Viruskrankheit Chikungunya: Erster Impfstoff in Sicht
Der Studie zufolge führte das Vakzin 28 Tage nach einer einzigen Impfung bei 98,9 Prozent der Studienteilnehmenden zu virus-neutralisierenden Antikörperspiegeln, die bis zu 180 Tage nach der Impfung anhielten. Es ist die erste Phase-III-Studie für einen derartigen Impfstoff. VLA1553 wäre der erste am Menschen erprobte Impfstoff gegen Chikungunya.
Verbreitung in Europa befürchtet
Die durch Mücken übertragene Krankheit wird von dem Chikungunya-Virus (CHIKV) ausgelöst. Die Krankheit wurde erstmals in den 1950er-Jahren in Tansania entdeckt und hat sich seitdem in verschiedenen Teilen Afrikas, Asiens, der Karibik und einigen Teilen Amerikas verbreitet. Die Asiatische Tigermücke, die das Virus unter anderem überträgt, wird durch klimatische Veränderungen auch zunehmend in Europa heimisch. Chikungunya äußert sich in Symptomen wie hohem Fieber, starken Gelenk- und Muskelschmerzen sowie Hautausschlägen. Die Krankheit verläuft nur selten tödlich, beeinträchtigt den Gesundheitssektor und die Arbeitswelt in den betroffenen Regionen aber stark [I]. Es gibt derzeit keine spezifische antivirale Therapie.
Lebendimpfstoff VLA1553
Bei VLA1553 handelt es sich um einen monovalenten Lebendimpfstoff. Er beinhaltet den Erreger in einer abgeschwächten, generell nicht krankmachenden Form. Lebendimpfstoffe gelten als effizienter als zum Beispiel Totimpfstoffe. In seltenen Fällen kann es jedoch durch die Impfung zu Krankheitserscheinungen kommen. Während der Studie traten schwerwiegende unerwünschte Ereignisse nach der Impfung (SAE) bei 46 von 3082 Teilnehmenden (1,5 Prozent) in der VLA1553-Gruppe und bei acht von 1033 Teilnehmenden (0,8) im Placebo-Arm auf. Allerdings konnten nur zwei Fälle in der Impfstoffgruppe höchstwahrscheinlich auf die Impfung zurückgeführt werden. So kam es bei einer 58-jährigen Frau zu Muskelschmerzen (Myalgie) und bei einem 66-jährigen Mann zu einer Störung des Wasserstoffwechsels im Körper. Beide Probanden erholten sich vollständig.
Fehlgeburtenrate auffällig
Unsicher machte zunächst die Fehlgeburtenrate im Rahmen der Studie. Während des Untersuchungszeitraums wurden 15 Teilnehmerinnen schwanger, von denen 13 den Impfstoff erhielten. Neun Babys kamen gesund zur Welt, drei starben vor der 20. Schwangerschaftswoche, bei einem Säugling konnten die Forschenden die Eltern für die Nachbeobachtung nicht mehr kontaktieren. Die Fehlgeburtenrate war demnach statistisch betrachtet höher als in der Allgemeinbevölkerung oder nach einer COVID-19-Impfung. Die Forschenden betonen, dass dies auf die kleine Stichprobe zurückzuführen sein könnte. Eine der Fehlgeburten hatte genetische Ursachen. In einem zweiten Fall bestand bei der schwangeren Teilnehmerin ein erhöhtes Risiko aufgrund ihres hohen BMI und früherer Fehlgeburten. Bei der dritten Fehlgeburt wurde keine Ursache gefunden. Ein unabhängiges Gutachtergremium stellte letztlich kein Sicherheitssignal fest. Zusammenfassend sei VLA1553 über alle Altersgruppen hinweg sicher und gut verträglich, heißt es in der Studie.
Fazit
Für Prof. Dr. Peter Kremsner, Universitätsklinikum Tübingen, sieht der Chikungunya-Impfstoff VLA1553 der Studie zufolge sehr vielversprechend aus. Er würde die Krankheitslast in den am stärksten betroffenen Regionen sicherlich deutlich senken, so Kemsner.
Bislang sei der Druck für die Impfstoffhersteller im Falle von Chikungunya zwar noch nicht so hoch wie bei Infektionskrankheiten mit hoher Sterblichkeit. Doch Chikungunya gewinne durch klimatische Veränderungen zunehmend an Bedeutung. „Die Asiatische Tigermücke, die das Virus überträgt, breitet sich immer weiter aus. In Südeuropa ist diese Mückenart bereits heimisch, in Deutschland findet man sie auch immer häufiger. Chikungunya ist zwar in den allerwenigsten Fällen tödlich, doch die Krankheit ist nicht angenehm. Man kann zwei Wochen ordentlich krank sein. Dazu gesellt sich in schweren Fällen eine sehr schmerzhafte Arthritis, die wochenlang andauern kann.“
Zusammenfassung;
- erster Impfstoff gegen Viruskrankheit Chikungunya vor Zulassung
- einmalige Impfung führt laut Studie zu robuster Immunantwort
- klinische Wirksamkeit sehr wahrscheinlich, aber nicht eindeutig gezeigt
Quelle: Science Media Center
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