Rein mikroskopisch betrachtet, bestehen wir Menschen eher aus einer Ansammlung kleinster Mikroorganismen, als aus menschlichen Zellen. Vor allem die Schleimhäute des Darms sind beliebte Siedlungsplätze für Bakterien. Ob es einen Zusammenhang zwischen den im Darm lebenden Bakterien und der Parkinsonerkrankung gibt, erforschen Ärzte und Wissenschaftler der Molekular-Neurologischen Abteilung (Leiter: Prof. Dr. Jürgen Winkler) des Universitätsklinikums Erlangen. „Das Mikrobiom des Darms beeinflusst nicht nur Darmerkrankungen, sondern beeinflusst auch das Gehirn, so etwa bei der Multiplen Sklerose und nun möglicherweise auch bei der Parkinsonerkrankung. Es ist noch sehr wenig bekannt über das Darmnervensystem“, erklärt Prof. Winkler. Finanzielle Unterstützung erhalten die Forscher jetzt erneut durch die Adalbert-Raps-Stiftung.
Auslöser im Darm zu suchen?
Mehrere klinische Studien mit Mäusen weisen darauf hin, dass die Auslöser für die Parkinsonkrankheit im Darm zu suchen sind. Eine gestörte Darmflora begünstigt demnach den Ausbruch des idiopathischen Parkinsonsyndroms. Dafür spricht auch, dass viele Patienten schon Jahre vor dem Ausbruch über Verdauungsstörungen klagen. Die Erlanger Wissenschaftler um Prof. Winkler, Dr. Franz Marxreiter und Alexandra Cosma-Grigorov untersuchen daher das menschliche Darmmikrobiom. In der aktuellen klinischen Studie werden in Zusammenarbeit mit Ärzten der Medizinischen Klinik 1 - Gastroenterologie, Pneumologie und Endokrinologie (Direktor: Prof. Dr. Markus F. Neurath) des Uni-Klinikums Erlangen Veränderungen in der Zusammensetzung der Darmbakterien bei Parkinsonpatienten im Verlauf der Erkrankung analysiert.
Zusammensetzung der Darmbakterien verändert?
Dazu nutzen die Forscher das aus Stuhlproben gewonnene Genom der Darmbakterien, das Rückschlüsse auf die Struktur des Darmmikrobioms ermöglicht. „Wir untersuchen, ob die Zusammensetzung der Darmbakterien bereits in den Anfangsstadien der Parkinsonerkrankung verändert ist. Ist das der Fall, können wir auf der Grundlage unserer Studien neue und verbesserte Diagnostik- und Therapieverfahren entwickeln“, schildert Dr. Franz Marxreiter. Die Parkinsonerkrankung ist mit 100 bis 250 Betroffenen unter 100.000 Menschen die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung. Es gibt zwar zahlreiche Ansätze, die die Symptome wie das typische Ruhezittern, Gleichgewichtsstörungen und die Muskelsteifigkeit lindern, Möglichkeiten, um das Voranschreiten der Krankheit zu verlangsamen oder gar aufzuhalten, gibt es bisher aber nicht. „Eine Untersuchung des Mikrobioms könnte zukünftig als Marker für die Parkinsonerkrankung dienen. Durch gezielte Veränderung der Darmflora könnte das Parkinsonsyndrom positiv beeinflusst werden.“ Mit der Spende über 25.000 Euro durch die Adalbert-Raps-Stiftung können die Erlanger Forscher den Umfang ihrer Studie erweitern, benötigtes Labormaterial anschaffen und Sequenzierungen durchführen.
Über die Adalbert-Raps-Stiftung
Adalbert Raps, Namensgeber der Stiftung, wurde im Dreikaiserjahr 1888 geboren. Er war Apotheker mit großer Leidenschaft für die heilkundliche Verwendung von Pflanzen, wirkte außerdem als Unternehmer und entwickelte Produktionsverfahren für salzfreie Gewürze. Als Adalbert Raps 1975 verstarb, wurde per Nachlassverfügung die Adalbert-Raps-Stiftung mit dem Ziel gegründet, einen gemeinnützigen und mildtätigen Auftrag zu erfüllen. So fördert die in Kulmbach ansässige Stiftung mit mindestens 51 Prozent ihrer Erträge soziale Projekte. Ein weiterer Schwerpunkt liegt darin, Forschung zu unterstützen - wie die Molekulare Neurologie des Uni-Klinikums Erlangen, die unter anderem die Zusammenhänge zwischen Parkinson und der Ernährung sowie dem Mikrobiom erforscht. Im Laufe der vergangenen Jahre hat die Stiftung die Arbeiten mit dem Schwerpunkt der Parkinsonerkrankung mit mehr als 200.000 Euro gefördert.
Quelle: Uniklinikum Erlangen
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