Laut Daten der KKH Kaufmännische Krankenkasse ist die Zahl der Berufstätigen mit exzessivem Alkoholkonsum zwischen Nordsee und Harz von 2011 auf 2021 um rund 44 Prozent gestiegen. Das bundesweite Mittel liegt bei rund 32 Prozent. Das größte Plus verzeichnet die KKH mit rund91 Prozent in Sachsen-Anhalt, das geringste mit knapp fünf Prozent in Hessen.
Auswirkungen der Coronapandemie
Anders als in vielen anderen Bundesländern scheint sich die Coronakrise mit Blick auf den exzessiven Alkoholkonsum in Niedersachsen aber noch nicht auszuwirken. Hier stagnieren die Zahlen vom Vor-Corona-Jahr 2019 auf das Jahr 2021 nahezu (plus 2,3 Prozent). Der bundesdurchschnittliche Anstieg beläuft sich auf rund vier Prozent. An der Spitze liegt Sachsen-Anhalt mit plus 18 Prozent. Schlusslicht ist Hessen mit rund minus fünf Prozent.
Männer besonders betroffen
Zuletzt diagnostizierten Ärzte bei insgesamt 1,3 Prozent der Berufstätigen in Niedersachsen einen exzessiven Alkoholkonsum. Dazu zählen neben dem Rauschtrinken auch Abhängigkeit, Entzugserscheinungen und psychische Verhaltensstörungen aufgrund von Alkohol. Der Anteil der Männer ist dabei gut doppelt so hoch wie der der Frauen.
Auswirkungen aufs Arbeitsklima
Wer ständig Alkohol konsumiert, gefährdet nicht nur seine Gesundheit, sondern stellt auch ein Risiko für Unternehmen und Kollegen dar. Oft entwickeln Süchtige weitere Krankheiten und fallen dadurch einmal mehr bei der Arbeit aus. Sie haben häufiger Arbeitsunfälle als gesunde Kollegen, sind deutlich weniger leistungsfähig und machen mehr Fehler. Darüber hinaus leidet auch das Arbeitsklima unter dem Konsum von Alkohol. Skepsis, Misstrauen und Konflikte sind die Folge.
Unterschätzte Gefahr
Michael Falkenstein, KKH-Experte für Suchtfragen: „Die Gefahren durch Alkohol werden oft unterschätzt und erst dann als Problem wahrgenommen, wenn die Grenze zu Missbrauch und Abhängigkeit bereits überschritten ist.“ Hinzu kommt, dass die meisten viel zu spät Hilfe suchen, denn die Scham ist groß. So sind die erhobenen Daten auch nur die Spitze des Eisbergs, die Dunkelziffer dafür umso höher. Falkenstein empfiehlt Mitarbeitern, die Alkoholprobleme bei Kollegen beobachten, sich an die nächsthöhere Führungskraft oder auch den Betriebsarzt des Unternehmens zu wenden: „Keinesfalls sollten problematischer Konsum gedeckt und die Auswirkungen durch andere ausgeglichen werden“, betont der Experte.
Quelle: KKH
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