Die akute myeloische Leukämie (AML) ist eine seltene, aber sehr aggressive Form von Blutkrebs, die hauptsächlich Ältere betrifft und zu einer unkontrollierten Vermehrung unreifer weißer Blutkörperchen führt. Nun ist bundesweit eine Studie angelaufen, in der eine neue Dreifach-Medikamentenkombination untersucht wird, die für die Betroffenen weniger belastend ist als herkömmliche Chemotherapien.
In Vorstudien konnte bereits die positive Wirkung der einzelnen Substanzen und der Kombination zweier Medikamente nachgewiesen werden. Ziel der DECIDER-2-Studie ist es, die Wirksamkeit und Verträglichkeit dieser neuen Dreifachtherapie zu testen. Die Studie wird vom Universitätsklinikum Freiburg geleitet, an mehr als 30 Studienzentren in Deutschland durchgeführt und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert. Interessierte Patientinnen und Patienten können sich für eine Teilnahme melden.
Reprogrammieren, Zelltod herbeiführen, Resistenzen vermeiden
„Gerade bei älteren Patientinnen und Patienten können wir intensive Chemotherapien oft nicht anwenden. Mit der Triple-Kombination könnten wir das Überleben und die Lebensqualität von älteren AML-Patienten deutlich verbessern“, sagt Studienleiter Prof. Dr. med. Michael Lübbert, Oberarzt an der Klinik für Innere Medizin I (Schwerpunkt: Hämatologie, Onkologie und Stammzelltransplantation) des Universitätsklinikums Freiburg.
Die DECIDER-2-Studie baut auf den Ergebnissen früherer Untersuchungen auf. In der Studie setzen die Forschenden auf drei Wirkstoffe, die sich einzeln und in Zweier-Kombinationen bereits als wirksam erwiesen haben. Niedrigdosierte, epigenetisch wirksame Medikamente wie Decitabin reprogrammieren die bösartigen Zellen und sind besser verträglich, benötigen aber meist mehrere Monate bis sie ihre Wirkung voll entfalten. Venetoclax, ein weiteres Medikament, löst den programmierten Zelltod in Leukämiezellen aus und beschleunigt die Wirkung von Decitabin. Außerdem wird das Vitamin-A-Derivat All-Trans-Retinsäure (ATRA) eingesetzt, das in der Vorstudie die Resistenzentwicklung von Krebszellen gegen Decitabin verzögerte und so ein verlängertes Überleben der Patientinnen und Patienten ermöglichte.
Weniger intensive Behandlung
Die Studie erfasst bei den meist älteren Patientinnen und Patienten nicht nur das Überleben und die Verbesserung der Blutbildung unter der Behandlung, sondern auch die Zeit, die die Betroffenen nicht in der Klinik, sondern zu Hause verbringen können. Erste Hinweise deuten darauf hin, dass diese weniger intensive Behandlung sogar als Überbrückung bis zum Heilungsansatz der Blutstammzelltransplantation dienen könnte, wodurch bei solchen Patientinnen und Patienten Heilungschancen ermöglicht werden.
Quelle: Universitätsklinikum Freiburg
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