Blutkrebs: Neue Form der CAR-T-Zelltherapie

Nebenwirkungen besser kontrollieren
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Dr. Claudia Arndt und Dr. Frederick Faßlrinner
Dr. Claudia Arndt und Dr. Frederick Faßlrinner forschen gemeinsam im Dresdner Mildred-Scheel-Nachwuchszentrum (MSNZ) an der CAR-T-Zelltherapie für Blutkrebs-Erkrankungen. © HZDR / Amac Garbe
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Die neue UniCAR-Technologie basiert auf der CAR-T-Zelltherapie und zählt zu den vielversprechendsten Ansätzen der Immuntherapie.

Die Akute Myeloische Leukämie (AML) ist ein schwer behandelbarer Blutkrebs. Zu den Behandlungsmöglichkeiten gehören intensive Chemotherapien und die allogene Stammzelltransplantation, die mit Nebenwirkungen verbunden sind. Fortschritte in der zellbasierten Immuntherapie, bei der das Abwehrsystem angeregt wird, Krebszellen zu erkennen und zu bekämpfen, gaben und geben Hoffnung auf bessere Heilungschancen. Neue Entwicklungen bei modularen, umschaltbaren chimären Antigenrezeptor (CAR)-T-Zellenkönnten eine personalisierte Krebstherapie ermöglichen. Ein Forschungsteam aus Dresden hat nun aussichtsreiche Ergebnisse einer präklinischen Studie veröffentlicht.

Problematische Nebenwirkungen

Bei der sogenannten CAR-T-Zell-Therapie wird in spezielle Abwehrzellen des Immunsystems, die T-Zellen, ein künstliches Molekül „CAR“ („chimeric antigen receptor“) eingebaut, das diese Zellen wie ein Navigationssystem zu bestimmten Oberflächenmerkmalen von Tumorzellen leitet. Im Körper der Patientinnen und Patienten können sie so mit erstaunlicher Effektivität die erkrankten Zellen aufspüren und abtöten. CAR-T-Zellen sind lebende Zellen, die sich nach Übertragung in die Patientinnen und Patienten nicht mehr direkt in ihrer Aktivität kontrollieren lassen. Insbesondere beim Auftreten von Nebenwirkungen kann dies problematisch werden.

Einbau eines zusätzlichen Schalters

Ein Team um Prof. Michael Bachmann, Direktor am Institut für Radiopharmazeutische Krebsforschung am Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR), hat deswegen in enger Zusammenarbeit mit der Dresdner Hochschulmedizin die UniCAR-Technologie entwickelt, die auf der CAR-T-Zell-Therapie basiert und zu den vielversprechendsten Ansätzen der Immuntherapie zählt. Die Forscher/-innen haben dafür einen zusätzlichen Schalter eingebaut, der eine direkte Therapiekontrolle im Körper der Patienten ermöglicht.

Die veränderte CAR-T-Zelle bindet nun nicht direkt an die Tumorzelle. Vielmehr ist zwischen Immun- und Krebszelle ein spezielles Bindeglied – ein Zielmodul – zwischengeschaltet, das das Abtöten der Krebszelle erst ermöglicht. Da die künstlich erzeugten Zielmodule schnell aus dem Körper ausgeschieden werden, lässt sich die Aktivität der UniCAR-T-Zellen steuern und somit Nebenwirkungen besser kontrollieren.

Schnelles An- und Abschalten der UniCAR-T-Zellen möglich

Ein Forschungsteam unter Leitung der Biologin Dr. Claudia Arndt vom HZDR-Institut für Radiopharmazeutische Krebsforschung und dem Mediziner Dr. Frederick Faßlrinner von der Hochschulmedizin Dresden verwendet dafür ein Modul, das auf ein tumorassoziiertes Oberflächenmolekül der Akuten Myeloischen Leukämie (AML) namens FLT3 abzielt. FLT3 ist eine Art Marker, der hilft, die Krebszellen besser zu erkennen. So gelang es den Forscherinnen und Forschern, sowohl AML-Zelllinien als auch primäre Proben von AML-Patientinnen und Patienten in-vitro hochwirksam abzutöten. Dies konnte das Team auch im Tiermodell bestätigen. Analysen via Positronen-Emissions-Tomografie weisen zudem darauf hin, dass ein schnelles An- und Abschalten der UniCAR-T-Zellen und somit eine schnelle Kontrollierbarkeit der Therapie möglich ist.

Erschöpfung der T-Zellen vorbeugen

Um die AML mit einer Immuntherapie erfolgreich behandeln zu können, ist es entscheidend, die Therapieresistenz und die Erschöpfung der T-Zellen zu verhindern. Dies könnte die UniCAR-Technologie erreichen, wie Frederick Faßlrinner unterstreicht: „Die Kombination verschiedener Zielmoleküle ermöglicht, die AML-Zellen über verschiedene Zielstrukturen anzugreifen. So hat die Krebszelle weniger Chancen, sich der Therapie zu entziehen. Wir hoffen, so mehr Patienten heilen zu können.“ Die Forscher/-innen sind zuversichtlich, dass Pausen zwischen den einzelnen Anwendungen den UniCAR-T-Zellen Zeit geben, sich zu erholen, um einer Erschöpfung vorzubeugen.

„Insgesamt ermutigen die vorgestellten präklinischen Daten zur weiteren Entwicklung und klinischen Umsetzung von FLT3-spezifischen UniCAR-T-Zellen für die Therapie der AML“, schätzt Claudia Arndt ein. „Dies gilt insbesondere in Kombination mit der sogenannten CD123-gerichteten UniCAR-T-Zelltherapie, die derzeit in einer ersten Phase-I-Studie am Patienten erprobt wird.“

Literatur:
Peschke JC, Bergmann R, Mehnert M, et al.: FLT3-directed UniCAR T-cell therapy of acute myeloid leukaemia. British Journal of Haematology, 2023 (DOI: 10.1111/bjh.18971).

Quelle: idw/ HZDR

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