Im Rahmen einer systematischen anatomischen Studie an der MedUni Wien wurden die konkreten Voraussetzungen sowie Orientierungshilfen für eine erfolgreiche Entnahme von Material aus der Schleimhaut des Nasenrachens definiert. Nebenbei wurde die potenzielle Gefahr einer mechanischen Schädigung des Gehirns evaluiert. „Es besteht die Möglichkeit, dass unerfahrene Tester in COVID-19-Teststraßen Nasenrachenabstriche für PCR- und Antigentests nicht korrekt abnehmen“, erklärt Studienleiter Wolfgang J. Weninger, Leiter der Abteilung für Anatomie am Zentrum für Anatomie und Zellbiologie der MedUni Wien. „Bei falscher Vorgangsweise wird das Material nicht aus dem Nasenrachenraum, sondern aus der Nasenhöhle gewonnen. Das hat den Nachteil, dass bei geringer Virusbelastung zu wenig Virusmaterial für die Diagnostik vorhanden ist. Es ist daher möglich, Infektionen zu übersehen.“
Individuelle Besonderheiten des Nasen- und Nasenrachenraumes
Zwar seien der überwiegende Teil der Handlungsanweisungen für die Durchführung der Abstriche im Prinzip korrekt. Die Anatomie des Nasen- und Nasenrachenraumes zeige aber zahlreiche individuelle Besonderheiten, die ein erfolgreiches Vorgehen erschweren. Das Team rund um Wolfgang J. Weninger hat nun Kriterien definiert, die den Testern eine optimale Selbstkontrolle für eine, in jedem Fall erfolgreiche Durchführung eines Nasenrachenabstriches ermöglichen soll. Grundlage dafür ist eine wissenschaftliche Studie, bei der an 157 Körperspenden über beide Nasenhöhlen Nasenrachenabstriche simuliert wurden. Der Vorschub des Abnahmestäbchens wurde dabei kontinuierlich beobachtet. Basierend auf den gewonnenen Daten schlägt das Forscher-Team nun ein einfaches und sicheres, dreistufiges Verfahren zur Durchführung von Nasenrachenabstrichen vor. Darüber hinaus definiert das Team leicht erkennbare Signale, die den Testern die korrekte Durchführung ermöglichen. Auswertungen belegen, dass dieses Verfahren bei allen Personen ohne Erkrankungen der Nasenhöhle das Eindringen des Abstrichstäbchens in den Nasenrachenraum ermögliche, während dies bei Verwendung alternativer Orientierungshilfe nur in weniger als 50 Prozent gelinge.
Der dreistufige Nasopharynx Abstrich:
- Einführen des Stäbchens am Boden des Nasenloches für rd. 1 cm parallel zum Nasenrücken
- Aufwärtsbewegung des Schaftes, bis der Nasenflügel berührt oder angehoben wird.
- Vorschieben des Stäbchens bei gleichzeitiger Drehung bis zu einem gedachten Punkt unterhalb der äußeren Öffnung des Gehörganges.
Schädigung des Gehirns durch das Probeentnahmestäbchen?
Schließlich untersuchte das Team auch, die von vielen Menschen gefürchtete und in Online-Foren kolportierte Gefahr, bei der Gewinnung von Nasenrachenmaterial das Gehirn zu verletzen. Die unter Sicht durchgeführten Simulationen belegen eindeutig, dass bei korrekter, aber auch mäßig abweichender Durchführung von Nasenrachenabstrichen absolut keine Gefahr einer Gehirnverletzung bestehe.
Paata Pruidze, Plamena Mincheva, Jeremias T. Weninger, Lukas F. Reissig, Andreas Hainfellner, Wolfgang J. Weninger: Performing nasopharyngeal swabs—Guidelines based on an anatomical study. Clinical Anatomy, First published: 03 July 2021, DOI: doi.org/10.1002/ca.23762.
Quelle: MedUni Wien
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