Prof. Nick Steel von der Norwich Medical School der University of East Anglia (UEA): „Die Fortschritte im öffentlichen Gesundheitswesen und in der Medizin im 20. Jahrhundert haben dazu geführt, dass sich die Lebenserwartung in Europa von Jahr zu Jahr verbessert hat. Aber das ist nicht mehr der Fall. Von 1990 bis 2011 führte der Rückgang der Todesfälle durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs weiterhin zu einer erheblichen Verbesserung der Lebenserwartung.“
Es überrasche nicht, dass die COVID-Pandemie für den Rückgang der Lebenserwartung zwischen 2019 und 2021 verantwortlich gewesen sei. „Aber bereits seit 2011 haben die großen Risiken wie Übergewicht, Bluthochdruck und hoher Cholesterinspiegel in fast allen Ländern entweder zugenommen oder sich nicht mehr verbessert. Bessere Cholesterin- und Blutdrucktherapien haben nicht ausgereicht, um die Schäden durch Übergewicht und ungesunde Ernährung auszugleichen", ergänzte Steel.
Daten aus 16 europäischen Ländern
Das Forschungsteam um Prof. Steel untersuchte Daten aus der Global Burden of Disease 2021 des Institute of Health Metrics and Evaluation (IHME) verglich die Veränderungen der Lebenserwartung, der Todesursachen und der Exposition der Bevölkerung gegenüber Risikofaktoren in Europa zwischen 1990 und 2011, 2011 und 2019 und 2019 und 2021. Verglichen wurden Daten aus 16 Ländern unter anderem aus Österreich, Belgien, Dänemark, Finnland, Frankreich, Deutschland, Griechenland, Island, Irland, Italien, Luxemburg, der Niederlande, Norwegen, Portugal, Spanien, Schweden, England, Nordirland, Schottland und Wales.
Die natürliche Obergrenze für die Langlebigkeit sei noch nicht erreicht, so die Studie. „Die Lebenserwartung älterer Menschen verbessert sich in vielen Ländern weiterhin, was zeigt, dass wir die natürliche Lebenserwartung noch nicht erreicht haben“, erklärt Steel.
Prävention als Eckpfeiler einer gesünderen Gesellschaft
„Länder wie Norwegen, Island, Schweden, Dänemark und Belgien förderten auch nach 2011 Maßnahmen für eine höhere Lebenserwartung. Im Gegensatz dazu Großbritannien nach 2011 und auch während der COVID-Pandemie am schlechtesten ab.“ Dies bedeute, dass mehr Maßnahmen der Politik erforderlich seien, um Gesundheitsrisiken wie Übergewicht, ungesunde Ernährung und geringe körperliche Aktivität zu verringern und um die Gesundheit der Bevölkerung langfristig zu verbessern.
Sarah Price, NHS England, National Director of Public Health, sagte: „Diese wichtige Studie bestätigt, dass Prävention der Eckpfeiler einer gesünderen Gesellschaft ist, und das ist genau der Grund, warum sie ein so wichtiger Bestandteil des 10-Jahres-Gesundheitsplans sein wird, an dem wir mit der Regierung zusammenarbeiten.“
Quelle: UEA
Artikel teilen