Arzneimittellieferengpässe führen zu Versorgungslücken

Auswertung der vertragsärztlichen Arzneiverordnungsdaten für die Jahre 2022 bis 2024
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Derzeit sind mehr als drei Millionen Versicherte von Arzneimittellieferengpässen betroffen. Dies zeigt eine aktuelle Auswertung der vertragsärztlichen Arzneiverordnungsdaten für die Jahre 2022 bis 2024, die das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) veröffentlicht hat.

Lieferengpässe mit Arzneimitteln sind in den vergangenen Jahren zu einem empfindlichen Dauerthema in der vertragsärztlichen Versorgung von Patientinnen und Patienten geworden. Darauf weist das Zentralinstitut kassenärztliche Versorgung (Zi) hin: „Einen brisanten Höhepunkt erreichten die Lieferengpässe im Dezember 2022. Damals dokumentierten die Apotheken für rund sechs Millionen gesetzlich Versicherte die Nichtverfügbarkeit des nach Rabattvertrag abzugebenden Präparats.“

In diesem Zeitraum seien vor allem Kinderarzneimittel (zum Beispiel Fiebersäfte) und Antibiotika von Lieferengpässen betroffen gewesen. Als Reaktion darauf habe der Deutsche Bundestag 2023 das Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz (ALBVVG) verabschiedet, das Ende Juli 2023 in Kraft trat.

„Lieferengpässe verschlechtern die Versorgungslage der betroffenen Versicherten"

Derzeit sind mehr als drei Millionen Versicherte von Arzneimittellieferengpässen betroffen. „Die mit der Sonder-Pharmazentralnummer dokumentierten Engpässe haben Ende des dritten Quartals 2024 wieder das Niveau von Anfang 2022 erreicht. Kurzum: Das ALBVVG hat keinen nachhaltigen Effekt“, sagte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried. Auch ein Blick auf die Lieferengpassliste des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) zeige keinen positiven Effekt, so von Stillfried weiter. Nach wie vor seien dort über 500 Präparate gelistet.

„Für einige Lieferengpässe stehen ausreichend Alternativen zur Verfügung. Andere hingegen verschlechtern die Versorgungslage der betroffenen Versicherten und führen zu hohen Arbeitsaufwänden in Arztpraxen, etwa durch intensive Beratung beziehungsweise Umstellung der Therapie. Auch bei einer Gruppe von Diabetesmedikamenten, den GLP-1-Rezeptoragonisten, bleibt die Versorgungslage hoch angespannt. Neben dem Einsatz bei Typ-2-Diabetes werden diese Wirkstoffe auch mit bemerkenswerten Marketingbudgets als Mittel zur Gewichtsreduzierung beworben. Das Ergebnis ist, dass die Produktionskapazitäten den enormen Bedarf nicht decken können. Wenn dadurch die auf einen GLP-1-Rezeptoragonisten eingestellten Diabetikerinnen und Diabetiker nicht versorgt werden können, entsteht in den Arztpraxen ein erhöhter Beratungsbedarf zum Therapiemanagement.“ Bei einem Wechsel zum momentan einzig lieferbaren Wirkstoff Tirzepatid stiegen die Therapiekosten mindestens auf das Doppelte der früheren Therapien an, so der Zi-Vorstandsvorsitzende weiter.

„Das Strukturproblem bleibt ungelöst"

„Viele Lieferengpässe, etwa bei einzelnen Antibiotika oder Asthmasprays mit dem Wirkstoff Salbutamol, dauern monatelang an – ohne dass die Politik interveniert. Trotz zahlreicher finanzieller Anreize des Gesetzgebers bleibt das Strukturproblem ungelöst: Die zu geringe Anzahl der Wirkstoffhersteller. Insofern war das Gesetz lediglich ein kleines Pflaster auf einige der Versorgungslücken. Insgesamt scheint der öffentlich sichtbare Nutzen der gesetzlichen Maßnahme aber eher gering. Wie hoch dagegen die Kosten des Gesetzes ausfallen, können nur die gesetzlichen Krankenkassen beurteilen.“

Weitere Informationen: Die Grafik zum Download

Quelle: Zi

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