Bei einer aktuellen Greenpeace-Untersuchung wurde die Chemikalie Ethoxyquin in 45 von 54 Fischprodukten gefunden. Die Stichproben – Tiefkühlprodukte, aber auch Räucherlachs und frischer Fisch – stammen aus deutschen Super- und Biomärkten. Lachs, Forelle, Dorade und Wolfsbarsch weisen zum Teil hohe Konzentrationen auf, in 32 Fällen über den für Fleisch geltenden zulässigen Höchstmengen. Für Fisch hingegen existieren solche Mengenangaben nicht. Alle 38 Proben aus konventioneller Fischzucht (das heißt: nicht bio und kein Wildfang) sind belastet.
Futtermittel ist die Ursache
Ethoxyquin ist ein Vertreter der Gruppe der Antioxidationsmittel (früher wurde es auch als Pestizid eingesetzt). Diese sollen ein Lebens- oder Futtermittel vor dem Verderb durch Oxidation schützen, indem sie selbst Radikale auffangen und oxidiert werden. Chemisch gesehen gehört es zur Gruppe der Chinolene (C14H19ON). Fischmehlproduzenten aus aller Welt benutzen somit Ethoxyquin, um ihr Produkt für den Transport haltbar zu machen. Abnehmer sind die Betreiber von Aquakulturen, die damit ihre Fische füttern. In den Tieren reichert sich der Stoff an. Das belegt die Greenpeace-Untersuchung abermals. Ethoxyquin ist jedoch als Zusatz zu Futtermitteln (E-Nummer E 324) gemäß § 16 Futtermittelverordnung in Verbindung mit dem Gemeinschaftsregister / VO (EG) Nr. 2316/1998 mit einem Höchstgehalt von 150 mg/kg zugelassen (bei Hunden bis zu 100 mg/kg Futtermittel). Ethoxyquin im Lachs kann daher durchaus durch den legalen Einsatz von Ethoxyquin in Lachsfuttermittel bedingt sein.
Metabolite sind ebenfalls problematisch
Doch nicht nur das Ethoxyquin selbst ist problematisch, sondern auch das Dimer. Mit dem Futter aufgenommenes Ethoxyquin wird in der Leber nur wenig verändert. Ein Metbaolit ist das Dimer. Dieses wird dann im Gewebe (v. a. fetthaltige Gewebe) eingelagert. Das Dimer des Ethoxyquins ist schwerer abbaubar und wird nur in geringer Menge ausgeschieden. Deshalb wird das Dimer auch nicht während der üblichen Aushälterung des Fisches vor der Schlachtung eliminiert. Im Gegenteil, während der Aushälterung soll ein Teil des Ethoxyquins in das Dimer umgewandelt und eingelagert werden. Dabei korreliert die Konzentration an eingelagertem Dimer direkt mit dem Fettgehalt der untersuchten Gewebe. Laut GALAB Laboratories sind bisher nur wenige Daten zur toxikologischen Wirkung von Ethoxyquin bekannt. Es gilt aber als gesundheitsschädlich. Ethoxyquin reichert sich im Fettgewebe und in der Muttermilch an. Untersuchungen an Ratten haben zudem gezeigt, dass die Blut-Hirnschranke von der Verbindung passiert werden kann, so dass man auch von einer Anreicherung im Gehirn ausgeht. Es gibt außerdem noch als zweiten Metabolit das Ethoxyquin-Chinon-Imin, das ebenfalls schon in Proben nachgewiesen wurde (AGES) und das laut EFSA genotoxisch (d.h. DNA schädigend) sein könnte, was auf mögliche Sicherheitsbedenken schließen lasse.
CVUA Freiburg hatte auch schon getestet
Am CVUA Freiburg wurden schon 2005 und 2008 Rückstände von Ethoxyquin in Lachs bzw. Forellen untersucht. Im Jahr 2008 wurden die Ergebnisse auch im Ökomonitoring-Bericht dargestellt. Im Jahr 2015 konnten vom CVUA Freiburg in etwa zwei Drittel aller untersuchten Proben (25 von 38) Ethoxyquin, in knapp 80% (30 von 38) der Metabolit (Ethoxyquin Dimer) analytisch nachgewiesen werden. Die Gehalte an Ethoxyquin lagen dabei zwischen 2 - 98 µg/kg, die des Metaboliten sogar im Bereich von 2 - 986 µg/kg.
Passiert ist seitdem offenbar nicht viel, wie die neuen Ergebnisse von Greenpeace zeigen. Auch das Fernsehen hatte schon mehrfach über das Thema berichtet u.a. auch das ZDF in einem Beitrag vom 5.8.2014 unter dem Titel „Edelfisch oder Ekelfisch? - Lachs in der Massentierhaltung”. Dort wurde unter anderem die Herstellung von Futtermitteln für die Lachszucht gezeigt und auch auf den Zusatz von Ethoxyquin zu den Futtermitteln hingewiesen.
Quellen:
CVUA Freiburg
www.aquakulturinfo.de
Greenpeace
GALAB Laboratories
AGES
EFSA
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