Rund 2,9 Millionen Frauen zwischen 50 und 69 Jahren nahmen 2014 das Mammographie-Screening in Anspruch. Die Diagnose Brustkrebs erhält eine Frau im Mammographie-Screening dann, wenn die Gewebeunteruntersuchung Brustkrebs sicher bestätigt. Bei rund 16.600 Frauen wurde Brustkrebs entdeckt.
Bei rund 13.000 der untersuchten Frauen wurde ein invasiver Brustkrebs festgestellt. Dabei handelt es sich um Tumoren, die bereits in das umliegende Gewebe hineingewachsen sind. Doch bei über drei Viertel dieser Brustkrebsfälle war der Tumor nicht größer als 20 Millimeter und ohne Lymphknotenbefall. Das verspricht eine besonders günstige Prognose mit schonenderen Therapiemethoden und guter Heilungschance. Entsprechend geht der Anteil der prognostisch ungünstigen Stadien im Mammographie-Screening zurück. Mit nunmehr 21 Prozent liegt er deutlich niedriger als vor dem Screening (56 Prozent).
Bei gut 3.000 Frauen wird der Brustkrebs als sogenannte Brustkrebsvorstufe (duktales Carcinoma in situ, DCIS) entdeckt. Diese besteht aus bereits krankhaft veränderten Zellen. Sie wachsen zunächst aber nur innerhalb des Milchgangs. DCIS können in der Regel nicht ertastet werden und sich unbemerkt sehr weit in den Milchgängen ausdehnen. Mit der Zeit kann aus einem DCIS ein invasiver Brustkrebs entstehen.
Gefahr der Überdiagnosen
Es gibt bösartige Befunde, die nur langsam oder gar nicht wachsen. Manche Frauen sterben auch an anderen Ursachen, bevor sich ein Tumor bemerkbar machen kann. Durch Früherkennung werden daher auch Brustkrebserkrankungen festgestellt, die ohne die Früherkennungsuntersuchung zeitlebens nicht auffällig geworden wären. Dies gilt für das Mammographie-Screening, aber auch für jede andere Früherkennungsuntersuchung wie Ultraschall oder Magnetresonanztomographie. Diese Brustkrebserkrankungen werden als Überdiagnosen bezeichnet. Ob ein entdeckter Tumor weiter wächst, können Ärzte nicht sicher vorhersagen und raten daher in der Regel zu einer Behandlung. Wie häufig Überdiagnosen bei einer Früherkennungsmaßnahme vorkommen, kann nicht genau bestimmt werden. Überdiagnosen gelten als wesentlichster Nachteil der Krebsfrüherkennung.
Der wichtigste Vorteil des Mammographie-Screening-Programms ist nach Angaben der Kooperationsgemeinschaft Mammographie, dass Frauen vor dem Brustkrebstod bewahrt werden. Aktuelle Studien aus Deutschland zeigten schon heute, dass Frauen von der früheren Diagnosestellung im Mammographie-Screening und der damit verbundenen schonenderen Therapie profitieren.
Nach einer Analyse der weiblichen Bevölkerung zwischen 45 bis 79 Jahren aus der Region Münster tritt fortgeschrittener Brustkrebs seit 2013 bei Frauen im Screening-Alter deutlich seltener auf als vor Einführung des Mammographie-Screening-Programms. Für die Auswertung bezogen das Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster sowie das Epidemiologische Krebsregister Nordrhein-Westfalen rund 14.000 gemeldete Brustkrebsfälle von 2000 bis 2013 ein.
Rückgang fortgeschrittener Brustkrebsstadien
Eine andere Studie konzentriert sich auf Teilnehmerinnen des Screening-Programms. Das Referenzzentrum Mammographie Münster wertete dafür Daten von rund 37.500 untersuchten Frauen aus. Das Ergebnis: Bei Frauen, die regelmäßig am Mammographie-Screening teilnehmen, wird Brustkrebs seltener in einem fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert.
Den Rückgang fortgeschrittener Brustkrebsstadien wertet das Robert Koch-Institut als ersten Hinweis für den Erfolg des Mammographie-Screening-Programms. Das Institut sieht darin eine wichtige Voraussetzung für die Senkung der Brustkrebssterblichkeit.
Quelle: Kooperationsgemeinschaft Mammographie, 13.12.2016
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