Wie überlistet Hepatitis E das Immunsystem?

Virusvarianten untersucht
lz
Hepatitis E
Bringen genetischen Veränderungen Vor- oder Nachteile für das Hepatitis-E-Virus mit sich? © BillionPhotos.com, stock.adobe.com
Newsletter­anmeldung

Bleiben Sie auf dem Laufenden. Der MT-Dialog-Newsletter informiert Sie jede Woche kostenfrei über die wichtigsten Branchen-News, aktuelle Themen und die neusten Stellenangebote.


* Pflichtfeld

Welche Faktoren sind für das Hepatitis-E-Virus im Laufe seines Vermehrungszyklus wichtig und wie gelingt es ihm, die Infektion aufrechtzuerhalten? Diese Fragen hat ein internationales Forschungsteam untersucht.

Das Hepatitis E-Virus (HEV) ist der Hauptverursacher akuter Virushepatitiden. Über drei Millionen Menschen infizieren sich jedes Jahr mit dem Hepatitis-E-Virus. Bislang gibt es kein spezifisch wirksames Medikament. Und rund 70.000 Menschen sterben jährlich an der Krankheit. Nach dem ersten dokumentierten epidemischen Ausbruch 1955 bis 1956 vergingen mehr als 50 Jahre, bis Forscherinnen und Forscher sich intensiv des Themas annahmen. Akute Infektionen heilen bei Patientinnen und Patienten mit intaktem Immunsystem normalerweise von selbst aus. Bei Betroffenen mit reduziertem oder unterdrücktem Immunsystem wie Organtransplantatempfängern oder HIV-infizierten kann HEV allerdings chronisch werden. Auch für schwangere Frauen ist HEV besonders bedrohlich.

Mehrere Virusvarianten in einem Patienten

Ein wichtiger Abwehrmechanismus gegen virale Infektionen sind die Antikörper. Diese binden spezifisch meist an Oberflächenproteine des Virus, um dieses unschädlich zu machen. Aber Viren haben Strategien entwickelt, sich dieser Identifizierung zu entziehen. Während einer Infektion mit dem Hepatitis-E-Virus entstehen durch zufällige Mutationen häufig Virusvarianten, die innerhalb einer infizierten Person nebeneinander existieren können. Der antivirale Wirkstoff Ribavirin, den viele chronisch Infizierte erhalten, kann die Bildung solcher viralen Varianten sogar noch verstärken.

Acht Virusvarianten betrachtet

Acht solcher Virusvarianten aus Proben chronisch infizierter und mit Ribavirin behandelter Patientinnen und Patienten schaute sich das Forschungsteam im Labor genauer an. Das Team wollte wissen: Bringen die genetischen Veränderungen Vor- oder Nachteile für das Virus mit sich? Haben sie zum Beispiel Einfluss auf die Vermehrungsfähigkeit oder die Infektiosität? „Während sich sieben der untersuchten Mutationen genauso verhielten wie der Wildtyp, haben wir bei einer Mutante Unterschiede feststellen können“, berichtet Toni Meister von der Abteilung Molekulare und Medizinische Virologie der Ruhr-Universität Bochum (RUB). Diese Mutation betreffe das Capsidprotein, welches für die Verpackung der Viruspartikel essenziell ist. „Die Viren mit dieser Mutation werden falsch zusammengesetzt, sind vermutlich kleiner als das Wildtypvirus, und das Capsidprotein reichert sich nicht in der Zelle an“, beschreibt Daniel Todt, ebenfalls von der RUB. Diese Partikel sind nicht infektiös, werden aber von Antikörpern des Immunsystems korrekt erkannt und gebunden. „Hierin könnte ein Vorteil für das Virus liegen, wenn diese defekten Viren die Antikörper praktisch abfangen, sodass nicht mehr genug vorhanden sind für korrekt zusammengesetzte, infektiöse Viruspartikel“, mutmaßt Eike Steinmann, Professor an der RUB.

Literatur:
Meister TL, Brüggemann Y, Nocke MK, et al.: A ribavirin-induced ORF2 single nucleotide variant produces defective hepatitis E virus particles with immune decoy function. PNAS, Vol. 119, No. 34, 2022, DOI: 10.1073/pnas.2202653119.

Quelle: idw/RUB

Artikel teilen

Online-Angebot der MT im Dialog

Um das Online-Angebot der MT im Dialog uneingeschränkt nutzen zu können, müssen Sie sich einmalig mit Ihrer DVTA-Mitglieds- oder Abonnentennummer registrieren.

Stellen- und Rubrikenmarkt

Möchten Sie eine Anzeige in der MT im Dialog schalten?

Stellenmarkt
Industrieanzeige