Darmkrebs: Sterbende Krebszellen „kommunizieren“ mit Nachbarzellen

Resistenz fortgeschrittener Darmtumore
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Darmkrebs: Sterbende Krebszellen „kommunizieren“ mit Nachbarzellen
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Warum spricht nur ein Teil der Zellen eines Darmtumors auf eine Chemotherapie an? Bei der Suche nach einer Antwort sind Forscherinnen und Forscher nun einem neuen Mechanismus auf die Spur gekommen.

Laut Krebsgesellschaft zählt der Darmkrebs sowohl bei Männern als auch Frauen zu den drei häufigsten Krebserkrankungen in Deutschland. Fünf Jahre nach der Krebsdiagnose leben noch knapp zwei Drittel der Erkrankten. Das kolorektale Karzinom ist in Deutschland die zweithäufigste Krebstodesursache. In den vergangenen Jahren konnte die Krebsforschung die frühzeitige Diagnose und Therapie zwar deutlich verbessern, die Resistenz fortgeschrittener Darmtumore gegenüber gängigen Chemotherapien stellt jedoch immer noch ein großes Problem dar und trägt maßgeblich zur hohen Sterblichkeit von Patientinnen und Patienten mit kolorektalen Tumoren bei.

Ausstoß von ATP

Wenn Chemotherapeutika Darmkrebszellen zum Absterben bringen, stoßen diese Moleküle der zellulären Energiewährung ATP (Adenosintriphosphat) als Botenstoff aus. Dies haben jetzt Forscherinnen und Forscher um Prof. Florian Greten vom Georg-Speyer-Haus in Experimenten nachgewiesen. Dieses ATP bindet an bestimmte Rezeptoren (P2X4 Purinorezeptoren) auf der Oberfläche umliegender Tumorzellen. Dadurch werde in diesen Nachbarzellen ein wichtiger Überlebenssignalweg aktiviert, der sie vor dem Zelltod schütze und den Tumor resistent gegenüber der Therapie mache, so die Wissenschaftler/-innen.

„Warnung“ der Nachbarzellen

Die durch die Chemotherapie getöteten Zellen „warnen“ sozusagen ihre Nachbarzellen und liefern ihnen gleichzeitig eine Überlebensstrategie. Wenn die Kommunikation zwischen den sterbenden Tumorzellen und ihren Nachbarzellen jedoch unterbrochen wird, erhöht das die Effizienz der Chemotherapie um ein Vielfaches, und ursprünglich resistente Tumore sprechen sehr gut auf die Chemotherapie an. Dies konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bereits in präklinischen Modellen zeigen.

Ansprechrate auf Chemotherapeutika verbessern?

Dr. Mark Schmitt, Erstautor der Studie erläutert: „Unsere Forschungsergebnisse zeigen, dass trotz jahrelanger erfolgreicher Forschung immer noch unbekannte Mechanismen entdeckt werden, die uns zeigen, wie perfide sich Tumorzellen einer therapeutischen Kontrolle entziehen. Unsere Ergebnisse liefern nun einen neuen vielversprechenden Ansatzpunkt, mittels Kombinationstherapie die Ansprechrate fortgeschrittener kolorektaler Karzinome auf gängige Chemotherapeutika erheblich zu verbessern.“

Neues Therapiekonzept an Patienten testen

Prof. Florian Greten, Direktor des Georg-Speyer-Hauses und Sprecher des hessischen LOEWE-Zentrums Frankfurt Cancer Institute ergänzt: „Wir waren überrascht zu sehen, dass Tumorzellen Mechanismen der Kommunikation entwickelt haben, die so weit gehen, dass selbst noch die sterbenden Tumorzellen aktiv daran mitwirken, bei einem therapeutischen ‚Angriff‘ das Überleben ihrer Nachbarn zu gewährleisten. Wir haben große Hoffnung, dass wir durch die Unterbrechung der Kommunikation zwischen den Zellen auch in Patientinnen und Patienten diese enorme Steigerung in der Wirkung der Standardtherapie erzielen können.“ Das Team möchte nun gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen des Frankfurt Cancer Institutes dieses neue Therapiekonzept an Patienten testen.

Literatur:
Mark Schmitt, Fatih Ceteci, Jalaj Gupta, et al.: Colon tumour cell death causes mTOR dependence by paracrine P2X4 stimulation. Nature (2022), DOI: doi.org/10.1038/s41586-022-05426-1.

Quelle: idw/Uni Frankfurt

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