Kommentar: Wird das Mpox-Risiko in Europa richtig eingeschätzt?
Doch kaum lief diese Meldung über die Ticker, ging es schon wieder los. Die im Englischen „Minimizer“ genannten „Experten“ bringen sich bereits wieder in Stellung und betonen, dass „keine Panik“ bestehe. Klar, Panik ist nie ein guter Ratgeber, aber es müssen doch die Alarmleuchten im Gesundheitsbereich und Gefahrenabwehr blinken, wenn man sieht, wie schnell sich in Afrika aktuell die Mpox Clade 1b ausbreitet und (dieses Mal) vor allem auch Kinder betroffen sind. Schnell kommt aus dem Westen der Hinweis, man habe ja Erfahrung mit dem letzten Mpox-Ausbruch und man wisse, was zu tun sei. Ist dies wirklich so? Wir haben bisher im Westen eigentlich nur Erfahrung mit Clade 2. Wie sich die neue Clade hier auswirken wird (ein Ausbruch dürfte ohnehin nur noch eine Frage der Zeit sein), kann seriöserweise niemand sagen. Auch nicht, wie gut die vorhandenen Impfstoffe dann wirken. Die bisherigen Daten (aus 2023) sprechen dafür, dass die Impfung nicht das Allheilmittel sein kann, für das einige es offenbar (wieder) halten.
Vorsicht sollte geboten sein
Ein erster Fall von Clade 1b ist nun in Schweden nach einer Reise nach Afrika aufgetaucht, der erste außerhalb Afrikas. In diesem Zusammenhang sei auch auf eine 2023 erschienene Studie in Lancet verwiesen, in der die respiratorische Übertragung von Mpox näher betrachtet wurde. Die Autoren kamen damals zu dem Schluss: „Based on the available evidence, the likelihood of human-to-human MPXV respiratory transmission appears to be low; however, studies should continue to assess this possibility.“ Während hierzulande gleich wieder betont wurde, das Übertragungsrisiko sei beherrschbar, wäre ein solcher Übertragungsweg schlichtweg eine Katastrophe. SARS-CoV-2 hat gezeigt, was eine Unterschätzung mit sich bringen kann. Doch statt Afrika frühzeitig zu helfen (die ersten Warnsignale waren dort früh erkennbar), den aktuellen Ausbruch einzudämmen, hat man lieber abgewartet („es ist ja so weit weg“). Man könnte wieder sagen: „Die Menschheit hat nichts dazu gelernt“. Es gibt im Zeitalter des globalen Flugverkehrs eben keine regionalen Ereignisse mehr. So beginnt China laut örtlicher Medienberichte bereits, Neuankömmlinge auf Mpox-Symptome zu screenen.
Auch Abwarten bei H5N1?
Gleiches gilt im Übrigen für Influenza H5N1 in den USA. Auch dort schaut man im Prinzip mehr oder weniger nur zu und macht zu wenig, um die Ausbreitung im Nutztierbereich endlich zielgerichtet einzudämmen, bevor die Anpassung des Virus an den Menschen (noch besser) erfolgt. Es ist umso weniger verständlich, da ein erneuter Ausbruch einer Pandemie sehr viel teurer wird als frühzeitige und schnelle zielgerichtete Eindämmungsmaßnahmen, die jedoch einige unliebsame Entscheidungen im Vorfeld des US-Präsidentschaftswahlkampfes erfordert hätten.
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