Ein Team um Dr. Thomas Lang, Psychologieprofessor an der Constructor University, hat eine App entwickelt, mit der Patientinnen und Patienten die Wartezeit auf einen Therapieplatz überbrücken können. Die Wirksamkeit der App „Mindable: Panikstörung und Agoraphobie“ wurde jetzt klinisch untersucht und nachgewiesen. Mindable wurde nun von den Krankenkassen als digitale Gesundheitsanwendung zugelassen.
107 Studienteilnehmende
Untersucht wurden 107 Personen mit Panikstörung und Agoraphobie, also Platzangst, in zwei Gruppen: Mit Zugang zur App und ohne. Die Auswahl der Probandinnen und Probanden erfolgte durch klinische Interviews vor Beginn der Studie, während denen eine entsprechende Panikstörung diagnostiziert wurde. Mit beiden Gruppen wurden im Studienverlauf mehrere Befragungsrunden sowie Messungen durchgeführt.
Behandlungsmanual als Basis
Die Inhalte der App beruhen auf einem von Lang und anderen entwickelten Behandlungsmanual aus dem Jahr 2012 und sind ähnlich aufgebaut wie eine Therapie. „Betroffene lernen über ihre Erkrankung und führen Übungen gegen die Angst durch, wie sie auch in einer Therapie üblich sind“, sagt Lang. Bestandteile der App sind zudem ein Angsttagebuch und wöchentliche Check-ups.
Reduktion der Angst- und Paniksymptome
Die Wirksamkeit der App konnte nachgewiesen werden. Bei Patientinnen und Patienten mit Zugang zur App war nach acht Wochen eine signifikante Reduktion der Angst- und Paniksymptome zu beobachten. Mindable hebe sich damit von der großen Masse der digitalen Gesundheitsanwendungen ab, die derzeit auf dem Markt erhältlich seien, heißt es in der Mitteilung der Constructor University; nur ein Bruchteil davon sei methodisch auf Wirksamkeit untersucht worden. Dank ihrer nachgewiesenen Wirksamkeit habe Mindable als eine der wenigen Gesundheits-Apps eine Kassenzulassung erhalten. Die Kosten der App werden den Angaben zufolge von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen, sofern Patient ein entsprechendes Rezept vorweisen könne.
Grenzen der App
Die App hat allerdings ihre Grenzen, darauf weist Lang ausdrücklich hin. „Sie verbessert die Symptomatik, eine Behandlungsalternative oder gar Ersatz für eine Therapie, ist sie aber nicht“, betont er. Vielmehr gehe es darum, den Betroffenen in der Wartezeit ein niedrigschwelliges Angebot zu machen und sie zu ermutigen, erste Schritte gegen ihre Symptomatik zu unternehmen. So könnten auch Vorbehalte zur Aufnahme einer Psychotherapie verringert und die klassische therapeutische Arbeit vorbereitet werden.
Stabil durch die Wartezeit
Nach Schätzungen leiden zehn bis 14 Prozent der Bevölkerung in Deutschland unter einer behandlungsbedürftigen Angststörung. Auf eine spezialisierte Behandlung warten sie oft mehrere Jahre. „Da ist es schon als Erfolg zu werten, wenn sie während der Wartezeit stabil bleiben“, so Lang.
Quelle: idw/Constructor University
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