Wie groß ist die Chance, mit einer chronischen Nierenerkrankung ein gesundes Kind zur Welt zu bringen?
Kornalik: Dass Frau Basler auf natürlichem Wege schwanger wurde, ist sehr ungewöhnlich. Laut einer Studie werden jährlich gerade einmal 0,5 Prozent der Hämodialysepatientinnen überhaupt schwanger, die Rate bei Peritonealdialysepatientinnen ist sogar um die Hälfte geringer. Zudem ist die Wahrscheinlichkeit, ein gesundes Kind zu Welt zu bringen, danach noch einmal um 50 Prozent reduziert. Viele Kinder werden zu früh geboren oder sind wachstumsverzögert.
Basler: Ich wusste um das Risiko, wollte aber unbedingt ein Kind. Deshalb ließ ich mich im Kinderwunschzentrum des Klinikums St. Marien in Amberg beraten. Zu meiner eigenen Überraschung war ich bereits schwanger. Ich hatte gedacht, die Übelkeit hing mit der Dialysebehandlung zusammen.
Welche Maßnahmen wurden eingeleitet, um möglichen Risiken vorzubeugen?
Kornalik: Bei der ersten Schwangerschaft im Jahr 2013 verfügte die Patientin noch über eine Restfunktion ihrer Nieren, sodass die Frequenz der Dialysen noch geringer war. Bei der zweiten Schwangerschaft war das nicht mehr der Fall, und wir mussten zudem die Dauer erhöhen. Wegen der stetigen Gewichtszunahme während der Schwangerschaft muss vor allem das Volumen ständig angepasst werden, damit der Blutdruck stabil und die Durchblutung der Plazenta und die Versorgung des Kindes gesichert ist. Das Gewicht wurde daher zunächst 14-tägig, später wöchentlich durch eine Bioimpedanzmessung kontrolliert.
Basler: Von der zweiten Schwangerschaft wusste ich in der siebten Woche und habe direkt Dr. Kornalik informiert. Daraufhin wurde die Dialysezeit erhöht, weil es schonender für die Mutter und das Ungeborene ist. Das war schon sehr anstrengend, da ich noch berufstätig war.
Wie sah die ärztliche Betreuung während der Schwangerschaft aus?
Kornalik: Wir haben eng mit den Kollegen der Gynäkologie am MVZ in Amberg zusammengearbeitet und uns im Beisein der Patientin bestens ausgetauscht. Eine engmaschige, interdisziplinäre Behandlung ist hierbei ganz wichtig.
Gab es bei der zweiten Schwangerschaft der Patientin Unterschiede zur ersten?
Kornalik: Die Geburt des ersten Kindes erfolgte durch einen Kaiserschnitt. Beim zweiten Kind war es eine eingeleitete Spontangeburt, das war schon eine Herausforderung für das Behandlungsteam. Die Patientin hatte zuvor einmal zu Hause und noch einmal in der Klinik dialysiert.
Basler: Ja. Ich war zwar auch schon bei meiner Tochter relativ positiv gestimmt, aber jetzt wusste ich einfach, was auf mich zukam. Man kennt ja die Zahlen, deshalb war ich nach dem Ultraschall auch immer erleichtert. Die zweite Schwangerschaft verlief recht komplikationslos, deshalb waren mein Mann und ich wesentlich entspannter.
Was haben Sie Ihrer Patientin geraten, als Sie von ihrem weiteren Kinderwunsch erfuhren?
Kornalik: Wegen der bekannten Risiken kann man nicht wirklich dazu raten. Die Gefahr einer Fehlgeburt ist sehr hoch. Natürlich kommt es immer auf den Einzelfall an, aber es bleibt eine Risikoschwangerschaft. Das Wichtigste ist ein gutes Flüssigkeitsmanagement während der Schwangerschaft und auch nach der Geburt, wenn das Gewicht wieder reduziert ist.
Wie sind Sie mit diesem Risiko bei Ihrer Entscheidung umgegangen?
Basler: Nachdem es das erste Mal so super gelaufen ist, habe ich mir gar nicht so viele Gedanken gemacht. Ich hatte das Glück einer schönen Schwangerschaft. Ich weiß aber auch durch den Kontakt mit anderen schwangeren Dialysepatientinnen, dass dies nicht die Regel ist; manche müssen während der ganzen Zeit im Krankenhaus bleiben.
Haben Sie einen Tipp für Dialysepatientinnen, die einen Kinderwunsch haben?
Basler: Man sollte grundsätzlich positiv an die Sache herangehen und sich vorher gut mit den behandelnden Ärzten beraten. Eine Chance, dass es klappt, besteht immer. Ich bin das beste Beispiel dafür!
Quelle: idw/DGfN, 06.03.2018
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