Wie schnell steigt das Omikron-Ansteckungsrisiko?

Corona in Haushalten
lz
Schriftzug Omikron
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Innerhalb eines Jahres steigt das Risiko, sich innerhalb eines Haushaltes mit Omikron zu infizieren, (von anfänglich 20 Prozent nach Impfung oder Infektion) kontinuierlich auf rund 80 Prozent an.

Schon seit einiger Zeit dominieren weltweit Varianten des Coronavirus SARS-CoV-2, die der Omikronfamilie zugeordnet wurden. Doch wie verändert sich das Ansteckungsrisiko im eigenen Haushalt nach einer Impfung oder Infektion mit der Zeit? Dies wurde bisher nur in wenigen Studien untersucht, die zudem auf Negativtests oder retrospektiven Analysen basierten. „Keine Studie berücksichtigte die Situation in den Haushalten und stützte sich prospektiv auf Daten zu Antikörpertitern im Blut, Impfungen und Infektionen im zeitlichen Verlauf. Um diese Wissenslücke zu schließen, erklärten sich im Rahmen unserer DigiHero-Studie bundesweit tausende Menschen bereit, unser Team bei einer Infektion sofort zu informieren“, erklären die Erstautorinnen der Studie, Bianca Klee und Sophie Diexer. Die beiden wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen am Institut für Medizinische Epidemiologie, Biometrie und Informatik der Universitätsmedizin Halle haben Daten von fast 1.200 Personen aus mehreren hundert Haushalten analysiert.

Sammeln von Trockenblutproben

Insgesamt konnten 662 Teilnehmende aus 262 Haushalten berücksichtigt werden, davon 122 Kinder. Etwa zwei Drittel waren mindestens dreifach geimpft und 12 Prozent hatten bis zum Zeitpunkt der Infektion keine Impfung erhalten. Die Teilnehmenden mussten mindestens in einem Zwei-Personen-Haushalt leben und unmittelbar nach dem Auftreten einer Infektion mit Hilfe eines zugesandten Studienkits eine Trockenblutprobe sammeln. Pro Karte wurden zwei Punkte mit einem Durchmesser von 4,7 mm gestanzt. Nach sechs bis acht Wochen, wenn die akute Infektion überstanden war, wurde eine weitere Probe abgenommen. In der Zwischenzeit dokumentierten die Freiwilligen in einem Symptomtagebuch und einer Online-Umfrage weitere Details zur Infektion und zum Verlauf im Haushalt. Aus den in der zweiten Jahreshälfte 2022 gesammelten Blutproben bestimmte das Studienteam im Labor die Titer der Corona-Antikörper.

Geringeres Risiko bei milden Symptomen

Die Studie betont, dass sich etwa 58 Prozent der Haushaltsmitglieder nach der ursprünglichen Infektion im Haushalt mit einer durchschnittlichen Verzögerung von drei Tagen infizierten. Das Ansteckungsrisiko sei geringer gewesen, wenn die initiale Infektion mit nur milden Symptomen verbunden war. Was nicht verwundert: Je länger die vorige Infektion oder Impfung zurücklag, desto wahrscheinlicher war eine Ansteckung. Das Risiko kletterte demnach innerhalb eines Jahres gleichmäßig und war für eine Impfung und vorangegangene Infektion ähnlich. Sei die Impfung oder vorige Infektion noch „frisch“ gewesen, habe das Übertragungsrisiko bei ungefähr 20 Prozent gelegen. Nach sechs Monaten hätten sich Haushaltsmitglieder in jedem zweiten Fall infiziert. Nach einem Jahr habe das Risiko dann bei 80 Prozent gelegen. Das Infektionsrisiko änderte sich von 80 Prozent bei einem Titer von 0 bindenden Antikörpereinheiten (BAU)/mL bis 20 Prozent bei einem Titer von 3.000 BAU/mL.

Unsicherheit bei Ergebnissen zu Kindern

„Unsere Daten zeigen, dass Kinder und Jugendliche in unserer Stichprobe die ursprüngliche Infektion seltener in den Haushalt brachten und dass die Wahrscheinlichkeit, eine Infektion zu übertragen oder zu erwerben, geringer war als bei Erwachsenen. So lag das Ansteckungsrisiko im Haushalt bei Kindern und Jugendlichen kurz nach der Impfung oder voriger Infektion ebenfalls bei 20 Prozent, stieg aber innerhalb eines Jahres auf nur etwa 40 Prozent an. Allerdings konnten wir nur wenige Kinder in die Studie einbeziehen, sodass diese Ergebnisse mit einer größeren Unsicherheit behaftet sind. Sie decken sich aber mit früheren Untersuchungen, die sich mit anderen Varianten als Omikron befassten“, erläutert Klee. Im Fazit kommen die Autoren zu der Überzeugung, dass Impfungen bzw. vorhergehende Infektionen nur für einige Monate einen hohen Schutz vor einer Infektion mit der Omikron-Variante bieten, was die Annahme einer saisonalen Zirkulation des Virus stütze.

Einschränkungen der Studie

Die Autoren geben als Einschränkung zu bedenken, dass es möglich sei, dass Fälle falsch klassifiziert wurden, z. B. könnte der erste milde symptomatische/asymptomatische Fall den „Indexfall“ infiziert haben, der dann Symptome entwickelte und positiv getestet wurde. Es sei zudem auch möglich, dass Haushaltskontakte außerhalb des Haushalts unbekannten SARS-CoV-2-Expositionen ausgesetzt waren und fälschlicherweise als Sekundärfälle aus dem Haushalt klassifiziert wurden, obwohl sie sich unabhängig infiziert hatten. Außerdem betonen die Autoren, dass nur Erwachsene an DigiHero teilnehmen. Dies könnte dazu geführt haben, dass es möglicherweise mehr Haushalte waren, in denen der Indexfall ein Erwachsener war, da diese möglicherweise eher über die Teilnahme am Übertragungsmodul nachgedacht hätten, wenn sie selbst positiv getestet worden wären. Daneben könnte es sein, dass einige Fälle übersehen wurden, weil nicht nach systematischen Tests oder einem Nachweis positiver Tests gefragt wurde. Bei der Trockenblutentnahme habe es auch ungültige Ergebnisse (79 Teilnehmer) gegeben. Nicht berücksichtigt wurden ferner auch unbekannte frühere Infektionen von Personen.

Literatur:
Klee B, Diexer S, et al.: Household transmission of Omicron variant of SARS-CoV-2 under conditions of hybrid immunity-a prospective study in Germany. Infection. 2024 Jul 22, DOI: doi.org/10.1007/s15010-024-02352-4.

Quelle: idw/UMH

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