Arzneimittellieferengpässe werden zum Dauerthema

Politik muss handeln
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Arzneimittelengpass - Stempel mit Symbol - deutscher Text
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Laut Zi-Auswertung sind bis zu 6,5 Millionen gesetzlich Versicherte potenziell von Arzneimittellieferengpässen betroffen. Antibiotika bergen das höchste Engpasspotenzial.

Laut Grafik des Monats – Februar 2024 des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) haben sich Lieferengpässe von Arzneimitteln zu einem empfindlichen Dauerthema in der medizinischen Versorgung von Patientinnen und Patienten in Deutschland entwickelt. Als Reaktion darauf habe der Deutsche Bundestag 2023 das Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz (ALBVVG) verabschiedet. Infolgedessen sei in der aktuellen Wintersaison zumindest der Lieferengpass bei Schmerz- und Fiebermitteln mit Paracetamol und Ibuprofen für Kinder und Jugendliche behoben worden. Dennoch seien aktuell beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) 470 Verfügbarkeitsprobleme gemeldet. Unter den betroffenen Wirkstoffen seien auch zahlreiche Antibiotika, Schmerzmittel sowie Arzneimittel zur Behandlung von Asthma, Diabetes und Krebs, so das Zi.

Viele Patienten potenziell betroffen

Das Zi zeigt in einer aktuellen Auswertung der vertragsärztlichen Arzneiverordnungsdaten für das Jahr 2022, wie viele Patientinnen und Patienten potenziell von diesen Lieferengpässen betroffen sein können. Demnach hätten 2022 rund 6,5 Millionen gesetzlich Versicherte ein Arzneimittel erhalten, das aktuell auf der Lieferengpassliste des BfArM geführt werde. Die am stärksten betroffene Arzneimittelgruppe seien Antibiotika, darunter viele Saftzubereitungen. Hier hätten rund 2,2 Millionen gesetzlich Versicherte ein aktuell von Lieferengpässen betroffenes Antibiotika-Präparat bekommen. Unter den 980.000 Patientinnen und Patienten, denen ein Penicillin verordnet worden sei, seien besonders häufig Kinder und Jugendliche. Das Durchschnittsalter der Betroffenen habe 2022 bei 15,6 Jahren gelegen (alle Antibiotika-Anwender zum Vergleich: 41,4 Jahre). Eine weitere stark betroffene Gruppe seien Bronchien-Erweiterer zur Inhalation mit dem Wirkstoff Salbutamol. Diese würden zur Behandlung von Asthma und chronischer Bronchitis bei knapp 1,2 Millionen gesetzlich Versicherten eingesetzt, so das Zi.

„Anlass zu Besorgnis“

„Nicht vergessen werden sollten auch jene Arzneimittel, bei denen zwar nicht so viele Patientinnen und Patienten betroffen sind, für die es aber innerhalb der Wirkstoffgruppe keine Alternativen gibt. Hier sind es besonders die GLP-1-Agonisten zur Behandlung von Diabetes. Diese sind nicht zuletzt wegen der medial stark angeheizten Nachfrage als Mittel zum Abnehmen regelmäßig ausverkauft. Das ist eine Entwicklung, die Anlass zu Besorgnis gibt“, sagte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried. Auch bei einem Kombinationsmittel, das bei HIV-Infektionen und zur Prä-Expositions-Prophylaxe (PrEP = „Vorsorge vor einem möglichen HIV-Kontakt“) eingesetzt wird, stehe kein geeignetes Ausweichpräparat zur Verfügung. Hier sei jeder der an Diabetes Erkrankten, der einen der betroffenen Wirkstoffe benötigt und nahezu jeder (92 Prozent) der PrEP-Anwender vom Lieferengpass betroffen, so von Stillfried weiter.

Politik ist in der Pflicht

„Durch den Ukraine-Krieg und die Coronapandemie ist in vielen Bereichen eines deutlich geworden: Unterbrochene Lieferketten sind das zentrale Problem, auch und gerade bei der Arzneimittelversorgung. Häufig wird nur bei einem Hersteller eingekauft, der möglichst preisgünstig anbietet. Wenn dann eine Lieferkette unterbrochen wird oder der Hersteller ausfällt, fehlt in der Konsequenz das Material. Manchmal liegt es gar nicht am Medikament selbst, sondern bloß an den Verpackungen. Das muss die Politik schleunigst ändern, indem mehrere Hersteller und Lieferanten, möglichst geographisch nah an Deutschland, vertraglich zur Belieferung verpflichtet werden“, forderte der Zi- Vorstandsvorsitzende.

 Quelle: Zi

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