Wie groß sind die Kontaminationsrisiken durch Seifenspender?
Ein Team der Hochschule Rhein-Waal um Dr. Dirk Bockmühl, Professor für Hygiene und Mikrobiologie an der Fakultät Life Sciences, hat die Untersuchungen bei Pumpspendern durchgeführt. „Das Ergebnis unserer Untersuchungen ist von großer Tragweite für die Händehygiene“, sagt Bockmühl über diese einfache, aber sehr wichtige Praxis zur Verringerung der Infektionsgefahr im Alltag. Die Förderung des Händewaschens in Kindertagesstätten oder Schulen kann Studien zufolge rund ein Drittel der Durchfallerkrankungen in Ländern mit hohem Einkommen verhindern. Aus diesem Grund fördern Institutionen wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Händehygiene als Präventionsmaßnahme. Der positive Effekt des Händewaschens könnte allerdings reduziert werden, wenn Flüssigseifenspender verwendet werden, die mit Mikroorganismen kontaminiert sind.
Konstruktion der Spendersysteme als Problem
„Mit unserer aktuellen Studie wollten wir zeigen, wie die Bakterien in die Flüssigseife gelangen“, sagt Bockmühl. Zu diesem Zweck hat sein Team mehr als hundert Seifenspender aus Hotelzimmern in ganz Deutschland beprobt. Die Untersuchung berücksichtigte dabei unterschiedliche Spendersysteme, also etwa die gängigen Pumpspender, aber auch solche, bei denen die Seife durch direktes Pressen der Flasche entnommen wird. Die Hypothese war, dass vor allem das Nachfüllen von Flaschen ein Risiko für die Kontamination mit Bakterien ist. Hier wurden die Forscher/-innen allerdings eines Besseren belehrt. „Der Nachfüllprozess selbst stellt unter normalen hygienischen Bedingungen tatsächlich kein Problem dar“, erklärt Bockmühl. Das Problem liege vielmehr in der Konstruktion der Spendersysteme.
70 Prozent mit Mikroorganismen kontaminiert
„Bei den gängigen Pumpspendern gelangt durch die Betätigung der Pumpe mehr oder weniger schmutzige Flüssigkeit von der Hand in die Seife“, erläutert Bockmühl. „Bakterien können über die Ventilfunktion der Pumpen in die Flüssigseife gelangen, in der sich dann oft Biofilme bilden, die selbst durch die Konservierung nicht am Wachstum gehindert werden.“ In seiner Studie fand Bockmühl heraus, dass von den 57 beprobten Pumpspendern 70 Prozent mit Mikroorganismen kontaminiert waren, darunter gram-negative Bakterien, Hefen und Schimmelpilze. Gefunden wurden z.B.: Pluralibacter gergoviae in 41,7 Prozent, Pseudomonaden (Pseudomonas aeruginosa und Pseudomonas putida) in 25 Prozent, Serratia marcescens in 16,7 Prozent und Klebsiella oxytoca und Pasteurella testudinis in 8,3 Prozent der Proben. Nach der ersten Beurteilung wurden verschiedene Abgabesysteme mit P. aeruginosa/P. Gergoviae kontaminiert, um den Weg der Kontamination aufzudecken. Identifiziert wurde die Druckentlastung von Standard-Pumpspendern als Schlupfloch für mikrobielle Kontamination. Hier zeigte sich auch der große Unterschied zu Pressspendern, die fast niemals kontaminiert waren. Die Ergebnisse konnten im Labor reproduziert werden.
Pumpspender kritisch zu sehen
Natürlich stellt sich die Frage, ob die Kontamination negative Auswirkungen auf den menschlichen Organismus haben kann. Problematisch kann dabei zum Beispiel die auch in der aktuellen Studie häufig nachgewiesene Art Pluralibacter gergoviae sein. „Laut einer Empfehlung des Bundesinstituts für Risikobewertung sollen Seifenspender nicht mit diesen Bakterien verunreinigt sein, um ein gesundheitliches Risiko, insbesondere empfindlicher Risikogruppen, zu vermeiden“, so Bockmühl. Nun müsse aber nicht die Angst umgehen, durch jede Benutzung krank zu werden. Einmalspender, die nur eine begrenzte Zeit genutzt werden, seien aus diesem Grund unkritisch. Und auch die in Hotels durchaus verbreiteten Pressspendersysteme seien durch ihre Konstruktion sehr sicher. Kontaminationen traten hingegen regelmäßig in Pumpspendern auf, die nicht über einen Flüssigkeitsablauf im Pumpkopf verfügen. Diese Systeme seien durchaus als mikrobiologisch kritisch einzustufen.
Quelle: idw/Hochschule Rhein-Waal
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