Gezielte Strahlentherapie verdrängt Krebs länger

Therapie von Hirnmetastasen
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Hirn-MRT
Hirn-MRT eines 39-jährigen Mannes mit Lungenkrebsmetastase © Nevit Dilmen, CC BY-SA 3.0, Wikimedia
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Bei einigen Krebsarten werden häufig Hirnmetastasen gebildet. Die Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO) empfiehlt eine gezielte „stereotaktische“ Bestrahlung, um zu verhindern, dass es nach der Entfernung von Hirnmetastasen frühzeitig zu einem erneuten Krebswachstum kommt.

Vor allem Lungenkrebs, Brustkrebs und der bösartige Hautkrebs (Melanom) bilden häufig Metastasen, die sich im Gehirn ansiedeln. Manche dieser Tochtergeschwulste können chirurgisch entfernt werden. „Mit der Operation allein wird jedoch selten eine dauerhafte lokale Tumorkontrolle erzielt“, erklärt Professor Stephanie E. Combs, Direktorin der Klinik und Poliklinik für RadioOnkologie und Strahlentherapie am Universitätsklinikum der Technischen Universität München (TUM). Daher gehöre eine anschließende Radiotherapie zum aktuellen Therapiestand. Zu der derzeit üblichen Ganzhirnbestrahlung gehören jedoch Nebenwirkungen wie Haarverlust, Abgeschlagenheit, Gedächtnisverlust und andere kognitive Einschränkungen.

„Viele Patienten schrecken deshalb vor einer Strahlentherapie zurück, obwohl diese den Tumor nachweislich für viele Monate zurückdrängen kann“, erläutert Prof. Combs. Eine schonende Alternative gegenüber der Ganzhirnbestrahlung ist die hochdosierte, lokalisierte Strahlentherapie, wie die stereotaktische Radiotherapie. Bei der Behandlung werden Komplikationen weitestgehend vermieden durch die Behandlung mit einem Spezialgerät, welches eine punktgenaue Bestrahlung ermöglicht. Durch eine präzise, hochauflösende Bildgebung (u.a. Magnetresonanztomographie) wird dieser Punkt vorher bestimmt.

Nach der Entfernung des Tumors kann die Operationshöhle dann bestrahlt werden. „Diese Behandlung ist dann ganz fokussiert auf die ehemalige Metastasenregion. Wir sprechen von einer fokalen Bestrahlung, die in nur wenigen Behandlungstagen durchgeführt wird, in vielen Fällen sogar ohne einen Krankenhausaufenthalt“, erläutert Professor Combs. Diese Art der Bestrahlung sei besonders schonend für die restlichen Regionen des Gehirns, wodurch kognitive Störungen weitestgehend vermieden werden können, so Combs. Dabei bezieht sie sich auf zwei aktuelle Studien.

In der einen Studie haben Strahlenmediziner vom MD Anderson Cancer Center in Houston, USA, die postoperative stereotaktische Bestrahlung mit einer Operation bezüglich der lokalen Tumorkontrolle von insgesamt 132 Patienten verglichen. Alle Studienteilnehmer hatten eine bis drei Hirnmetastasen (kleiner als 4 cm) und wurden per Losverfahren nach der Entfernung der Kontrollgruppe zugeteilt oder erhielten eine Behandlung mit der lokalen Strahlentherapie. Im ersten Jahr mit der lokalen Behandlung blieben 72 Prozent der Patienten ohne neue Hirnmetastasen – in der Kontrollgruppe waren es nur 43 Prozent. Die Gesamtüberlebenszeit war bei beiden Gruppen hingegen ähnlich, wobei die Ergebnisse am besten bei den Patienten waren, die kleine Hirnmetastasen hatten: „In dieser Gruppe waren 91 Prozent nach einem Jahr noch ohne Rückfall“, berichtet Combs.

Effektivität der stereotaktischen Strahlentherapie

In einer zweiten, größeren randomisierten Multicenter-Studie, an der insgesamt 48 Institutionen und 194 Patienten aus den USA und Kanada teilnahmen, wurde der Effekt der stereotaktischen Radiochirurgie auf kognitive Einschränkungen und das Gesamtüberleben im Vergleich zur Ganzhirnbestrahlung untersucht. Nach sechs Monaten zeigte sich, dass in der Gruppe der stereotaktisch bestrahlten Patienten insgesamt nur 52 Prozent unter kognitiven Einschränkungen litten, während 85 Prozent der Patienten der Ganzhirnbestrahlung diese Nebenwirkung aufzeigten. Auch hier gab es in Bezug auf das Gesamtüberleben keine Unterschiede zwischen den beiden Gruppen.

Beide Studien belegen die Effektivität der stereotaktischen Bestrahlung. „Die Lebensqualität bleibt damit erhalten und viele Patienten können wieder am Alltagsleben teilnehmen“, ergänzt Professor Dr. med. Wilfried Budach, Präsident der DEGRO. Die DEGRO empfiehlt daher die stereotaktische Bestrahlung als Alternative zur Ganzhirnbestrahlung. (idw, red)

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