Bei der Atherosklerose lagert der Körper Cholesterinester und andere Fette in die innere Wandschicht arterieller Blutgefäße ein. Dadurch bilden sich Plaques, die den Blutfluss so stark verringern können, dass die Sauerstoffversorgung mancher Organe beeinträchtigt wird. Mittlerweile wissen Forscherinnen und Forscher, dass bei Atherosklerose chronisch-entzündliche Vorgänge ablaufen. B-Zellen als Teil der erworbenen (adaptiven) Immunantwort scheinen dabei eine wichtige Rolle zu spielen. Sie gehören zu den weißen Blutkörperchen und vermitteln über Antikörper sowohl schützende als auch schädigende Wirkungen. Sprich: Sie können die Atherosklerose fördern oder hemmen.
Zielstruktur für innovative Therapien?
Doch wie genau reguliert der Körper, welcher Prozess zum Tragen kommt? Forscherinnen und Forscher um Prof. Dr. Sabine Steffens vom Institut für Prophylaxe und Epidemiologie der Kreislaufkrankheiten (IPEK) haben nun ein Protein identifiziert, das an der Steuerung der adaptiven Immunantwort bei Atherosklerose entscheidend beteiligt ist. Dieses Protein könnte sich nach Ansicht der Wissenschaftler als Zielstruktur für innovative Therapien eignen.
Welche Rolle spielen B-Zellen?
„Wir wollten besser verstehen, wie B-Zellen atherosklerotische Erkrankungen beeinflussen, um perspektivisch neuartige, auf B-Zellen ausgerichtete Therapien für diese lebensbedrohliche Erkrankung zu entwickeln“, sagt Steffens zu den Zielen ihres Forschungsprojekts. Im Mittelpunkt ihres Interesses stand der Rezeptor GPR55, das chemische Signale von außen in das Innere von Zellen weiterleitet. B-Zellen der Milz von Mäusen produzieren das Molekül in großem Umfang. Für ihre Studie untersuchten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Mausmodelle für Atherosklerose. Erhielten die Mäuse ein spezielles Futter, um Atherosklerose auszulösen, wurde bereits nach einem Monat der Rezeptor hochreguliert, also in einem recht frühen Krankheitsstadium. Mäuse, die kein GPR55 herstellen können, entwickelten im Vergleich zum Wildtyp größere atherosklerotische Plaques. In diesen Mäusen wurden ohne GPR55 demnach die B-Zellen übermäßig aktiviert und die entzündlichen Vorgänge gefördert.
Verändert sich die Expression des Proteins?
Bei der Untersuchung menschlicher atherosklerotischer Plaques zeigte sich, dass in unstabilen Plaques mit hohem Risiko, einen Schlaganfall auszulösen, weniger Rezeptor vorhanden war als bei stabilen Plaques. „Dieser Befund deutet darauf hin, dass sich die Expression des Proteins im Verlauf der Krankheit verändert“, erläutert Steffens.
„Unsere Ergebnisse deuten auf eine protektive Rolle des B-Zell-GPR55-Signalwegs bei Atherosklerose hin, was potenziell auch auf Relevanz für die menschliche Pathophysiologie schließen lässt“, betont Steffens. Sie hofft: „GPR55 könne der Ansatzpunkt neuartiger Therapien sein.“ Ob es gelingt, mit kleinen Molekülen als Arzneistoffen die Bildung von GPR55 anzuregen, müssen jedoch erst weitere Studien zeigen.
Quelle: idw/LMU
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