Die Coronapandemie – Reflexionen einer Krise

Buchbesprechung
Hardy-Thorsten Panknin
Die Coronapandemie – Reflexionen einer Krise
Die Monografie ist hauptsächlich auch allen Helferinnen und Helfern in der Krise gewidmet.
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Gegenwärtig erscheint eine Vielzahl von Büchern über die aktuelle SARS-CoV-2- beziehungsweise Coronavirus-Disease-2019-Pandemie. In der Nomos Verlagsgesellschaft in Baden-Baden ist jüngst eine Monografie herausgegeben worden, die die Coronakrise interdisziplinär beleuchtet.

„Wir leben nicht einfach nur, um biologisch am Leben zu sein, sondern wollen leben, um Leben entfalten und genießen zu können. Der richtige Umgang mit dieser Frage wird im Übrigen auch mitbestimmen, wie weit die Solidarität zwischen den verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen hält, die unterschiedlich durch Corona betroffen sind. Die Coronakrise kann als eine kollektive traumatische Erfahrung bezeichnet werden, die wie alle Krisen ambivalent ist, weil sie nicht nur dramatisch in Gewohntes eingreift und zu einem Stillstand führt, sondern zugleich neue Chancen eröffnet“, so beschreiben die Herausgeber einleitend die aktuelle Pandemie. Vor allem aber hat sie die politisch Verantwortlichen in den betroffenen Ländern zu einem raschen Handeln gezwungen. Dabei werden Maßnahmen gesetzt, die weit, vielleicht auch zu weit, in verbürgte Grundrechte der Menschen eingreifen. Nuancierte Fragestellungen, die sich gegenwärtig aus der Pandemie ergeben, werden nach dem aktuellen Wissensstand kritisch resümiert, ohne jedoch bewusst Ängste zu schüren, um eine möglichst widerspruchslose Akzeptanz der vielen Maßnahmen und Einschränkungen bei der Bevölkerung klarblickend zu fördern. Wichtige Aspekte und konsekutive Erkenntnisse aus der Pandemie werden thematisiert. Die wichtigsten Problemfelder werden dabei erörtert, wie:

  • die Ad-hoc-Empfehlung des Deutschen Ethikrats zur Coronapandemie
  • Rationalisierung vor Rationierung – Therapieentscheidungen und medizinischer Ressourceneinsatz in der COVID-19-Pandemie – Kommentar zur Stellungnahme der Österreichischen Bioethikkommission zu Ressourcen und Gesundheitsversorgung im Kontext der COVID-19-Pandemie
  • COVID-19: Verlautbarungen der Schweizer Nationalen Ethikkommission im Bereich Humanmedizin
  • SARS-CoV-2-Pandemie – medizinische Entscheidungshilfe wegen der Gefahr drohender Ressourcenknappheit
  • Corona und die Alten – um wen sorgen wir uns wirklich?
  • Das Triage-Problem in Italien während der COVID-19-Pandemie
  • Knappe Ressourcen in der Katastrophe und erhöhte Anforderungen im intensivmedizinischen Alltag
  • Kantianismus, Utilitarismus und die Menschenwürde
  • Die Verhältnismäßigkeit der COVID-19-Maßnahmen aus strafrechtlicher Sicht
  • Unions-, verfassungs- und universitätsrechtliche Aspekte zu „Coronamaßnahmen“
  • Zweieiige Zwillinge. Corona und die Umweltkrise
  • Vulnerabilität in der Krise
  • Was willst Du, dass ich Dir tue? (Lk 18,41) Zur Situation der katholischen Krankenhausseelsorge (KHS) Österreichs während der COVID-19-Pandemie
  • Krankenhausseelsorge und Besuchsverbot
  • „Sein Unglück ausatmen können“. Hilfe für die Helfenden
  • Ethik in Zeiten von Corona. Eine diakonisch-ethische Perspektive
  • Das Virus, der sterbliche Mensch und Gott – vom existenziellen Sinn in der Krise zur existenziellen Sinnkrise und zurück
  • Der Umgang mit der COVID-19-Krise aus der Sicht der kollegialen Führung eines Universitätsklinikums
  • Der Umgang mit COVID-19 in einer Sonderkrankenanstalt
  • Erfahrungen der Albert-Schweitzer-Klinik als Teil der Geriatrischen Gesundheitszentren Graz (GGZ)
  • Corona im Pflegeheim. Ein Erfahrungsbericht aus der Praxis und viele mehr komplettieren das Werk.

Den Herausgebern ist es mit ihrer Monografie im Besonderen gelungen, eine Reflexion von vielen Problemen, die sich in der aktuellen Pandemie abspielen, schriftlich festzuhalten. Es muss aber dazu angemerkt werden, dass sich die vielen Betrachtungen auf die erste Pandemiewelle bis Herbst 2020 zeitlich beschränken. Zusammenfassend: Das Buch kann allen medizinischen Berufsgruppen uneingeschränkt zum Vertiefen der facettenreichen Pandemiefolgen empfohlen werden. Die Monografie ist hauptsächlich auch allen Helferinnen und Helfern in der Krise gewidmet, denn sie müssen sich seit mehr als einem Jahr täglich aufs Neue mit der Pandemie auseinandersetzen. Der hohe Preis für Print relativiert sich durch das Open-Access-Angebot (siehe Link). Die Widmung im Buch ehrt sicherlich alle Berufsgruppen, die in der Pandemie gefordert sind.

Die Corona-Pandemie: Ethische, gesellschaftliche und theologische Reflexionen einer Krise (Bioethik in Wissenschaft und Gesellschaft, Band 10)
Von: Wolfgang Kröll, Johann Platzer, Hans-Walter Ruckenbauer, Walter Schaupp (Hrsg.), Nomos; 1. Edition (August 2020), Sprache: Deutsch, Taschenbuch: 448 Seiten, ISBN: 978–3848769414, Taschenbuch-Preis: 89,00 Euro, Open-Access-Link: https://www.nomos-elibrary.de/10.5771/9783748910589/die-corona-pandemie

Entnommen aus MTA Dialog 6/2021

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