Eine Forschergruppe der Universität zu Lübeck und des Zentrums für Krebsregisterdaten am Robert Koch-Institut, Berlin, hat die Entwicklung der Zahlen von Brustkrebs vor und nach Einführung des Mammografie-Screenings untersucht. Sie nutzten dazu Krebsregisterdaten von 320.000 Frauen, die in den Jahren 2003 bis 2014 in zehn ausgewählten Bundesländern an Brustkrebs erkrankt waren. Zusätzlich konnten 280.000 Brustkrebssterbefälle der Jahre 1998 bis 2016 analysiert werden. Besonderes Augenmerk der Analysen lag auf der Entwicklung der fortgeschrittenen Stadien, da bei diesen die Sterblichkeit besonders hoch ist. Ein Rückgang dieser Stadien sollte auch die Brustkrebssterblichkeit senken. Die Ergebnisse der Studie wurden nun im „International Journal of Cancer“ veröffentlicht.
In den Altersgruppen, in denen das Mammografie-Screening angeboten wird, konnte ein Rückgang der fortgeschrittenen Erkrankungen um 23,0 bis 28,3 Prozent festgestellt werden (Vergleich der Erkrankungsraten für Brustkrebs der Jahre 2003/04 zu 2013/14). Bei jüngeren oder älteren Frauen, die kein Mammografie-Screening angeboten bekommen hatten, war kein vergleichbarer Rückgang zu erkennen.
Rückgang der Sterblichkeit erwartet
Bei der Brustkrebssterblichkeit zeigten sich ähnliche Effekte. Für Frauen im Alter von 50 bis 59 Jahre wurde ein Rückgang von 25,8 Prozent, für Frauen im Alter von 60 bis 69 Jahre um 21,2 Prozent festgestellt (Vergleich der Sterberaten für Brustkrebs der Jahre 2003/04 zu 2015/16). In den höheren Altersgruppen ohne Mammografie-Screening konnte kein Rückgang beobachtet werden, bei jüngeren ein etwas geringerer Rückgang (16,1 Prozent). Eine weitere Analyse zeigte, dass die Brustkrebssterblichkeit seit etwa 2008 nur noch in den Altersgruppen des Mammografie-Screenings sinkt. Bei jüngeren Frauen bleibt die Brustkrebssterblichkeit konstant, bei älteren Frauen steigt sie sogar deutlich an.
Nach Ansicht der Forscher lässt sich der Rückgang der fortgeschrittenen Brustkrebsstadien und der Brustkrebssterblichkeit, der auf die 50 bis 69-jährigen Frauen begrenzt ist, schlüssig nur mit der Einführung des Mammografie-Screenings erklären. „Mit der Einführung eines wirksamen Screenings erwarten wir zunächst einen Rückgang der prognostisch besonders ungünstigen Stadien, später dann den Rückgang der Sterblichkeit“, so der Studienleiter, Prof. Dr. Alexander Katalinic von der Universität zu Lübeck. „Diese Effekte haben wir mit unserer Studie für die Einführung des Mammografie-Screenings in Deutschland nun zeigen können. Dies ist ein starker Beleg für die Wirksamkeit des Mammografie-Screenings“.
Die Forscher weisen darauf hin, dass der Rückgang der fortgeschrittenen Stadien und der Brustkrebssterblichkeit mit einer moderaten Zunahme an frühen Erkrankungsstadien erkauft werden. Zuletzt lag die Erkrankungsrate für Brustkrebs insgesamt (inklusive Frühformen) in der Altersgruppe der 50- bis 69-jährigen Frauen um 19 Prozent höher als vor der Einführung des Screenings, was ein Hinweis auf Überdiagnosen ist.
Breast cancer incidence and mortality before and after implementation of the German mammography screening program. Alexander Katalinic, Nora Eisemann, Klaus Kraywin-kel, Maria R. Noftz, Joachim Hübner. International Journal of Cancer. https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1002/ijc.32767
Quelle: idw/Universität zu Lübeck, 20.11.2019
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