Zur Eindämmung des Ausbruchgeschehens der COVID-19-Pandemie werden präventiv Maßnahmen wie Hygieneregeln, Kontaktbeschränkungen und verringerte Teilnehmerzahlen bei öffentlichen und privaten Veranstaltungen umgesetzt. Diese sind notwendig zur Kontrolle des Infektionsgeschehens, haben aber gleichzeitig Auswirkungen auf weite Bereiche des privaten und gesellschaftlichen Lebens sowie auf Wirtschaft, Bildung und Kultur. Um individuelle Freiheit und den Schutz vor COVID-19 in Einklang zu bringen, sind daher insbesondere flächendeckende Tests zur schnellen Identifikation von Infizierten erforderlich.
Testergebnis innerhalb von 40 Minuten
Forscherinnen und Forscher der Fraunhofer-Gesellschaft arbeiten an der Entwicklung eines SARS-CoV-2-Testverfahrens, das die bisherige minimale Nachweiszeit von vier Stunden auf 40 Minuten verkürzen könnte – und durch den Wegfall komplexer und kostspieliger Analysegeräte eine mobile Vor-Ort-Testung ermöglichen soll. Im Gegensatz zu anderen Schnellnachweisen, wie den kürzlich eingeführten Antigentests, gelingt dies mit der sogenannten Loop-Mediated-Isothermal-Amplification-Methode (LAMP). Das Grundprinzip dieser Methode beruht auf dem Nachweis von Teilen der viralen genetischen Information. Im Gegensatz zum aktuellen Standardtest basiert die Nachweisreaktion nicht auf einer Polymerase-Kettenreaktion (PCR), sondern auf der isothermalen Vermehrung der gewünschten Zielsequenzen des Virus.
Anstelle eines Abstrichs, der von vielen Probanden und Patienten als unangenehm empfunden wird, könnte der neue Test auch über eine Mundspülung erfolgen. Darüber hinaus lässt sich das Verfahren anpassen – so könnte perspektivisch auch der Nachweis anderer Erreger möglich sein.
Mobiles Testlabor
Um eine künftige Vor-Ort-Prüfung, beispielsweise für den Einlass zu Veranstaltungen oder für Reihenuntersuchungen an Schulen oder Betrieben zu ermöglichen, wurden alle für den LAMP-Test benötigten Geräte und Materialien in den Prototypen eines mobilen Labors in der Größe eines Transporters integriert. Dieser Prototyp wurde gemeinsam von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Fraunhofer IME aus Münster, Aachen und Frankfurt sowie dem Fraunhofer IBMT aus Sulzbach konzipiert und innerhalb von zwei Wochen in die Praxis umgesetzt. Der Prototyp des mobilen Testlabors wurde jetzt am Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik IWU in Dresden erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Mit dem Prototypen des Corona-Testmobils würde nach einer künftigen Zertifizierung als nächster Schritt ein weiterer Baustein zur Kontrolle des COVID-19-Infektionsgeschehens für die Aufrechterhaltung privater, wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und kultureller Aktivitäten in der Pandemie zur Verfügung stehen.
Quelle: Fraunhofer, 16.10.2020
Artikel teilen