Wie lässt sich die Ausbreitung von Geschlechtskrankheiten eindämmen?

Neuer Chlamydienstamm entdeckt
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Illustration von Chlamydia trachomatis
Aufgrund der zunehmenden Antibiotikaresistenzen ist das Verständnis der Bakterien, die STI verursachen, wichtig und im Interesse der öffentlichen Gesundheit. © Dr_Microbe/stock.adobe.com
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Ein internationales Team unter der Leitung der Uni Zürich hat eine neue Methode zur Genomsequenzierung entwickelt und damit einen bisher unerkannten Chlamydienstamm entdeckt.

Weltweit steigen die Fälle von bakteriellen sexuell übertragbaren Infektionen an. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) meldet jedes Jahr weltweit Hunderte Millionen neuer Fälle von bakteriellen Geschlechtskrankheiten. Viele Infektionen bleiben aufgrund ihrer oft unauffälligen Symptome unerkannt, was zu weiteren Übertragungen, Folgekrankheiten, Unfruchtbarkeit und Fehlgeburten führen kann. Angesichts zunehmender Antibiotikaresistenz ist das Verständnis dieser Erreger wichtig und im Interesse der öffentlichen Gesundheit. So wird laut BMG für die bakteriellen Erreger Chlamydia trachomatis, Mycoplasma genitalium und Neisseria gonorrhoeae nach Ende der Antibiotikatherapie die Therapiekontrolle oder auch „Test of Cure“ (TOC) empfohlen. In der Praxis werde der TOC jedoch noch nicht durchgehend in Anspruch genommen.

Neue Sequenzierungsmethode entwickelt

Die Erforschung der Bakterien, die zu sexuell übertragbaren Infektionen (STI) führen, ist allerdings schwierig. Die Erreger können meist nicht im Labor gezüchtet werden, und klinische Proben enthalten Unmengen von menschlicher DNA, was die Genomsequenzierung bakterieller STIs stark erschwert. Dabei wären die genetischen Informationen laut UZH aber wichtig, um herauszufinden, wie diese Bakterien untereinander verwandt sind, wie sie sich verbreiten und wie resistent sie gegen Antibiotika sind. Forschende unter der Leitung von Helena Seth-Smith von der Universität Zürich (UZH) haben in Zusammenarbeit mit der Universität Buenos Aires in Argentinien nun eine neue Sequenzierungsmethode entwickelt: Mithilfe speziell entwickelter molekularer Sonden haben sie die bakterielle DNA der Geschlechtskrankheiten aus den klinischen Proben „gefischt“ und ermöglichten so eine hochauflösende Genomanalyse. „Die neue Methode hilft uns zu verstehen, wie sich Geschlechtskrankheiten ausbreiten und anpassen“, sagte Seth-Smith, Co-Leiterin Microbial Genomics und Leiterin Bioinformatik am Institut für medizinische Mikrobiologie.

Neuer Chlamydien-Stamm ompA-Genotyp L4 bei MSM

Das Team entdeckte damit einen bisher unbekannten Stamm von Chlamydia trachomatis in Argentinien, der vor allem beim ungeschützten Sex über die Schleimhäute weitergegeben wird. Der neue Stamm „ompA-Genotyp L4“ weise im Vergleich zu den drei bisher bekannten Stämmen andere genetische Merkmale auf und sei in Rektalproben von Männern gefunden worden, die Sex mit Männern (MSM) hatten. Patienten mit der Abstammungslinie L4 zeigten typischerweise Symptome wie Entzündungen des Enddarms, Schwierigkeiten beim Stuhlgang oder Ausfluss. „Der Befund unterstreicht die Dynamik der Übertragungs- und Entwicklungswege von STI und eröffnet eine neue Dimension des Verständnisses dieser Krankheiten“, erklärte Erstautorin Karina Büttner von der UZH. „Mit diesen Instrumenten können wir die Bemühungen der öffentlichen Gesundheit zur Kontrolle und Prävention von sexuell übertragbaren Infektionen besser unterstützen.“

Globale Zusammenarbeit bleibt wichtig

Eine globale Zusammenarbeit bei der Verfolgung dieser Infektionen sei unerlässlich. Denn Geschlechtskrankheiten beträfen oft auch Bevölkerungsgruppen, die wenig oder keinen Zugang zu medizinischer Versorgung oder Bildung haben. Durch die neuen Methoden und das bessere Verständnis des genetischen Aufbaus der Krankheitserreger könnten Trends bei der Antibiotikaresistenz erkannt, Diagnosetests verbessert und Behandlungen auf die wachsende Bedrohung durch STIs zuschnitten werden, so die Forschenden.

Literatur:
1. Büttner KA, et al.: Chlamydia trachomatis genomes from rectal samples: description of new clade comprising ompA-genotype L4 from Argentina. Microbial Genomics, 13 February 2025. DOI: 10.1099/mgen.0.001350.
2. Büttner KA, et al.: Evaluating methods for genome sequencing Chlamydia trachomatis and other sexually transmitted bacteria directly from clinical swabs. Microbial Genomics, Date. DOI: 10.1099/mgen.0.001353.

Quelle: UZH

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