Mehr Studierende, sinkende Ausbildungszahlen: Bereits seit mehreren Jahren lässt sich die Tendenz zur Akademisierung in allen Berufszweigen beobachten. Das hat direkte und indirekte Auswirkungen auf die fachschulische MTRA-Ausbildung, denn die Konkurrenz um die besten Schulabgängerinnen und -abgänger mit allgemeiner Hochschulreife wächst zwischen Hochschulen und Fachschulen.
Steigende Komplexität im Gesundheitssystem
Darüber hinaus führen die technische und medizinische Weiterentwicklung und der demographische Wandel zu einer steigenden Komplexität im Gesundheitssystem und veränderten Arbeitsanforderungen für MTRA. Einige Gesundheitsfachberufe haben unterstützt von einer Empfehlung des Wissenschaftsrates bereits erste Schritte in Richtung einer akademischen Ausbildung unternommen.
DRG und VMTB haben daher ein gemeinsames Positionspapier zu Ausbildung und Akademisierung des MTRA-Berufes verabschiedet, um diesen Entwicklungen Rechnung zu tragen. Darin finden sich vier Forderungen:
1. Grundständige Teilakademisierung der MTRA-Ausbildung schrittweise erproben
Eine grundständige Teilakademisierung kann die Attraktivität des MTRA-Berufes erhöhen und gleichzeitig neue Karrierewege öffnen. Durch eine akademische Ausbildung wird dieser Beruf prinzipiell für Schulabgängerinnen und Schulabgänger mit Hochschulreife interessant, die ein Studium anstreben und sich für eine Tätigkeit im Gesundheitsbereich interessieren. Gleichzeitig wird sichergestellt, dass der Zugang zum Beruf auch weiterhin über die schulische Ausbildung und die Mittlere Reife offen bleibt. Die Einführung einer Teilakademisierung der MTRA-Ausbildung soll schrittweise erfolgen und evaluiert werden.
2. Weiterführende und berufsbegleitende Studiengänge aufbauen
Der Aufbau und die Entwicklung von weiterführenden und berufsbegleitenden Studiengängen bieten MTRA neue berufliche Perspektiven und Karrierewege. Diese Studiengänge können zur gezielten Fortbildung und Qualifikation von MTRA genutzt werden. Das ist insbesondere für diejenige interessant, die eine Tätigkeit als Leitungs- oder Lehrkraft anstreben. Zudem bieten weiterbildende Studiengänge die Möglichkeit, bestimmte Teilgebiete wie bspw. Digitalisierung, minimal-invasive Therapie oder wertebasierte Radiologie zu vertiefen.
3. Überarbeitung der Ausbildungs- und Prüfungsverordnung
Mit einer Überarbeitung der Ausbildungs- und Prüfungsverordnung aus dem Jahre 1994 soll die schulische Ausbildung auf den aktuellen Stand der Gesundheitsforschung und der technischen Entwicklungen gebracht werden. Viele neue Anforderungen, die sich an MTRA ergeben (z.B. Kommunikation mit den Patientinnen und Patienten, Digitalisierung) könnten in eine neue Ausbildungsverordnung implementiert werden. Zudem sorgt eine moderne Wissens- und Methodenvermittlung an den Berufsfachschulen für eine erhöhte Attraktivität des Berufsfeldes und kann helfen, die Abbruchquoten während der Ausbildung zu verringern.
4. Keine grundständige Vollakademisierung der MTRA-Ausbildung
Eine grundständige Vollakademisierung würde Schulabgängerinnen und Schulabgänger ohne Hochschulreife aus diesem Beruf ausschließen und den Fachkräftemangel eher verstärken als beheben. Zudem stehen an den Hochschulen weder die finanziellen noch die personellen Kapazitäten für eine vollständige Akademisierung der MTRA-Ausbildung zur Verfügung. Unklar bliebe auch, wie sich das Verhältnis zu bereits schulisch ausgebildeten MTRAs gestalten würde und wie sich Tätigkeiten und finanzielle Vergütung unterscheiden würden. DRG und VMTB lehnen daher die grundständige Vollakademisierung der MTRA-Ausbildung ab.
Das Positionspapier soll als Grundlage für Diskussionen und Gespräche mit Gesundheitspolitikern, Behördenvertretern sowie medizinischen Fachgesellschaften und Berufsverbänden dienen.
Quelle: DRG/VMTB
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