Automatisierte Langzeitkultivierung von Stammzellen?

Zellen über drei Monate kultivieren
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Ein Fluidkreislauf transportiert alle Flüssigkeiten zu den Bioreaktoren.
Ein Fluidkreislauf transportiert alle Flüssigkeiten zu den Bioreaktoren und zu dem mittig angeordneten Mikroskop. © Fraunhofer ISC
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Die Herstellung von humanen induzierten pluripotenten Stammzellen bleibt eine Herausforderung. Mit einem neu entwickelten Bioreaktor soll sich das künftig ändern.

Humane induzierte pluripotente Stammzellen (hiPSCs) bieten großes Potenzial für die Entwicklung von Zelltherapien, Medikamenten und für die Erforschung von Krankheiten. Sie gelten als vielversprechendes Werkzeug in der Medizin. HiPSCs sind embryonalen Stammzellen sehr ähnlich, sie werden jedoch im Labor aus adulten Zellen, die zuvor dem Bindegewebe von Erwachsenen entnommen wurden, gezüchtet und reprogrammiert. Der Vorteil: Pluripotente Stammzellen können potenziell jede Zelle oder jedes Gewebe produzieren, das der Körper zur Selbstreparatur benötigt. Zudem ist es möglich, direkt an den Zellen, die bei einer bestimmten Erkrankung betroffen sind, patientenspezifisch potenzielle Wirkstoffe zu testen. Entsprechend groß ist die Hoffnung, dass sie in der Therapie z.B. von neurodegenerativen Erkrankungen ein neues Kapitel aufschlagen könnten.

Langzeitkultivierung von hiPSCs

Um den wachsenden Bedarf an hiPSCs zu decken und die standardisierte Herstellung in größerer Zahl zu ermöglichen, hat ein Forscherteam des Fraunhofer-Translationszentrums für Regenerative Therapien TLZ-RT am Fraunhofer-Institut für Silicatforschung ISC in Würzburg im Projekt SUSI (kurz für Suspensionsinkubator) einen dynamischen Inkubator und Suspensions-Bioreaktor entwickelt, der sich für die Langzeitkultivierung von hiPSCs eignen soll. Er bietet optimale Bedingungen wie eine Temperatur von 37 Grad C und eine mit fünf Prozent CO2 gesättigte Atmosphäre, die für die Zellkultivierung erforderlich sind. Eine Schlüsselkomponente des Bioreaktors ist der Impeller bzw. Rührer, der die wichtigen Aufgaben des Mischens, der Belüftung sowie des Wärme- und Massentransfers im Glasbehälter zum Einstellen homogener Bedingungen innerhalb der Zellsuspension erfüllt und so eine saubere Zellvermehrung ermöglicht. „Das Wohl der Zellen steht bei uns im Vordergrund. Dementsprechend haben wir die Komponenten unseres Bioreaktors designt und konstruiert“, sagt Thomas Schwarz, Wissenschaftler am Fraunhofer TLZ-RT. So ist es etwa entscheidend, welche Scherkräfte beim Rühren der Kultur auf die Zellen wirken. Mithilfe von Software-Simulationen konnten die Forschenden optimale Parameter für die Konstruktion des Impellers sowie die geeignetsten Prozessparameter berechnen, die dann im Bioreaktor mithilfe von Sensoren kontinuierlich in Echtzeit überwacht werden. Das erziele eine homogene Zellsuspension – auch bei großen Zellmengen. Dementsprechend sei das Glasgefäß, das den Impeller umhaust, skalierbar.

hiPSCs vollautomatisch vermehren

Ein Fluidkreislauf, der durch eine Verschaltung von vier Ventilen ermöglicht werde, transportiere alle flüssigen Lösungen, die für die Prozesse erforderlich seien – etwa das Nährmedium – in einer sterilen Umgebung. So könnten die hiPSCs vollautomatisch vermehrt und die Einflüsse menschlicher Interaktionen minimiert werden. Darüber hinaus umfasse der Inkubator ein mit einem Partner eigens entwickeltes Mikroskop, mit dem sich der Zustand des Nährmediums und der Zellsuspension automatisiert überwachen und auf die Bildung von unerwünschten Agglomeraten bzw. Zellhaufen prüfen lasse. Ergänzend erlaube der Einsatz von KI die Zählung der Zellen. Während der Zellkultivierung analysiere ein neuronales Netz die Zellgeometrien. „Unser modulares, funktional erweiterbares System zeichnet sich durch seine Flexibilität und seinen hohen Automatisierungsgrad aus und erlaubt eine kontrollierte Zellbehandlung. Durch den geschlossenen Kreislauf und den automatisierten Austausch der fluidischen Komponenten lassen sich Kontaminationen vermeiden“, so Schwarz. In den Inkubator des Fraunhofer TLZ-RT sollen sich verschiedene Arten von Bioreaktoren einbauen lassen, die Ausstattung sei individuell anpassbar – eine Möglichkeit, die herkömmliche Inkubatoren üblicherweise nicht bieten. Inzwischen ist es den Forscherinnen und Forschern mit dem Bioreaktor, der als Prototyp vorliegt, gelungen, Zellen über die Dauer von drei Monaten zu kultivieren, ohne deren Differenzierungspotenzial zu reduzieren. Das System sei so anpassbar, dass verschiedene Zelldifferenzierungen aus den Kulturen möglich seien.

Quelle: idw/Fraunhofer

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