So lagen die Fallzahlen über alle Fachgruppen hinweg aufgrund der vierten Pandemiewelle in den ersten Monaten dieses Jahres unter den Werten von 2019 (-14,9 Prozent im Januar beziehungsweise -12 Prozent im Februar). Auch im April und Mai lagen die Gesamtfallzahlen noch unter Vorjahresniveau; erst im Juni erreichten diese annähernd wieder das Niveau von vor der Pandemie aus dem Jahr 2019 (-1,9 Prozent).
Zunahme bei der kinder- und jugendpsychotherapeutischen Versorgung
Auffällig stark hat sich die Inanspruchnahme von Leistungen aus dem Bereich der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie entwickelt. Diese lag sogar 8 Prozent über der vorpandemischen Vergleichsperiode der ersten sechs Monate 2019. Im Juni 2021 lagen die Fallzahlen hier sogar 37 Prozent über denen des Juni 2019. Auch bei den Kinder- und Jugendärzten zeigten sich zum Ende des zweiten Quartals mit einem Plus von 39,6 Prozent starke Nachholeffekte. Insgesamt blieben die Fallzahlen mit persönlichem Arzt-Patienten-Kontakt in der pädiatrischen Versorgung jedoch um 13,2 Prozent hinter denen des ersten Halbjahres 2019 zurück. Bei den Hausärzten lag das Minus bei 5,4 bei den Fachärzten bei 2,1 Prozent.
Das sind die zentrale Ergebnisse des vom Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) veröffentlichten Trendreports zur Entwicklung der vertragsärztlichen Leistungen im ersten Halbjahr 2021. „Die starke Zunahme bei der kinder- und jugendpsychotherapeutischen Versorgung gibt Anlass zur Besorgnis und muss eng monitoriert werden. Lange Zeit lag der Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit auf den schwer erkrankten COVID-19-Patientinnen und -Patienten sowie den vulnerablen Gruppen. Weil es bei Kindern und Jugendlichen kaum schwere Verläufe gab, befanden sie sich lange unterhalb des politischen und gesellschaftlichen Radars. Die offenbar pandemiebedingten massiven psychischen Belastungen der unter 18-Jährigen machen sich jetzt zunehmend in der ambulanten Versorgung bemerkbar“, sagte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried.
Rückläufiger Trend im Notfall- und Bereitschaftsdienst
Sichtbar werde der Einsatz der Arztpraxen aber auch bei den für die Gesundheitsprävention so wichtigen Früherkennungsuntersuchungen, so von Stillfried weiter: „Ungeachtet der zahlreichen Einschränkungen im medizinischen Versorgungsalltag haben die Vertragsärztinnen und -ärzte auch unter Pandemiebedingungen weiterhin unter Hochdruck geliefert. Im Vergleich zu 2019 sind im ersten Halbjahr 2021 vor allem Früherkennungsuntersuchungen für Kinder im Plus (5,7 Prozent), Mammografie-Screening (8,6 Prozent) und die Früherkennungskoloskopie (9,4 Prozent). Lediglich das Hautkrebs-Screening hat weiter um 14,3 Prozent im Vergleich zu 2019 nachgegeben.“
Gleichzeitig setzte sich der schon 2020 beobachtete rückläufige Trend im Notfall- und Bereitschaftsdienst 2021 weiter fort. „Wir gehen davon aus, dass diese Fallzahlrückgänge vor allem mit einer pandemiebedingten Verminderung sonstiger Akutfälle zusammenhängen. Hier sehen wir einen regelrechten Einbruch bei der Inanspruchnahme. Unsere Daten zeigen Rückgänge in Höhe von 18 Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr 2019. Der Effekt ist damit noch deutlicher als im ersten Halbjahr 2020“, erklärte der Zi-Vorstandsvorsitzende.
Knapp 2,6 Millionen Videosprechstunden
Während die Zahl der Behandlungsfälle mit persönlichem Arzt-Patienten-Kontakt von Januar bis Juni 2021 im Vergleich zu 2019 insgesamt gesunken ist, sind die Fälle mit telefonischer Beratung und Kontakte per Videosprechstunde im Vergleich zum Vorjahreszeitraum weiter angestiegen. So wurden in diesem Zeitraum fast 4,1 Millionen telefonische Beratungen vorgenommen; das waren fast 1,4 Millionen mehr als im selben Zeitfenster 2019. Hinzu kamen weitere gut eine Million Stunden für telefonische Beratung, die über die im ersten Halbjahr 2021 zeitweise in den Einheitlichen Bewertungsmaßstab (EBM) aufgenommenen Zuschläge vergütet wurden.
Mit knapp 2,6 Millionen Videosprechstunden sind diese im ersten Halbjahr 2021 ebenfalls häufiger angeboten worden als im selben Zeitraum 2019 oder 2020 (+2.256.591 gegenüber 2019 und +785.289 gegenüber 2020). Allerdings ist ab März 2021 eine abnehmende Tendenz zu erkennen.
Im ersten Halbjahr 2021 gab es rund 13,3 Millionen Behandlungsanlässe wegen des klinischen Verdachts oder des Nachweises einer SARS-CoV-2-Infektion. Dabei sind in dieser Zeit rund 5,65 Millionen PCR-Tests auf SARS-CoV-2 vertragsärztlich abgerechnet worden.
Quelle: Zi, 27.10.2021
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