„Die Coronalage ist sehr besorgniserregend“

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Die Kapazitäten auf den Intensivstationen sind teilweise fast ausgeschöpft. Vadim - stock.adobe.com
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Die Plätze auf den Intensivstationen in Süd- und Ostdeutschland sind fast ausgeschöpft. Viele Krankenhäuser bereiten sich schon auf Verlegungen von Coronakranken vor. Darauf macht die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) aufmerksam.  

DIVI-Präsident Prof. Dr. med. Gernot Marx appelliert an die Politik, sich auf eine weiter ungebremste Coronaausbreitung einzustellen: „Die Coronalage ist sehr besorgniserregend und momentan nicht unter Kontrolle. Wir machen uns große Sorgen.“ Falls das Infektionsgeschehen in den nächsten Tagen und Wochen weiter anhalte und es weiter einen ungebremsten Anstieg an schwerkranken COVID-19-Patienten gebe, sollten für den 9. Dezember zusätzliche Maßnahmen gegen die vierte Welle vorbereitet werden, forderte Marx vor Journalisten. Notwendig seien außerdem schnelle Booster-Impfungen. „Es müssen Strukturen geschaffen werden, um Booster schnell durchführen zu können", sagte Marx. Die geschlossenen Impfzentren müssten wieder öffnen, man müsse mobile Impfteams aufbauen und auch die Bevölkerung müsse bereit sein, Verantwortung zu übernehmen.

Sollte es weiterhin einen ungebremsten Anstieg an schwer kranken COVID-19-Patienten geben, werde eine Priorisierung von Eingriffen und Umorganisationen in weiten Teilen Deutschlands unumgänglich werden. Die allgemeine Gesundheitsversorgung stehe dann nicht mehr auf dem sehr hohen, gewohnten Niveau zur Verfügung. Jeder Notfall und jeder COVID-19-Patient werde allerdings versorgt, betonte der DIVI-Präsident.

Die DIVI spricht sich für eine allgemeine Impfpflicht aus, um den drohenden Kollaps des Gesundheitssystems im Winter zu verhindern. Eine Impfpflicht für einzelne Gruppen lehnen die Intensivmediziner dagegen ab. Es gebe aber eine „moralisch-ethische Verpflichtung von Ärzten und Pflegern zur Impfung", sagte Marx.

Regionale Unterschiede in Deutschland

Prof. Dr. med. Christian Karagiannidis, medizinisch-wissenschaftlicher Leiter des DIVI-Intensivregisters sowie Leiter des ARDS- und ECMO-Zentrums der Lungenklinik Köln-Merheim, erläuterte die regionalen Unterschiede in Deutschland. So seien in Bayern rund 30 Prozent der Patienten auf Intensivstationen Coronapatienten, in Nordrhein-Westfalen dagegen nur zehn Prozent. Prof. Andreas Schuppert, Modellierer der DIVI, ergänzte, dass es zwei bis drei Wochen dauern werde, bis sich ein Stopp bei der Ausbreitung der Infektionen auf die Belegung der Intensivbetten auswirke. Er stellte auch die aktuellen Modellierungen der DIVI vor (s. Abbildung). Sollte es erst bei einer Inzidenz von 600 zu einem Halt kommen, dann könnte die Intensivbettenbelastung die Auslastung der zweiten Welle erreichen und die dritte überschreiten, so Schuppert. Derzeit lägen vorwiegend wieder über 60-jährige Coronapatienten auf den Intensivstationen. Sie machten etwa 65 Prozent der Patienten aus, sagte Prof. Dr. med. Steffen Weber-Carstens, Leitender Oberarzt der Klinik für Anästhesiologie mit Schwerpunkt operative Intensivmedizin der Charité – Universitätsmedizin Berlin sowie medizinisch.-wissenschaftlicher Leiter des DIVI-Intensivregisters.

Der Bundestag hatte vorige Woche mit der Ampel-Mehrheit eine Neufassung des Infektionsschutzgesetzes verabschiedet. Es soll den Bundesländern ermöglichen, auch nach dem Auslaufen der epidemischen Notlage Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung zu beschließen. Spätestens bei der nächsten Ministerpräsidentenkonferenz am 9. Dezember wollen Bund und Länder überprüfen, ob die Maßnahmen ausreichen.





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