Laborreform weiter in der Kritik

„Kollateralschäden“ werden befürchtet
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Laborproben
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Am Montag hatte der ALM e.V. zu einer Pressekonferenz zum Thema „Die Lage ist ernst: Konsequenzen und Handlungsoptionen zur Laborreform“ eingeladen.

Zuvor hatten laut 1. ALM-Vorsitzenden Dr. Michael Müller 140 Teilnehmer der Labore in einer Krisensitzung über verschiedene Handlungsoptionen diskutiert, sollte die Laborreform wie berichtet zum 1. Januar kommen. Die Labore seien „sprachlos“. Seit 10 Monaten werde intensiv beraten, gesprochen und Vorschläge gemacht. „Die Labore wollen die Reform nicht“. Gewünscht werde, dass die Beschlussfassung für ein Jahr ausgesetzt und neu überdacht werde. Die geplante Abwertung könnten die Labore nicht leisten. Nötig sei eine bedarfsgerechte Reform für die bestmögliche Versorgung der Patienten. Es könne nicht sein, dass „die Labore leergepresst werden wie eine Zitrone“. Dies gehe letztlich zu Lasten der Patienten. Müller verwies zudem auf den offenen Brief von ALM und BÄMI, der inzwischen von mehr als 5.000 Personen unterzeichnet worden sei.

Prof. Dr. Ralf Ignatius, Vorstand beim Berufsverband der Ärzte für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie (BÄMI), befürchtet, dass sich die Patientenversorgung in der Infektionsdiagnostik verschlechtern könnte. Es könne zum einen zu einer Weiterleitung von Proben kommen, die nicht wirtschaftlich sind. Damit verliere man Zeit. „Ein Probentourismus ist kontraproduktiv“. Zum anderen könne es zum Einsatz von preiswerteren Tests kommen. Doch preiswerte seien nicht notwendigerweise besser. Eine Verschlechterung bei Sensitivität und Spezifität könnte die Folge sein. Falsch positive oder falsch negative Tests bereiten ihm Sorgen. Er halte es für ausgesprochen bedauerlich, dass es im Vorfeld der beschlossenen Laborreform keine Konsultation gegeben habe: „Wertschätzung sieht anders aus.“

ALM-Vorstand Evangelos Kotsopoulos kritisierte, dass die Weitergabe der Inflationseffekte nicht möglich sei. Die Kosten seien um 20 bis 35 Prozent gestiegen. Und auch die Kosten, die damit zusammenhängen, dass Labore als kritische Infrastruktur eingestuft wurden, habe niemand auf dem Schirm. So sei der Schutz der IT vor Hackerangriffen sehr teuer. Der Puffer, der noch bestanden habe, sei aufgefressen. Dies sei ein Grund, warum aktuell in der Branche „Alarm“ herrsche. Für einige stelle sich die Frage, ob man aufgebe oder die Leistungen reduziere. Die steigenden Kosten treiben auch die Pathologen um, so Prof. Dr. Dr. Jörg Kriegsmann aus Trier. Durch die EBM (einheitlicher Bewertungsmaßstab) Abwertung werde sich der Mangel noch verschärfen. So sei es in anderen Ländern üblich, das Patienten auf ihre Tumordiagnose drei bis fünf Wochen warten müssten. In Deutschland seien es dagegen bisher ein bis fünf Tage. Die beschlossene Reform führe zu einer Verlängerung der Diagnosezeit.

ALM-Vorstand Prof. Dr. Jan Kramer rechnet vor, dass ein kleines Blutbild z.B. bei Anämie schon heute nicht kostendeckend sei. Über eine Mischkalkulation z.B. mit dem CRP-Wert sei es noch darstellbar gewesen. Falle auch dies noch weg, sei die Basisanalytik nicht mehr kostendeckend möglich. Kramer sieht auch eine Verunsicherung der Mitarbeiterschaft in den Laboren. Bei der Frage der Auswirkungen auf die Ausbildungskapazitäten der MTL in den Laboren kritisiert Müller, dass die Labore im ambulanten Bereich die Ausbildung selbst finanzieren müssten. Man habe dies bei der Politik schon adressiert. Aber wenn der wirtschaftliche Druck zunimmt, müsse man überlegen, wie man damit umgehe. Es sie nötig dies auf nationaler Ebene so zu lösen wie im stationären Bereich. Kotsopoulos schreibt den Verantwortlichen ins Pflichtenheft, dass es jetzt an der Zeit sei, „sich ehrlich zu machen“. Es müsse offen kommuniziert werden, welche Kollateralschäden man bereit sei zu tolerieren.

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