In der klinischen Studie REVEAL fahnden Wissenschaftler des Deutschen Krebskonsortiums (DKTK) am Klinikum der Universität München und an der Charité – Universitätsmedizin Berlin nach den genetischen Ursachen. Biomarker-basierte Bluttests sollen helfen, Behandlungserfolg und Rückfallrisiko im Verlauf einer Therapie zu erkennen. Im DKTK verbindet sich das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg als Kernzentrum langfristig mit onkologisch besonders ausgewiesenen universitären Partnerstandorten in Deutschland.
Tumorwachstum trotz Chemo
Bei metastasiertem Darmkrebs ist die Chemotherapie eine der wichtigen Behandlungsmöglichkeiten. Nicht selten wächst der Tumor jedoch trotz Chemotherapie weiter oder breitet sich nach anfänglichem Zurückdrängen erneut aus. Warum manche Darmkrebstumoren unempfindlich gegen die eingesetzten Medikamente werden, untersucht die DKTK-geförderte Studie REVEAL (REeVALuation of colorectal cancer Liver metastases) unter der Leitung von Volker Heinemann, Direktor des Comprehensive Cancer Centers am Universitätsklinikum München und von Reinhold Schäfer, stellvertretender Direktor des Charité Comprehensive Cancer Centers Berlin.
Ziel sind Biomarker
Die Wissenschaftler verglichen das genetische Tumorprofil aus Metastasen nach chemotherapeutischer Behandlung mit dem des Primärtumors vor der Behandlung, um die genetischen Veränderungen aufzuspüren, die für das erneute Ausbreiten des Tumors verantwortlich sein könnten. Ziel der Studie ist es, weitere genetische Analysen in der Routinediagnostik von Darmkrebs zu etablieren und Biomarker zu identifizieren, anhand derer sich Behandlungserfolg und Rückfallrisiko im Verlauf einer Therapie zuverlässig erkennen lassen.
„Der genetische Vergleich von Primärtumor und Metastasen nach erster Chemotherapie ist ein sehr informativer Ansatz, ist jedoch mit zusätzlichen Eingriffen verbunden“, sagt Julian Holch, Arzt am Klinikum der Universität München und Studienkoordinator von REVEAL und spricht damit ein weiteres wichtiges Ziel der Studie an: Patienten sollen die belastenden Zweitbiopsien, beispielsweise aus Tumorabsiedlungen der Leber, nach einem Rückfall weitestgehend erspart bleiben. Stattdessen wollen die Wissenschaftler genetische Veränderungen über zellfreie Tumor-DNS, die sich in Blutproben befindet, erfassen. „Erste Ergebnisse zeigen bereits, dass Flüssigbiopsien sehr zuverlässig genetische Daten liefern können“, erläutert Julian Holch. „Ein weiterer großer Vorteil ist auch, dass wir erste Anzeichen einer Resistenzbildung schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt erkennen könnten“, betont er.
68 Studienteilnehmer mit metastasiertem Darmkrebs
Bis Ende 2017 nahmen 68 Patienten mit metastasiertem Darmkrebs unter anderem an den DKTK Standorten Berlin, Heidelberg, Essen/Düsseldorf und München an der Studie teil. Es wurden sowohl Tumorproben als auch Flüssigbiopsien der Patienten molekulargenetisch untersucht. Im Erbgut der Tumore entdeckten die Wissenschaftler Mutationen in Genen, die auch bei der Krebsentstehung und Resistenzbildung anderer Krebsformen eine Rolle spielen. Einige der Gene, welche die Metastasenbildung und das Tumorwachstum begünstigen, lagen zudem in zahlreichen Kopien vor. Die Krebsspezialisten vermuten, dass die Tumorzellen durch die Vervielfältigung bestimmter Gene und die im Verlauf auftretenden Mutationen besonders anpassungsfähig werden und dadurch schneller Resistenzen ausbilden können.
„Genomanalysen haben offenbart, dass Tumore der gleichen Krebsart genetisch sehr unterschiedlich sein können. Um Subgruppen genetisch klassifizieren und gemeinsam betrachten zu können, sind wir auf eine entsprechend hohe Patientenanzahl angewiesen. Das haben wir im Verlauf der REVEAL-Studie erreicht, indem wir die Patientenrekrutierung auf weitere Standorte und niedergelassene Ärzte innerhalb des DKTK Netzwerkes ausgeweitet haben“, erklärt Julian Holch.
Bis Ende 2018 wird das Ärzte- und Wissenschaftlerteam die Tumor- und Flüssigproben im Detail sequenzieren und auswerten. „Wir hoffen zuverlässige Biomarker zu identifizieren, um bei Resistenzen so früh wie möglich mit dem richtigen Medikament gegensteuern zu können und damit die individuelle Therapie gegen den fortgeschrittenen Darmkrebs zu optimieren“, sagt Julian Holch.
Quelle: DKFZ
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