Etwa fünf Millionen Menschen sind weltweit von der Autoimmunerkrankung Lupus erythematodes betroffen, die meisten davon Frauen. Sie kann zu schweren Nierenschäden führen und bisher war die genaue Ursache dafür nicht bekannt. Ein Berliner Forschungsteam der Charité und des Max Delbrück Centers konnte den Mechanismus jetzt aufdecken.
Nicht nur Autoantikörper entscheidend
Bisher ging man davon aus, dass diese Nephritis alleine auf die Reaktion von Autoantikörpern basiert. Die neuen Erkenntnisse stellen diese Auffassung infrage. Die Studie zeigt, dass die Autoantikörper zwar eine Voraussetzung sind für den Gewebeschaden, jedoch nicht ausreichen. Der Organschaden wird weiter verstärkt durch die ILC, angeborene lymphatische Zellen, einer kleinen Gruppe spezialisierter Immunzellen. Sie sorgen für eine Vielzahl von Reaktionen, die zu der Lupus-Nephritis führen.
Seit der Embryonalentwicklung halten sich diese ILC ständig im Gewebe auf – im Unterschied zu den meisten anderen Immunzellen des Körpers. Mitte der 2000er Jahre wurden die ILC entdeckt, der Großteil der Forschung konzentrierte sich bisher auf den Darm. Um der Lupus-Nephritis auf den Grund zu gehen schauten sich die Forschenden die Niere Zelle für Zelle mittels der Einzelzell-RNA-Sequenzierung an und entdeckten hier die wichtige Rolle der ILC.
Aktivierter Rezeptor
Das Ergebnis: Um eine Lupus-Nephritis auszulösen müssen ILC mit aktiviertem NKp46 vorhanden sein. Dann wird das Protein GM-CSF produziert, wodurch sich Makrophagen vermehren. Die Flut der Makrophagen sorgt für den schweren Gewebeschaden und die damit zusammenhängende Bildung des Narbengewebes (Fibrose). Obwohl die ILC nur eine kleine Gruppe ausmachen, sind sie der Verstärker, der den Prozess der Lupus-Nephritis erst ankurbelt.
Eine Blockade des NKp46 oder des Proteins führte zu einer nur noch minimalen Nierenschädigung. Der Großteil der Tests wurde am Mausmodell getestet, da die verwendeten Antikörper noch nicht für den Menschen zugelassen sind. Wie genau die ILC therapeutisch ausgebremst werden können, gilt es nun zu erforschen. Sollte dies gelingen, könnte den Patientinnen, die durch Lupus auf eine Nierendialyse angewiesen wären, diese erspart bleiben.
Quelle: idw
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