Hutter von der Universität Basel und dem Universitätsspital Basel. Mit seinem Team sucht Hutter nach Möglichkeiten, Glioblastome zu bekämpfen. Diese Hirntumore sind leider hartnäckig: Nach Operation und Therapie kommen sie meist zurück. Die durch die Operation gewonnene Zeit soll sich jedoch nutzen lassen, um patienteneigene T-Zellen im Labor zu CAR-T-Zellen umzuprogrammieren. Werden diese direkt in den neu wachsenden Tumor injiziert, überwinde man die Hürde, dass die CAR-T-Zellen nicht gut in das Geschwür eindringen können. Dort sollen diese therapeutischen Zellen alle Krebszellen angreifen, die die Erkennungsstruktur tragen.
„Verräter“ werden wieder zu Verteidigern
Die von Hutters Team entwickelten CAR-T-Zellen haben außerdem noch ein gewisses Extra, das auf die Veränderung des Mikroumfelds abzielt. Dafür geben die Forscherinnen und Forscher den therapeutischen T-Zellen auch den Bauplan für ein Molekül mit. Mit diesem sollen sich die Signale blockieren lassen, mit denen der Tumor Immunzellen in seiner Umgebung für seine eigenen Zwecke einspannt. Denn mit diesen Signalen mache der Tumor die Immunzellen, genauer gesagt Mikroglia und Makrophagen, zu Verrätern am eigenen Körper: Statt den Krebs anzugreifen, verhindern sie, dass das Immunsystem ihn angreift. Wenn das eingeschleuste Molekül die Tumorsignale jedoch unterbinde, können Makrophagen und Mikroglia die CAR-T-Zellen bei ihrem Angriff auf das Glioblastom unterstützen. Auch auf jene Krebszellen, die das spezifische Erkennungsmerkmal gar nicht tragen.
Im Tierversuch bereits erfolgreich
Bei Versuchen mit Mäusen, denen die Forscherinnen und Forscher menschliche Glioblastomzellen eingesetzt hatten, habe sich die neue Therapie bereits als sehr erfolgreich erwiesen: Die CAR-T-Zellen hatten sämtliche Krebszellen zum Verschwinden gebracht. Parallel testete das Forschungsteam den Ansatz auch gegen Lymphome, also Krebsgeschwüre des Lymphsystems. Auch hier habe sich die Therapie als vielversprechend erwiesen.
Im nächsten Schritt wollen Hutter und sein Team die Therapie in einer ersten klinischen Studie Patientinnen und Patienten anbieten, um die Wirksamkeit und Sicherheit zu überprüfen. „Da wir die Therapie lokal injizieren und nicht über die Blutbahn verabreichen, sollten sich die Nebenwirkungen auf den restlichen Körper in Grenzen halten“, so Hutter. Mögliche Nebenwirkungen auf das Nervensystem – wie sie von anderen CAR-T-Zelltherapien schon bekannt sind – und wie gut sich diese im Zaum halten lassen, könne jedoch erst im Rahmen von Studien evaluiert werden.
Quelle: Uni Basel
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