Tuberkulose: Wirksamkeit der Therapie besser voraussagen?
Wie schnell sich auch in der heutigen Zeit selbst in westlichen Ländern Tuberkulose (TB) ausbreiten kann, zeigt gerade die USA. In Kansas gibt es einen Ausbruch, der inzwischen (Stand: 24.1.) 67 Menschen umfasst. Die Zahl der latenten Infektionen wird auf 79 beziffert. Nach wie vor zählt die TB zu den tödlichsten Infektionskrankheiten der Welt, insbesondere in ihren arzneimittelresistenten Formen. Umso wichtiger ist in einem solchen Fall, dass die Wirksamkeit der Tuberkulosetherapie schnell und präzise vorhergesagt werden kann. Denn arzneimittelresistente Stämme stellen den weltweiten Kampf gegen die Tuberkulose vor große Herausforderungen. Es ist deshalb nötig, ein Versagen der Behandlung so früh wie möglich zu erkennen. Hierzu gibt es nun gute Nachrichten. Forschende des Marius-Nasta-Institut (MNI) und des Forschungszentrums Borstel, Leibniz Lungenzentrum haben nun einen neuen Test für die Früherkennung der Änderung der Bakterienlast mit Mycobacterium tuberculosis evaluiert, der innerhalb von Stunden einen Rückschluss auf den Therapieerfolg liefern kann.
Einschränkungen der bisherigen Methoden
Derzeitige Methoden zur Verfolgung der pulmonalen TB, der häufigsten Form der Krankheit, stützen sich auf Sputummikroskopie, DNA-Amplifikationstests und Kulturen von M. tuberculosis. Diese Methoden haben jedoch erhebliche Einschränkungen: Die Mikroskopie des Lungenauswurfs ist zwar schnell und kostengünstig, hat aber Schwierigkeiten, zwischen lebenden und toten Bakterien zu unterscheiden, und weist eine geringe Empfindlichkeit auf. DNA-Amplifikationstests, wie GeneXpert, bei denen die Erbsubstanz der Bakterien vermehrt und somit messbar gemacht wird, können bei Patienten, die eine Behandlung erfolgreich abgeschlossen haben, falsch-positive Ergebnisse liefern. Kulturen gelten aktuell als Goldstandard und sind sehr präzise. Bis zu einem Ergebnis kann es aber bis zu acht Wochen dauern.
Molecular Bacterial Load Assay misst 16S rRNA
Im Rahmen eines Forschungsprojekts zwischen dem Forschungszentrum Borstel, Leibniz Lungenzentrum und dem Marius-Nasta-Institut (MNI) in Bukarest, Rumänien arbeitete die Medizin-Doktorandin Marit Neumann von der Universität Lübeck zwei Jahre lang daran, einen neuen Test für die Früherkennung der Änderung der Bakterienlast mit Mycobacterium tuberculosis zu evaluieren und auf seine Wirksamkeit zu überprüfen. Dieser Test, der sogenannte Molecular Bacterial Load Assay (MBLA), ist eine neue innovative Methode zur Überwachung der TB-Behandlung. Der Test misst mittels reverser Transkriptase-PCR die M. tuberculosis 16S rRNA, einen Marker für lebensfähige Bakterien. „Im Gegensatz zu herkömmlichen Methoden liefert der MBLA die Ergebnisse innerhalb von Stunden statt Wochen, sodass schneller unter der medikamentösen Therapie das Therapieansprechen erkannt werden kann, was bei arzneimittelresistenter TB äußerst wichtig ist,“ so Neumann, Erstautorin der Studie.
Studie mit MDR/RR- und prä-XDR/XDR-Patienten
Zur Evaluierung des Tests haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Forschungszentrums Borstel eine Studie an Patientinnen und Patienten in Rumänien mit multiresistenter (MDR/RR) und extensiv arzneimittel-resistenter (prä-XDR/XDR) TB durchgeführt. Die Patienten in dieser Kohorte wurden wöchentlich durch Mikroskopie, GeneXpert, Kultur und MBLA überwacht, was umfangreiche Daten für eine vergleichende Analyse lieferte. „MBLA zeigte eine hervorragende Übereinstimmung mit den Kulturergebnissen, insbesondere in der frühen Behandlungsphase. Im Gegensatz zu allen anderen diagnostischen Tests war der MBLA in der Lage, bei arzneimittelresistenten Patienten frühe Veränderungen der Bakterienlast eindeutig zu erkennen,“ fasst Neumann die Ergebnisse zusammen. „Somit bietet der MBLA-Test eine kulturfreie Alternative in einer mit der Mikroskopie vergleichbaren Genauigkeit und einer höheren Präzision als DNA-Amplifikationstests wie GeneXpert.“
Die Ergebnisse unterstreichen laut Forschungsteam das Potenzial des MBLA, das TB-Therapiemanagement zu verändern, indem er die Zeit bis zum Vorliegen von Ergebnissen zur Bewertung des Ansprechens auf die Behandlung erheblich verkürze. Dieser Test sei somit geeignet, die Patientenversorgung zu verbessern und die Evaluierung neuer Anti-TB-Medikamente in frühen Phasen klinischer Studien zu beschleunigen, so das Fazit.
Quelle: idw/Forschungszentrum Borstel, Leibniz Lungenzentrum/Kansas Department of Health and Environment
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