Aus der Praxis für die Praxis (28): Mehr Konzentration bei der Arbeit
Überforderung und Unterforderung
Überforderung ist unbeliebt, aber – bei schwierigen Arbeiten – konzentriert man sich automatisch stärker als bei leichten. Man unterscheidet zwischen der „quantitativen Überforderung“ (sehr große Arbeitsmenge) und der „qualitativen Überforderung“ (sehr schwierige Arbeiten). Vormittags im Leistungshoch kommen die Mitarbeiter mit einer überfordernden Aufgabe besser zurecht. Ist es planbar, sollte man nachmittags die leichteren Arbeiten erledigen. Bei ständig wiederkehrenden, monotonen Arbeiten, die nicht herausfordernd sind, arbeitet man unter seinem geistigen Potenzial. Langweilige, unterfordernde Arbeiten über längere Zeit führen dazu, dass man sich nicht aktiv um Konzentration bemüht. Denn geringe Tätigkeitsvielfalt wirkt ermüdend, man erhöht das Arbeitstempo, um schnell mit der ungeliebten Arbeit fertig zu werden. Der Begriff „Boreout“ für Unterforderung wurde erstmals 2007 vom Schweizer Philipp Rothlin verwendet. Und bedeutet so viel wie: gelangweilt zu sein, Mühe mit der Konzentration zu haben. Eine Tätigkeit, die nicht herausfordernd ist, fördert die gedankliche Ablenkung. Bei Dauerunterforderung verkümmern sogar geistige Fähigkeiten, so wie ein Muskel verkümmert, wenn er nicht gefordert wird. Man kann es natürlich auch anders sehen: endlich mal eine leichte Arbeit, die keinen Stress verursacht. Jetzt kann man mal im Sparmodus arbeiten, im ersten Gang fahren, muss sich nicht verausgaben.
Entnommen aus MT im Dialog 8/2023
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