Interview zur Weiterbildung in Irland

Dialog
Die Fragen stellte Mirjam Bauer.
Foto von Dr. Rachel Toomey
Dr. Rachel Toomey © privat
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Was erwartet mich als Radio­grapher beziehungsweise 
Medizinischer Technologe (MTR)? Dr. Rachel Toomey arbeitet aktuell als Assistenzprofessorin für Radiographie und diagnostische Bildgebung an der School of Medicine am University College Dublin (UCD).

Ihre erste Ausbildung absolvierte sie zur „diagnostischen Röntgenassistentin“; anschließend promovierte sie im Bereich der medizinischen Bilddarstellung. Danach trat sie eine Forschungsstelle an der University of Dundee in Schottland an. Seit ihrer Rückkehr in die irische Heimat arbeitet sie als Dozentin an der UCD. Dort lehrt und forscht sie seit über zwölf Jahren. Vier Jahre lang (2019–2023) war sie Programmdirektorin des Bachelor-Studiengangs für Radiologie – des größten Studiengangs des Landes, der auch von Personen ohne Hochschulreife in Irland absolviert werden kann. Ferner ist Dr. Toomey Mitgründerin des EFRS Radiographers’ Research Hub. MT im Dialog sprach nach dem Röntgenkongress in Wiesbaden, den Dr. Toomey erstmalig besuchte, über berufliche Möglichkeiten für deutsche MTR in Irland.

Welche Belege (Zertifizierungen et cetera) müssten Technologen aus Deutschland vorlegen, um in Irland arbeiten zu dürfen?

In Irland lautet die Bezeichnung für den MTR-Beruf „Radiographer“. Die diagnostische Radiographie einschließlich Nuklearmedizin und Strahlentherapie sind unterschiedliche Berufe mit getrennten Registern und unterschiedlichen Universitätsqualifikationen.

Radiologietechnologen und Strahlentherapeuten, die in Irland arbeiten möchten, müssen sich in ein Verzeichnis eintragen lassen, das von der CORU geführt wird. Das ist eine Behörde, die die Zu­lassung vieler Gesundheits- und Sozialberufe – einschließlich diagnostischer Röntgenassistenten und Strahlentherapeuten, Physio­therapeuten, Sozialarbeiter, Ernährungsberater, Optometristen – regelt. Personen, die in diesen Berufen arbeiten möchten und sich außerhalb Irlands qualifiziert haben, können die Anerkennung ihrer Qualifikationen durch die CORU beantragen; dies kann jedoch ein langwieriger und herausfordernder Prozess sein. Neben einem ausführlichen Antrag, der beglaubigte Dokumente und Zeugnisse aus dem Studium, Angaben zur bisherigen Berufspraxis und so weiter enthält, muss eine Gebühr von derzeit 410 Euro bezahlt werden. Der Antrag wird von der CORU geprüft, um festzustellen, ob die Bewerber die veröffentlichten „Standards of Proficiency“ für den Beruf erfüllen.

Laut CORU kann es bis zu vier Monate dauern, bis eine erste Entscheidung über einen Antrag getroffen wird. Diese Entscheidung kann die Anerkennung, die Verweigerung der Anerkennung – allerdings nur unter bestimmten Umständen – oder die Feststellung eines oder mehrerer Defizite sein, die vor der Anerkennung der Qualifikationen ausgeglichen werden müssen. Wird ein Defizit festgestellt, so hat der Bewerber in der Regel die Wahl, entweder eine Prüfung in diesem Bereich abzulegen (Eignungsprüfung) oder einen Anpassungszeitraum – einen Zeitraum betreuter Praxis – an einem irischen Standort zu absolvieren und gegebenenfalls auch akademische Module, je nach Defizit, zu besuchen. Der Antragsteller muss diesen Zeitraum der betreuten Praxis selbst organisieren und von der CORU genehmigen lassen. Der Betreuer legt am Ende des Zeitraums einen Bericht vor.

Da die Ausbildung und Praxis der Technologen von Land zu Land sehr unterschiedlich sind, ist es nicht ungewöhnlich, dass Defizite festgestellt werden. So umfassen die Kompetenzstandards Aussagen wie „Seien Sie sich einer Reihe von Forschungs- und Evaluierungsmethoden bewusst, einschließlich evidenzinformierter Forschung“, da in vielen Ländern Forschungsmethoden nicht Teil der Ausbildung sind. Die Bewerber müssen nachweisen, dass sie dies entweder studiert haben oder während ihrer Karriere an der Forschung teilgenommen haben. Ich möchte alle Bewerber ermutigen, sich Zeit für diesen Prozess zu nehmen und sicherzustellen, dass sie vor der Einreichung alles Notwendige vorliegen haben; denn es kann zu Verzögerungen kommen, wenn die Bewerbung nicht vollständig ist. Es ist wichtig, so detailliert wie möglich zu erklären, wie man die Standards erfüllen möchte!

Wenn die Qualifikationen von der CORU anerkannt werden, kann man sich als Röntgenassistent beziehungsweise Technologe in das Register eintragen und in Irland eine Stelle annehmen. Ist die Ausgleichsmaßnahme – entweder die Eignungsprüfung oder die Anpassungszeit – nicht erfolgreich, darf man einen weiteren Versuch zum Ausgleich des Defizits beantragen, entweder durch eine weitere Anpassungszeit oder eine Eignungsprüfung. Das muss nicht die gleiche Maßnahme sein wie beim ersten Versuch. Weiterführende Informationen für alle, die noch mehr erfahren möchten, gibt es hier (QR-Code):

Auf welche Hindernisse könnten Technologen aus Deutschland stoßen, wenn sie nach Irland kommen möchten?

Das größte Hindernis dürfte der langwierige und gegebenenfalls schwierige Weg zur Anerkennung der Qualifikationen und zur CORU-Registrierung sein. Da die Ausbildung von Röntgentechnologen in den europäischen Ländern sehr unterschiedlich ist, gibt es oft Mängel, die behoben werden müssen. Diese Kompensationsmaßnahmen können manchmal schwierig und/oder teuer sein. So kostet eine Eignungs­prüfung derzeit rund 500 Euro; auch die Anpassungsphase muss man selbst finanzieren. Hat man all diese Herausforderungen überwunden, gibt es kaum noch Hindernisse. Da Deutschland und Irland EU-Mitgliedstaaten sind, dürfen Deutsche in Irland leben und arbeiten. Viele Deutsche sprechen sehr gut Englisch, sodass die Sprache kein Problem darstellt. In Irland gibt es eine hohe Nachfrage nach CORU-registrierten Radiologietechnologen; es sind also viele Stellen verfügbar.

Unterstützen Arbeitgeber den Umzug, etwa durch ­Dokumente, Wohnungssuche, Weiterbildung?

Die angebotenen Unterstützungen variieren von Arbeitgeber zu Arbeitgeber. Oft halten sie Ratschläge zum Umzug nach Irland, zur Niederlassung im Land und Informationen zur Einarbeitung bereit. Manchmal werden Schulungen zur kulturellen Sensibilisierung angeboten. Einige – vor allem private – Arbeitgeber stellen Umzugskosten oder vorübergehende Unterkünfte für die ersten Monate; manche bieten sogar finanzielle Prämien für die Vermittlung neuer Mitarbeiter an.

Welche Möglichkeiten haben die Technologinnen und Technologen, ihre Arbeitsstätte zu wählen? Und welche Angebote gibt es etwa für Kultur und Freizeit; wie hoch sind die Lebenshaltungskosten?

In Irland herrscht ein großer Mangel an Technologen. Es gibt im ganzen Land Beschäftigungsmöglichkeiten: von kleineren ländlichen Krankenhäusern über private bildgebende Zentren bis hin zu großen akademischen Krankenhäusern in den größeren Städten. Ebenso bestehen Möglichkeiten in spezialisierten Kliniken, Primärversorgungszentren et cetera, sodass jeder die Umgebung oder den Wohnort wählen kann, die ihn persönlich am meisten ansprechen.

Irland hat ein reiches kulturelles Erbe und eine aktive Sozial-, Kunst- und Musikszene sowie historische und archäologische Stätten. Wie in jedem Land gibt es geschäftige Städte und ruhigere ländliche Gebiete. Allerdings ist Irland recht klein, sodass nichts wirklich weit entfernt ist, falls man einen Tapetenwechsel oder eine kurze Pause einlegen möchte. Wer sich für die irische Kultur interessiert, kommt hier voll auf seine Kosten – im ganzen Land gibt es eine lebendige traditionelle Musikszene. Auch die Nationalsportarten Hurling/Camogie und Gaelic Football sind sehr beliebt. Irland ist ein wunderschönes Land mit vielen fantastischen Orten, um die Natur und die Küste zu genießen. Auch wenn das Wetter wechselhaft sein kann, es regnet entgegen mancher Meinung nicht die ganze Zeit!

Dublin, die Hauptstadt Irlands mit der größten Bevölkerungsdichte, bietet eine breite Palette klinischer Standorte, an denen Röntgentechnologen beschäftigt sind. Der nächstgrößte Ort ist Cork im Süden des Landes, gefolgt von Limerick im Südwesten und Galway an der Westküste: Beschäftigungsmöglichkeiten bestehen jedoch in ganz Irland.

Die Lebenshaltungskosten in Irland sind sehr hoch, insbesondere die Unterkünfte – vor allem in den größeren Städten und in Dublin. Unsere Hauptstadt gehört zu den Top Ten der teuersten Städte in Europa. Das kann für viele Menschen eine Herausforderung sein. Jeder, der einen Wechsel in Betracht zieht, sollte darauf vorbereitet sein.

Was die Freizeitgestaltung angeht, gibt es eine gute Bandbreite, je nach individuellen Interessen. Die Verfügbarkeit hängt bis zu einem gewissen Grad davon ab, wo man sich befindet, größere Städte be­sitzen konzentriertere Einrichtungen; aber man kann überall lokale Clubs und Aktivitäten finden.

Was empfehlen Sie, um die Arbeits- und Lebenserfahrung in Irland als bereichernd zu empfinden?

Engagieren Sie sich in der lokalen Gemeinschaft – auch in ländlicheren Gebieten gibt es lokale Einrichtungen, die Möglichkeiten zum Sporttreiben, Musik und weitere Aktivitäten anbieten. Der Beitritt in Vereine oder Gesellschaften kann eine großartige Möglichkeit sein, um einen anderen Blickwinkel kennen zu lernen.

Wie sind die Arbeitsbedingungen?

Die Stunden und Schichten variieren je nach Standort, am häufigsten sind normale Achtstundentage, die um 8 oder 9 Uhr morgens be­ginnen. Außerhalb der Öffnungszeiten gibt es zudem Bereitschaftsdienste in den öffentlichen Krankenhäusern, auch Röntgen- und CT-Übungen sind die Regel. Private Standorte oder bildgebende Zentren haben oft Wochenendkliniken mit anderen Modalitäten.

Der Patientendurchsatz hängt stark von der Art des Zentrums ab, in dem man arbeitet. Ein stark frequentiertes Akutzentrum hat einen sehr hohen Durchsatz und eine hohe Röntgenpersonaldichte; während sie in einem kleinen Krankenhaus, einer Klinik oder einem Pflegezentrum viel niedriger sein kann.

Wie ist die Teamkultur oder die Interaktion mit anderen Teammitgliedern?

Die Arbeitsbedingungen sind im Allgemeinen gut und die Kultur ist positiv, obwohl natürlich jeder Arbeitsplatz anders ist. Aufgrund des Mangels an Röntgenpersonal im Land gibt es jedoch viele Standorte, die unterbesetzt sind. Das kann dazu führen, dass die Abteilungen sehr ausgelastet sind, was für den einzelnen Mitarbeiter eine Herausforderung darstellen kann. Es kann auch bedeuten, dass es weniger Flexibilität bei der Buchung von Freizeit oder Urlaub gibt, da sichergestellt werden muss, dass die Abteilung jederzeit über genügend Personal verfügt.

Welche Möglichkeiten gibt es, sich in Irland weiterzubilden?

Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten für ein Aufbaustudium in Irland. An der UCD bieten wir Postgraduiertenkurse für eine Vielzahl von Themen an: CT, MRT und Ultraschall bis hin zum Masterniveau sowie auf Zertifikats- und Diplomebene in DXA, Strahlensicherheit, interventioneller Radiologie und mehr.

Das University College Cork und das Trinity College Dublin bieten ebenfalls Postgraduiertenkurse an. Diese Kurse sind in der Regel so konzipiert, dass sie von Technologen besucht werden, die parallel arbeiten. Die Arbeitgeber unterstützen die Technologen häufig bei der Durchführung von Kursen, insbesondere zur Fortbildung.

Es gibt auch eine Reihe kürzerer Kurse und Weiterbildungsaktivitäten, die das ganze Jahr über in Irland stattfinden, darunter die Jahreskonferenz des Irish Institute of Radiography and Radiation Therapy (IIRRT ist der Berufsverband für Röntgentechnologen/Strahlentherapeuten in Irland) und verschiedene Studientage. Es gibt auch Möglichkeiten für Technologen, andere Forschungsabschlüsse, etwa Forschungsmaster oder Doktortitel an Universitäten, zu erwerben.

Wie ich bereits sagte, herrscht in Irland derzeit ein massiver ­Mangel an Röntgentechnologen. Viele Krankenhäuser im ganzen Land sind unterbesetzt und würden sich freuen, CORU-registriertes Personal einzustellen. Auch die beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten sind sehr gut, mit der Möglichkeit, sich in Modalitäten weiterzubilden und die Karriereleiter zu erklimmen, je nach Beschäftigungsort.

Würden Sie Technologen aus Deutschland empfehlen, nach Irland zu kommen und dort zu arbeiten?

Irland hat viel zu bieten – eine lange und reiche Geschichte, eine freundliche, lebendige Kultur und eine wunderschöne Landschaft. Ich würde sagen, dass der CORU-Anerkennungsprozess und die Lebenshaltungskosten zwar ein Hindernis darstellen können, es aber ein großartiges Land ist, sofern man wechselhaftes Wetter mag!

Bitte erzählen Sie uns von Ihrer Arbeitsstelle. Ist diese Organisation auf ein bestimmtes medizinisches Fachgebiet spezialisiert?

Ich arbeite am University College Dublin, einer der größten Universitäten Irlands mit über 37.000 Studenten – einschließlich einiger unserer Auslandsniederlassungen –, davon sind fast 17.000 Vollzeitstudenten. Die Universität gehört zu den besten Universitäten weltweit und ist ein sehr vielfältiger Ort. Wir haben Kurse zu einer sehr breiten Themenpalette. Unser Campus ist etwa 4 km vom Stadtzentrum entfernt, aber mit vielen Grünflächen und Einrichtungen: darunter ein Sportzentrum mit einem 50-Meter-Pool, ein Kino, Geschäfte, ein studentisches Gesundheitszentrum et cetera.

Ich arbeite an der School of Medicine, die unsere Studiengänge Medizin, Radiographie und biomedizinische Gesundheit sowie Biowissenschaften durchführt. In unserer Abteilung haben wir einen funktionalen Röntgenraum (der nur für Lehre und Forschung genutzt wird) und eine Virtual-Reality-Suite. Unsere Studenten absolvieren klinische Praktika in Krankenhäusern in ganz Irland. Wir nehmen derzeit jährlich etwa 100 Bachelorstudenten und 15 bis 20 Masterstudenten in unseren diagnostischen Radiographieprogrammen auf. Persönlich bin ich hauptsächlich in den Bereichen Technik und Strahlenschutz tätig, interessiere mich aber auch für Forschung in den Bereichen medizinische Bilddarstellung und -wahrnehmung, Strahlenschutz und One Health. Ich unterrichte in erster Linie und arbeite nicht ­klinisch. Aber ich weiß: Die bildgebenden Dienste in Irland verfügen in der Regel über eine sehr moderne und digitale Ausrüstung.

 

Entnommen aus MT im Dialog 12/2024

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